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Hoehenrausch und Atemnot - Mein Weg auf den Kilimandscharo

Titel: Hoehenrausch und Atemnot - Mein Weg auf den Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Kaul
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dass der in der Nähe von Nürnberg ansässige Hubert Schwarz Abenteuerreisen zum Kili anbietet und wir vielleicht mit ihm zusammen eine Reisegruppe auf dem Weg nach oben begleiten könnten. Er müsste als Erster begutachten, ob wir mit unserem Live-Team und dem notwendigen Technikgepäck überhaupt eine Chance hätten, in fünf Tagen den Weg nach oben zu schaffen.

Schreibtischarbeit
    Die Phase der Knochenarbeit, der Vorbehalte und der kritischen Nachfragen fängt dann im Februar an. Wir kalkulieren die Kosten für den Transport und die einheimischen Träger und Führer. Wir fragen bei der tansanischen Botschaft in Berlin nach, ob man überhaupt bereit ist, uns live vom »Heiligen Berg« Tansanias senden zu lassen. Welche Auflagen wir erfüllen müssen und welche Kosten für uns entstehen werden.

    Wir vereinbaren ein Treffen für die Internationale Tourismusbörse in Berlin. Alle Offiziellen der tansanischen Regierung, die für den Tourismus in ihrem Land zuständig sind, werden dort sein. Doch die Begeisterung für unsere Pläne hält sich in Grenzen; die Tourismusministerin wirft ein: Live-Reportagen nur über den Kilimandscharo, das sei doch nichts. Da gehörten auch Berichte über die Insel Sansibar und über die Serengeti dazu - nein, so kommen wir schlecht weiter.
    In der Zwischenzeit sucht Hubert Schwarz eine vierzehnköpfige Bergwandergruppe zusammen. Alle Teilnehmer müssen wissen, dass sie in den fünf Tagen der Kili-Woche beim eigenen Aufstieg beobachtet werden, befragt werden, auch über ein mögliches Scheitern am Berg. Denn wir wollen keine Berichterstattung ausschließlich über Sieger, sondern vielleicht auch über Frust und Ärger der Verlierer machen. Dasselbe gilt natürlich auch für uns, die Beteiligten vom WDR: Wer traut sich die Tour überhaupt zu, bei wem reichen Gesundheit und Fitness dafür aus? Und ich mit meinen 67 Jahren immer mittendrin in der Diskussion. Was ist seriös machbar oder vielleicht doch nur eine verführerische Idee, die ganz rasch als Seifenblase zwischen Atemnot und Höhenrausch zerplatzen könnte?
    Lange und heftig diskutieren wir im Kollegenkreis immer wieder, was wir an Technik unbedingt mit nach oben nehmen müssen und wo wir bei der Anzahl der Teilnehmer und beim Gewicht des Materials noch sparen können. Je kleiner die Crew, desto größer die Chancen für den Aufstieg. Aber was passiert, wenn einer von uns - oder mehrere - vorzeitig aufgeben müssen? Das Stichwort »Höhenkrankheit« wird im WDR in diesen
Wochen immer intensiver diskutiert, insbesondere der Umstand, dass es jeden aus dem Team erwischen kann, ob jung, ob alt, ob sportgestählt oder kaum trainiert. Und natürlich müssen wir auch die Frage beantworten, wie in dieser extrem hochgelegenen Region Afrikas eine medizinische Erstversorgung aussieht. Die Unsicherheit wächst. Wer trägt das Risiko?

Erste Entscheidungen
    Nach wochenlanger Vorarbeit fallen die ersten Entscheidungen: Nein, mit einem Helikopter als Transportmittel können wir an diesem Berg und in dieser Höhe nichts anfangen. Ein Heli lässt sich nicht anmieten, und selbst wenn das tansanische Militär uns unterstützen würde, hätte es keinen Hubschrauber für eine Höhe von über 5000 Metern parat. Abgehakt.
    Allerdings könnte die Technikausrüstung mithilfe einer ziemlich großen Anzahl tansanischer Träger von Hütte zu Hütte bis auf 3700 Meter hochgebracht werden. »Johannes, das geht aber nur dann, wenn ihr das Gewicht auf unter eine Tonne reduziert. Und bitte: Alles muss in möglichst handliche Einzelteile zerlegt werden, denn die Träger dürfen jeweils nur zwanzig Kilo transportieren.« - so die Botschaft aus Tansania an mich. Spätestens jetzt raufen sich unsere TV-Techniker wieder die Haare: Der Generator, der auch auf 3700 Meter Höhe die nötige Energie für den Betrieb aller nötigen Anlagen liefern soll, müsste immer wieder auseinandergebaut und zusammengesetzt werden können. Und selbst dann bräuchten die Träger für diesen Generator
einen eigenen Transportkarren aus Holz, der für den Weg nach oben allerdings erst konstruiert werden müsste. Bei unseren einschlägigen Vorgesprächen fangen inzwischen fast alle Sätze mit einem Konjunktiv an, mit einem: »Und was wäre, wenn das passiert, wenn der Defekt auftritt? Was wäre mit dem Ersatz für Material und nicht zuletzt für Menschen?«
    Darüber hinaus wurde mittlerweile auch mit dem Gesundheitscheck für die WDR-Mitarbeiter begonnen. Das Prinzip dabei ist ganz

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