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Hoehepunkte der Antike

Titel: Hoehepunkte der Antike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Brodersen
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arbeiten. Auch wenn das Interesse
     der Herrscher bei der Förderung der Wissenschaften |95| vor allem den repräsentativen, nicht den anwendungsorientierten Arbeiten galt, gab es durchaus Forschungen mit dem Ziel praktischer
     Nutzanwendung.
    In der griechischen Landwirtschaft spielte die Bienenzucht eine wichtige Rolle. Honig war für die alte Welt das, was Zucker
     für die moderne ist, und Wachs verwendete man reichlich und für vielerlei Zwecke. Es ist darum nicht überraschend, dass die
     Bienenzucht eine einträgliche Beschäftigung der Grundbesitzer des Altertums darstellte und große und kleine Bienenhäuser eine
     auffallende Erscheinung der griechischen Landschaft bildeten. Einer rationellen Arbeitsweise kam folglich große Bedeutung
     zu; sie setzte eine eingehende Erforschung des Lebens, der Gewohnheiten und des Verhaltens der Bienen voraus. Im 3. Jahrhundert
     v. Chr. wirkte der begeisterte Bienenzüchter und Bienenforscher Aristomachos von Soloi, der 58 Jahre seines Lebens ausschließlich
     dem Studium dieser Tiere widmete.
    In der Textilherstellung schenkte man dem Problem des Färbens größere Aufmerksamkeit als zuvor. Unsere Nachrichten über diesen
     Gegenstand sind an die Person des Bolos Demokritos von Mendos, eines Graeco-Ägypters, geknüpft. Er war Philosoph, Schriftsteller
     und Enzyklopädist des frühen 2. Jahrhunderts v. Chr. und stellte u. a. mehrere Bücher über das Färben zusammen. Seinen Werken
     war ein interessantes Schicksal beschieden, da die frühen Alchimisten bei der Entwicklung ihrer Pseudowissenschaft im 2. und
     3. Jahrhundert n. Chr. auf sie zurückgriffen. Experimente hinsichtlich des Färbens von Stoffen dienten Bolos auch dazu, die
     Grundwahrheiten seiner Philosophie – die kosmische Sympathie und Antipathie – zu beweisen und zu veranschaulichen: „Eine Natur
     erfreut sich der anderen, eine Natur tut der anderen Gewalt an, und eine Natur überwindet die andere“ (H. Diels,
Die Fragmente der Vorsokratiker
, Band II, 12 1966, 131). Rasch wurde die Universität auch ein bedeutendes Zentrum der angewandten Mechanik. Eine herausragende Stellung
     nahm Ktesibios als Theoretiker und Erfinder ein. Eine später geäußerte Feststellung, er habe vieles Nützliche, aber auch manches
     zum bloßen Vergnügen erfunden, lässt sich gut dokumentieren. So konstruierte Ktesibios als Weihgeschenk für die Königin Arsinoë
     II. (278–270 v. Chr.) ein goldenes Trinkgefäß, das einen lauten Trompetenton erschallen ließ, sobald der Wein ausfloss. Er
     erfand einen Handwaschapparat, der dem Gast beim Öffnen der Türen erst ein |96| Stückchen Bimsstein reichte und dann Wasser in eine Waschschale laufen ließ; schließlich baute er die erste Wasserorgel, deren
     regelmäßige Luftzufuhr durch eine Kolbenpumpe reguliert wurde. Von ganz anderem Nutzen für seine herrscherlichen Arbeitgeber
     waren dagegen seine Forschungen auf dem Gebiet der Kriegstechnik, die in erster Linie der größeren Reichweite und Genauigkeit
     der Wurfgeschütze dienten. König und Untertanen profitierten von dem kurzen Aufenthalt des Archimedes, der in Alexandria die
     dort eingesetzten Wasserschöpfmethoden studierte und seine Schraubenpumpe erfand. Sie ging rasch in Serienproduktion und wurde
     zur Bewässerung der Felder eingesetzt.
     
     
    Ein antiker Universalgelehrter
     
    Im Jahr 246 v. Chr. berief Ptolemaios III. den etwa dreißigjährigen Eratosthenes von Athen nach Alexandria und machte ihn
     zum Leiter der Bibliothek. Er war ein Universalgelehrter, der Studien zur Philosophie, Mathematik, Astronomie, Chronologie,
     Geographie und Grammatik veröffentlichte. Seine Kollegen gaben ihm den Spitznamen „Fünf kämpfer“ oder – noch boshafter –
Beta,
„der Zweite“ oder „der ewige Zweite“.
    Absolute Spitze allerdings war Eratosthenes als Geograph, als ihm eine erstaunlich präzise Berechnung des Erdumfangs gelang.
     Ihm war berichtet worden, dass im ägyptischen Syene zur Zeit der Sommersonnenwende ein Brunnen mittags ganz von den Strahlen
     der Sonne beleuchtet werde; das bedeutete, dass Syene, heute Assuan, direkt unter dem Wendekreis oder doch zumindest in dessen
     Nähe lag. Für alle weiteren Berechnungen ging Eratosthenes von der Voraussetzung aus, die Sonne sei so weit von der Erde entfernt,
     dass ihre Strahlen bei dem Eintreffen auf die Erdoberfläche gleichsam als Parallelen aufgefasst werden könnten. Zunächst ließ
     der Gelehrte die Entfernung zwischen Alexandria und Syene,

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