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Hoehepunkte der Antike

Titel: Hoehepunkte der Antike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Brodersen
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Ordnung
demokratia
und wollten damit ausdrücken, dass die Gesamtheit der männlichen Bürgerschaft bei der Gestaltung der Politik größere Einflussmöglichkeiten
     hatte als anderswo. Dieser Einfluss äußerte sich in dem freien Rede- und Antragsrecht in der Volksversammlung, besonders aber
     darin, dass die Richterstellen in den öffentlichen Gerichten sowie die städtischen Beamtenposten durch Losentscheid besetzt
     wurden; nur die Feldherren und hohen Finanzbeamten wurden gewählt, doch sie unterlagen strengen Kontrollen. Die Bürgerschaft
     hatte auf Antrag des Perikles, eines führenden Politikers, die Errichtung des Parthenons beschlossen. Die Monumentalität des
     Tempels war so auch Ausdruck der bürgerlichen Identität der Athener, die ihrer politischen Ordnung ein Denkmal setzten. Außenpolitik
     und Verfassung bedingten einander. Der gemeinsame Nenner war das Ausmaß des Ungewöhnlichen.
    Dieses Bewusstsein verfestigte sich tagtäglich. Athen war nicht nur Machtzentrum und innenpolitisches Unikum, sondern auch
     kosmopolitischer Anziehungspunkt für Menschen aus aller Welt. Der Hafen Piräus – der größte und modernste des griechischen
     Mutterlands – war ein Weltumschlagplatz von Waren und Schmelztiegel verschiedenster Sprachen, Mentalitäten und Lebensweisen.
     Viele Händler ließen sich als „Mitbewohner“ im Hafenviertel nieder und waren bereit, hohe Steuern zu entrichten, nur um dem
     Nabel der Handelswelt nahe zu sein.
    Doch nicht nur Händler, auch Gelehrte und Philosophen, Scharlatane, Künstler und Dichter kamen in die Stadt, lebten, arbeiteten
     und wetteiferten miteinander unter der Silhouette der Akropolis mit ihren majestätischen Bauten. Der kulturellen Höhepunkte
     gab es viele, nach Ansicht der Athener so viele wie nirgends sonst. Nur in Athen fanden die großen Theateraufführungen im
     Dionysostheater am Hang der Akropolis statt, hier berauschte man sich an den Tragödien des Aischylos, Sophokles und Euripides
     und ergötzte sich am beißenden Spott der Komödien des Aristophanes. Ganz in der Nähe des Theaters strömten die Menschen in
     die größte Halle der griechischen Welt, dem nach persischem |58| Vorbild errichteten Odeion, um den musikalischen Darbietungen der Sänger zu lauschen.
    Der Besucher brauchte freilich gar nicht die Feste abzuwarten, um in das Rauschen des intellektuellen und künstlerischen Strudels
     einzutauchen. In der rede- und diskussionsfreudigen Demokratie konnte man täglich die schlagfertigsten Redner bestaunen oder
     selbst Unterricht in Rhetorik und Dialektik nehmen. Jederzeit fand man auf dem Markt oder in den Säulenhallen mehr oder weniger
     gelehrte Männer, die sich „Weisheitslehrer“ (Sophisten) nannten, über Gott und die Welt zu schwadronieren wussten und auf
     wissbegierige Zuhörer und zahlungskräftige Schüler warteten. Beliebt waren ferner die öffentlichen Lesungen der Dichter und
     Literaten: Seit 330 v. Chr. verzauberte ein Fremder namens Herodot aus dem kleinasiatischen Halikarnassos mit einer neuen
     Art der Erzählung über die großen Perserkriege seine Zuhörer. Er wurde zum Vater der abendländischen Geschichtsschreibung.
    Athen glich einem Dauerfestival künstlerischer, intellektueller und literarischer Großereignisse. Das architektonische Ambiente
     bildete den passenden Rahmen, die politische Geschäftigkeit der Bürger den günstigsten Resonanzboden. Die meisten Künstler,
     Philosophen und Intellektuellen kamen nicht aus Athen selbst, sondern aus der Peripherie der griechischen Welt. Was sie anzog
     war die zwanglose Freiheit der Darbietungsmöglichkeiten, guter Lohn sowie die Chance, Anregungen für die eigene Arbeit zu
     erhalten. Der Kulturhistoriker Jakob Burckhardt (
Weltgeschichtliche Betrachtungen
, 7 1949, S. 64 und 125) hat von einem „geistigen Tauschplatz“ gesprochen, mit dem sich nur das Florenz der Renaissance vergleichen
     ließe. Athen sei die „Schule von Hellas“, so jubelte bereits der Athener Historiker Thukydides (2,41) durch den Mund des Perikles,
     und er konnte sich der Zustimmung vieler Griechen sicher sein: Selbst als Athen mit dem fernen Syrakus im Krieg lag, soll
     ein syrakusanischer Redner die gegnerische Stadt ehrfurchtsvoll als die „Schule der Menschheit“ bezeichnet und seine Mitbürger
     gefragt haben, wohin denn die Ausländer gehen sollten, um eine freie Erziehung zu genießen, wenn Athen einmal zerstört werden
     sollte (Diodor 13,27).
    Natürlich gab es früher und

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