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Hoehepunkte der Antike

Titel: Hoehepunkte der Antike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Brodersen
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Ordnung bestehen und versuchte zudem, seine faktische Machtstellung ganz nach
     adligem Vorbild durch herausragende Leistungen im Krieg, durch die Steigerung des städtischen Reichtums und die Förderung
     von Kunst und Kultur zu legitimieren. Peisistratos und seine Söhne erweiterten den Einfluss Athens in die Nordägäis durch
     Anlage von Stützpunkten sowie den Auf bau einer Kriegsflotte. Großzügige Darlehen sowie eine rege Bautätigkeit auf der Akropolis
     und in der Stadt flankierten das Auf blühen der ländlichen Wirtschaft und der Keramikproduktion. Ferner richtete Peisistratos
     eine große öffentliche Bibliothek ein, zog berühmte Dichter an seinen Hof und erweiterte das Fest der Großen Dionysien zu
     einem Wettbewerb von Tragödiendichtern. Vielen Athenern galt so die Tyrannis als goldenes Zeitalter.
    |61| Auch wenn die Peisistratiden nach wenigen Jahrzehnten durch oppositionelle Adlige mit Hilfe der Spartaner gestürzt wurden,
     so blieben ihre kulturellen Errungenschaften erhalten, und selbstverständlich waren die Athener auch nicht bereit, den außenpolitischen
     Machtgewinn der Tyrannis sowie die solonischen Reformen wieder aufzugeben. Als die Spartaner mit der Vertreibung der Tyrannen
     gleich auch die Ordnung Solons mit auf lösen wollten, trafen sie auf den erbitterten Widerstand eines Mannes namens Kleisthenes:
     Es gelang ihm zusammen mit dem Rat und der Mehrheit der Bürgerschaft, die Spartaner und deren Athener Freunde zum Abzug zu
     zwingen.
    Die militärischen Interventionsversuche der Spartaner haben die Mentalität der Athener tief geprägt. Sie versetzten die Bürger
     in einen Dauerzustand militärischer und politischer Wachsamkeit. Um sich gegen erneute Angriffe zu wappnen sowie das Auf kommen
     einer Tyrannis zu erschweren, setzte Kleisthenes zunächst eine Neuorganisation der lokalen Gemeinden Athens und Attikas durch.
     Fortan besaß jede Gemeinde ihre eigene Versammlung, in der man die lokalen Angelegenheiten diskutierte und entschied sowie
     das Gemeindeoberhaupt wählte. Ferner wählte die Gemeindeversammlung die Kandidaten für den neu eingerichteten Rat der Fünf
     hundert. Um eine breite Streuung bei der Auswahl der Kandidaten zu gewährleisten und den Einfluss der Adligen weiter zu vermindern,
     führte Kleisthenes zusätzlich eine komplizierte Neueinteilung der Gemeinden durch. Die lokalen Gemeinden wurden zu „Schulen“
     der großen Politik. So manch großer Redner begann wie heute seine Karriere in der Lokalpolitik.
     
     
    Seeherrschaft der Athener
     
    Die neue Ordnung – von den Zeitgenossen
isonomia
(gleiches Recht aller Bürger gegenüber dem Gesetz) genannt – erwies sich im Innern als stabil und wehrhaft nach außen. Nach
     den Listen der Gemeindemitglieder wurden nämlich auch die Rekruten für die Bürgermiliz bestellt, und diese Auswahl war effektiver
     als frühere Verfahren: Ein Jahr nach Abschluss der kleisthenischen Reformen schlug die Bürgerarmee mehrere Angreifer zurück.
     Das Misstrauen gegenüber den Nachbarn und den Spartanern blieb.
    Zusammengefasst waren damit am Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr. |62| die wesentlichen Faktoren ausgebildet, die die Athener Entwicklung der Folgezeit in ihre charakteristische Richtung trieben:
     Eine auf die politische Verantwortlichkeit aller Bürger bauende innenpolitische Ordnung integrierte die kulturellen Leistungen
     eines Tyrannen in ihr Selbstverständnis. Und da man stets in dem Gefühl lebte, beides – die innenpolitische Ordnung und die
     kulturellen Leistungen – gegen aggressive Nachbarn verteidigen zu müssen, verband sich das Bewusstsein einer kulturellen und
     innenpolitischen Sonderrolle mit dem Bedürfnis nach militärischer Stärke zu Wasser und zu Lande.
    Die Abwehrkämpfe gegen die Perser haben diese Faktoren intensiviert. Um sich gegen erneute aristokratische Machtgelüste abzusichern,
     übernahm die Volksversammlung 487 v. Chr. die Durchführung des Scherbengerichtes. Hier entschieden mindestens 6000 Stimmen,
     ob ein Politiker für zehn Jahre zum Wohle der Gemeindestabilität in die Verbannung gehen sollte (s. den vorigen Beitrag).
     Im gleichen Jahre führte man das Los für die Besetzung der höchsten Beamtenposten ein. Nur die Feldherren und die Finanzbeamten
     wurden nach wie vor gewählt. Damit wurde das Prestige der im Krieg so wichtigen Posten gestärkt. Wenige Jahre später setzte
     ein Adliger namens Themistokles ein Bauprogramm von 200 Kriegschiffen (Triëren) sowie die

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