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Hoehepunkte der Antike

Titel: Hoehepunkte der Antike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Brodersen
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Schaustück im Hafen von Alexandria gelegen haben,
     war im Grunde nutzlos, machte aber großen Eindruck und fand Eingang in die Literatur.
    Auf dieses Schiff dichtete der Athener Archimalos ein Epigramm voll jenes Pathos, das dem Hellenismus so eigen war; dass ein
     solches Werk von Giganten errichtet wurde, war ein längst etablierter literarischer Topos:
     
    Wer brachte dieses riesenhafte Schiff auf die Erde? Welcher Herr ließ es mit unermüdlichen Tauen herbeischaffen? Wie wurde
     das Verdeck über die Spanten geführt, oder mit welcher Axt wurden die Pflöcke zugeschnitten, welche die Höhlung machten, sich
     mit den Gipfeln des Aitna messend oder mit einer der Kykladischen Inseln, mit welchen das Ägäische Meer bekleidet ist, mit
     Schiffswänden, zu beiden Seiten gleich breit? Fürwahr, Giganten entsandten es auf himmlischen Pfaden. Denn die Mastkörbe streifen
     die Sterne, und seine dreifach gewundenen Kürasse hat es in den großen Wolken. An Ankertauen haftet es wie denjenigen, mit
     welchen Xerxes einen doppelten Weg von Abydos nach Sestos band. Eben geritzter Buchstabe auf der festen Schulter meldet, wer
     diesen Kiel von dem Festland rollte: Er sagt nämlich, dass es Hieron war, Sohn des Hierokles, ganz Hellas |90| und den Inseln reichlich Getreide als Geschenk darbringend, der dorische Szepterträger Siziliens. Wohlan denn, Poseidon, rette
     dieses Schiff durch das bläuliche Wogengebraus!
    (Athenaios,
Gelehrtenmahl
209c–e)
     
    Für die Schiffe, welche tatsächlich die Waren von und nach Alexandria über das Mittelmeer beförderten, war die Saison kurz,
     kaum mehr als sechs Monate, und in dieser Zeitspanne mussten gewaltige Mengen umgeschlagen werden. Lassen wir kurz die Zahlen
     für den Getreideexport aus Alexandria, von dem in der Kaiserzeit zum erheblichen Teil Rom und in der Spätantike Konstantinopel
     leben sollten, Revue passieren. Etwa 240   000 Tonnen werden allein für den Export auf den Getreidefeldern entlang des Nil geerntet, zum Fluss gebracht und stromabwärts
     nach Chaireou und Schedia transportiert und dort auf kleinere Boote umgeladen. Aus den Getreidespeichern Alexandrias werden
     in der Hauptsaison fast drei Millionen Säcke Getreide zu den Kais des Großen Hafens getragen und dort in 200 Schiffen wöchentlich
     verladen und über das Meer verfrachtet.
    Mit diesen nüchternen Zahlen sei kurz angedeutet, was der griechische Dichter Theokrit von Syrakus, ein Zeitgenosse des nicht
     minder berühmten Kallimachos, meint, wenn er in seinem Preislied auf den zweiten Ptolemäer, der ihn nach Alexandria gerufen
     hatte, seine Leser auf eine Reise durch das Land des Königs mitnimmt und diesen Überblick schließt: „An Reichtum aber wiegt
     er sämtliche anderen Könige auf“ (Theokrit,
Idylle
17,95). Auf- und ausgebaut hatten diesen Reichtum drei Herrscher, die zusammen etwas mehr als 100 Jahre regierten. Ptolemaios
     I. Soter, der „Retter“, gründete nach dem Tod Alexanders des Großen die Dynastie (323–283 v. Chr.), Ptolemaios II. Philadelphos,
     „der seine Schwester liebt“, baute das Reich aus (283–246 v. Chr.), und unter Ptolemaios III. Euergetes, dem „Wohltäter“,
     erreichte es seinen größten Umfang (246–221 v. Chr.).
    Seinen sichtbarsten und populärsten Ausdruck fand der Reichtum der Ptolemäer außer in den prachtvollen Gebäuden der Palastanlagen,
     die fast ein Drittel der gesamten Stadtfläche einnahmen, in einem riesigen Volksfest, das alle vier Jahre gefeiert wurde:
     den Ptolemaia, einer Prozession mit ihrer typischen Mischung aus Ordnung und Buntheit. Über die Feier des Jahres 271/70 v.
     Chr. ist ein Bericht erhalten, der den |91| Leser mit seinen Superlativen noch immer in den Bann zieht (Athenaios,
Gelehrtenmahl
196a–201f). Aus aller Welt kamen die Zuschauer nach Alexandria. 6000 Menschen mit Festwagen und Bildern, 57   000 Fußsoldaten, 23   200 Reiter und Tausende von Tieren zogen an den Schaulustigen vorüber. 1600 junge Männer in weißen Gewändern trugen wertvolle
     Gerätschaften aus der königlichen Schatzkammer: 250 goldene und 400 silberne Kannen, 320 goldene und 630 silberne Kühlgefäße
     sowie 300 mit verschiedenen Farben bemalte Tongefäße. Den Höhepunkt bildete eine Darstellung des Wein- und Vegetationsgottes
     Dionysos. Auf einem fast 8 Meter langen und 4,5 Meter breiten Wagen wurde ein 4,5 Meter hohes Bild des Weingottes in goldbesticktem
     Purpurmantel gezeigt. 180 Männer zogen das Gefährt des Gottes, der aus

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