HOCHZEITSGLOCKEN AUF MALLORCA
gesehenâ, versicherte ihr Marcus.
Doch Lucy sah, wie er sich dabei die Daumen drückte, und unwillkürlich lächelte sie, wenn auch nur matt. Die vergangenen Wochen waren so anstrengend gewesen.
âKopf hoch, bald ist es ja vorbeiâ, tröstete Marcus sie, als hätte er erraten, wie sie sich fühlte. âIn den Flitterwochen kannst du dich dann richtig entspannen.â
âIch kann es kaum erwarten.â
Ein kurzes wirkungsvolles Schweigen folgte.
âIch auch nichtâ, meinte Marcus.
Bei seinem Blick schlug ihr Herz schneller. âDie paar Wochen sind mir sehr lang vorgekommenâ, flüsterte sie atemlos.
Während er dastand und sie ansah, wurde sich Marcus plötzlich einer sehr seltsamen Empfindung bewusst. Er verspürte den fast unwiderstehlichen Drang, Lucy in die Arme zu schlieÃen undâ¦
Kopfschüttelnd verdrängte er die fremden Emotionen, die ihn gepackt hatten. âWarum gehen wir nicht?â, begann er und runzelte missbilligend die Stirn, als es klingelte.
Lucy sah zu, wie er die Tür aufmachte, ein Päckchen entgegennahm und den Empfang quittierte.
âMachst du uns beiden schon mal einen Drink, während ich nachsehe, was das hier ist?â, bat er und öffnete dabei den gefütterten Umschlag. Als er den Inhalt herauszog, fielen zwei Fotos zu Boden.
Automatisch bückte sich Lucy, um sie aufzuheben.
âNein! Lass sie liegen!â, befahl Marcus scharf.
âWas ist â¦?â Sie verstummte und blickte starr auf das Foto in ihrer Hand. Bis zu diesem Augenblick hatte sie nicht geglaubt, die Redewendung, dass âdas Blut einem in den Adern gefrorâ tatsächlich als körperliche Empfindung erleben zu können. âMarcus â¦â, flüsterte sie schockiert. Das Foto zeigte sie: lächelnd, mit vor Erregung und Wonne strahlenden Augen, nackt und mit ausgebreiteten Armen und Beinen, von vier Paar Männerhänden aufs Bett gedrückt, während ein fünfter Mann Sex mit ihr hatte.
Wie in Trance bückte sie sich und hob das andere Foto auf.
âLucy! Nein!â
Doch sie ignorierte ihn und drehte das zweite Foto um, das noch schlimmer war als das erste. Eine zweite Frau war dazugekommen, sie trug einen Dildo, und sie und die Männer machten die schmutzigsten Dinge miteinander. Und Lucy machte bereitwillig mit.
Marcus hielt noch mehr Fotos und ein Video in der Hand. Auf der Kassette klebte ein Bild von ihr, nackt, mit gespreizten Beinen. Darüber stand: âSexy Lucy in Aktion.â
Ihr drehte sich der Magen um. Sie stürzte ins Badezimmer und übergab sich heftig. Zitternd vor Ekel putzte sie sich die Zähne und wusch sich das Gesicht.
âLucy.â
Marcus stand an der offenen Tür. Vage glaubte sie, Schmerz in seinem Blick zu erkennen, doch sie wusste, dass es Abscheu sein musste.
âIch bin das nichtâ, erklärte sie zitternd. âDie Frau sieht aus wie ich, aber ich bin es nicht.â
Schweigen.
Was hatte sie erwartet? Dass Marcus sie an sich ziehen und sagen würde, er liebe sie? Nachdem er das gesehen hatte?
âNatürlich wirst du mich jetzt nicht mehr heiraten wollen. Wie könntest du?â Sie wunderte sich, wie ruhig sie klang. Wie distanziert von den rasenden Qualen, die ihr gerade das Herz zerschnitten. âIch sollte besser nach Hause gehen und alle informieren.â
âLucy.â
Sie bemerkte nicht einmal, dass Marcus den Abstand zwischen ihnen geschlossen hatte. Als er ihr Gesicht umfasste, stiegen ihr Tränen in die Augen. âBitte mach es mir nicht noch schwerer, Marcus. Ich weiÃ, was du jetzt denkst und wie du dich fühlst.â
âTust du das?â, fragte er so schroff, dass sie zusammenzuckte. âNein, ich glaube nicht.â Er lieà sie los und trat zurück. âDu kannst nicht wissen, was es für mich heiÃt, dass du diesem â¦, diesem Dreck ausgesetzt worden bist. Dass man dich so erniedrigt hat.â
âMarcus, ich bin das nichtâ, wiederholte Lucy, obwohl ihr klar war, dass er ihr nicht glauben würde, es nicht konnte. Nicht mit den Fotos als Beweis.
Finster sah er sie an. Wahrscheinlich dachte er, dass sie alles noch schlimmer machte, indem sie log.
âIch weiÃ, dass du das nicht bist.â Dabei zuckte er geradezu herablassend mit den Schultern.
Marcus glaubte ihr?
âDu weiÃt, dass ich das nicht bin?â, fragte sie vorsichtig nach, weil sie
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