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Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)

Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)

Titel: Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schwarzhuber
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zurück, oder? Bisher hast du tatsächlich jeden Tag auf dem Hof geschlafen. Das hätte ich dir gar nicht zugetraut.«
    »Woher weißt du, dass ich jeden Tag auf dem Hof schlafe?« Er würde mir doch nicht hinterherspionieren?
    »Das wüsstest du wohl gerne«, sagte er mit einem frechen Grinsen und sah dabei unverschämt gut aus. Max hatte eine große Ähnlichkeit mit meinem Vater, vielleicht fiel es mir auch deswegen so schwer, ihn zum Teufel zu schicken.
    »Und du wüsstest wohl gerne, wie es mit meinen Heiratsabsichten steht?«, konterte ich.
    Er zuckte mit den Schultern. »Hanna, ganz ehrlich. Da mache ich mir überhaupt keine Gedanken. Ich bin mir sicher, dass du nicht heiraten wirst.«
    Mit diesen Worten trat er in die Pedale und fuhr davon.
    »Wenn du dich da mal nicht täuschst!«, schrie ich ihm hinterher. »Ich werde nämlich sehr wohl heiraten!«
    Ich hörte nur noch sein Lachen, dann fing es von einer Sekunde auf die andere an, wie aus Eimern zu regnen.
    Ich kam pitschnass am Hof an und ließ mir sofort ein heißes Bad ein. Während ich in der Wanne lag, versuchte ich, eine Weile mal nicht über meine verzwickte Situation nachzudenken. Leider gelang mir das nicht.
    Am Abend saß ich vor dem Fernseher, langweilte mich unendlich und fühlte mich einsam. Fanny lag am anderen Ende des Zimmers und ignorierte mich wieder mal.
    Seltsam, in meiner kleinen Wohnung in München, die insgesamt nur wenig größer als das Wohnzimmer hier war, kannte ich das Gefühl der Einsamkeit gar nicht. An einem Abend wie diesem wäre ich zu Freunden, ins Kino oder auf einen Sprung zu Mike in die Bar gegangen. Der hätte mir einen seiner ganz speziellen Drinks gemixt und mir ein wenig beim Jammern zugehört. Bis er davon genug gehabt und mir irgendeinen Tipp gegeben hätte, was ich tun oder lassen sollte. Bevor ich lange überlegen konnte, nahm ich mein Handy.
    »Hi, Mike, ich bin’s«, rief ich, glücklich, seine Stimme zu hören.
    »Hanna? Du, es tut mir schrecklich leid, aber hier ist gerade die Hölle los. Einer der Bayern-Spieler feiert Geburtstag und …« Im Hintergrund ertönten laute Gesänge, und ich konnte Mike kaum noch verstehen.
    »Schon gut, Mike … Bis bald!«
    »Ciao, Bella! Und melde dich, wenn du wieder zurück bist! Du fehlst mir!«
    »Du mir auch!«
    Ich legte auf. Dann stand ich auf und ging zum Fenster. Draußen regnete es immer noch Bindfäden. Es war schon dunkel. Im Austragshäuschen brannte Licht. Willy war daheim! Der hätte sicher nichts dagegen, wenn ich ihn besuchen würde.
    Ich flitzte in die Küche und öffnete den Kühlschrank. Mist. Kein Bier mehr da, das ich mitnehmen konnte. Ich ging in die Speisekammer und suchte nach einer Flasche Wein. Da fiel mir ein Steinguttopf auf, der im Regal stand.
    Was war das denn? Ich nahm den schweren Topf und trug ihn in die Küche. Neugierig öffnete ich den Deckel und zog die Frischhaltefolie weg, die darunter war. Sofort stieg mir ein intensiver Duft nach Rum und Früchten in die Nase. Ein Rumtopf! Noch von Oma selbst angesetzt. Mit Erdbeeren, Kirschen, Heidelbeeren, Zwetschgen, roten und schwarzen Johannisbeeren und vor allem mit vielen Himbeeren, die ich besonders liebte.
    Als ich noch ein Kind war, gab es den Rumtopf oft an Sonntagen über Eis oder Pudding. Leider immer nur für die Erwachsenen, was ich damals ziemlich gemein fand. Vater hatte mich ab und zu heimlich kosten lassen. Es hatte herrlich geschmeckt, süß und fruchtig. Wahrscheinlich hatte es vor allem deshalb so gut geschmeckt, weil es ja eigentlich für mich verboten war. Damals schwor ich mir, als Erwachsene so viel Rumtopf zu essen, wie ich wollte. Jetzt endlich konnte ich diesen Plan in die Tat umsetzen. Ich holte einen Löffel heraus und probierte.
    »Hmmm!« Für einen Moment versetzte mich der Geschmack in die schönen Tage meiner Kindheit zurück, und ich sah das lächelnde Gesicht meines Vaters vor mir. Ich schloss den Deckel wieder, nahm den Topf und einen Regenschirm und machte mich auf den Weg zu Willy.
    Laute Musik von Queen war von drinnen zu hören, als ich an der Tür klopfte. Es dauerte ein Weilchen, bis er mich hörte.
    »Willy!«, rief ich. »Ich bin’s.«
    »Herein!«, rief er endlich, und ich betrat den einfachen kleinen Raum, der gleichzeitig Wohnzimmer und Küche war.
    Willy saß in einem ausgewaschenen grauen Jogginganzug auf dem Sofa und hatte einen modernen Tablet- PC auf dem Schoß liegen. Er drehte die Musik leise.
    »Stör ich?«
    »Nur ein bisserl«, antwortete

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