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Hoehepunkte der Antike

Titel: Hoehepunkte der Antike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Brodersen
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Vergangenheit tritt die darauf folgende Phase der so genannten etruskischen Könige Roms
     von 616 bis 509 v. Chr. Sie gilt als Phase der Stadtwerdung Roms und ist aus archäologischer Sicht durch eine zunehmende Bautätigkeit
     in Rom und erste Inschriftenfunde gekennzeichnet. Eine detailreiche literarische Ausarbeitung der diesbezüglichen Erzählungen
     findet sich bei Livius (59 v. Chr.–17 n. Chr.) im ersten Buch seiner
Ab urbe condita
. Palastverschwörungen und Königsmorde – die üblichen monarchischen Motive – wurden von ihm dramatisch in Szene gesetzt, z.
     T. sicherlich nach dem Vorbild hellenistischer Herrscherhäuser.
    Lucius Tarquinius Priscus (616–578 v. Chr.), der fünfte König Roms, sei aus der südetruskischen Metropole Tarquinia eingewandert
     und Sohn des exilierten Griechen Demaratos und einer adligen Tarquinierin gewesen. Sein Name ist mit der Entwicklung des Stadtbildes
     verbunden: Er habe u. a. mit dem Bau des Kapitolinischen Tempels begonnen, die Forumssümpfe trockengelegt und etruskische
     Familien im so genannten
Vicus Tuscus
angesiedelt. Sein Nachfolger Servius Tullius (578–535/34 v. Chr.) erscheint in der Tradition als ,guter Herrscher‘, Freund
     des Volkes, Reformer und großer Bauherr. Eine Stadtmauer, ein Fortunatempel am Forum Boarium, dem tibernahen Handelszentrum,
     und ein Dianatempel am Aventin werden ihm zugeschrieben. Er soll das Censussystem, d. h. die Schätzung des Vermögens der einzelnen
     Bürger, eingeführt und den Militärdienst danach organisiert haben. Den schwer bewaffneten Fußsoldaten (
Hopliten
) aus dem oberen Mittelstand und nicht mehr den Reitern der patrizischen
gentes
kam darin die militärische Hauptlast zu. Diese angeblich neue timokratische Staatsordnung |125| entspricht jener im republikanischen Rom und steht deshalb stark im Verdacht, eine bewusste Rückprojektion späterer Historiographen
     zu sein. Allerdings sind erste militärische Neuorganisationen schon im 6. Jahrhundert v. Chr. denkbar. Nicht einig war sich
     die Antike bezüglich der Herkunft des Servius Tullius – einerseits gilt er als etruskischer Militärführer mit Namen Mastarna
     (so in einer Senatsrede des Kaisers Claudius aus dem Jahr 48 n. Chr., inschriftlich festgehalten auf der Bronzetafel von Lyon
     = CIL XIII 1668), andererseits als Latiner (z. B. bei Livius). Interessanterweise werden die Ausführungen des Claudius, der
     ja auch ein zwanzigbändiges Geschichtswerk über die Etrusker geschrieben haben soll, durch etruskische Wandmalereien im so
     genannten François-Grab in Vulci bestätigt, die um 330 v. Chr. – also wesentlich früher – zu datieren sind. Als durchwegs
     negative Gestalt erscheint der letzte römische König Lucius Tarquinius Superbus (535/34– 510/09 v. Chr.), dem ein die Bevölkerung
     belastendes Bauprogramm (Bau der
cloaca maxima
, Fertigstellung des Kapitolinischen Tempels), restaurative Innen- und expansionistische Außenpolitik zugeschrieben werden.
    Auch wenn die Historizität der einzelnen Figuren der späten Königszeit unwahrscheinlich bleibt, so kann gerade jetzt manche
     Nachricht doch einen historischen Hintergrund bzw. Kern haben, vielleicht dienten auch historische Figuren als Vorbild (dies
     ist z. B. bei Servius Tullius möglich). Für die chronologische Einordnung der Erzählungen von besonderem Interesse ist der
     Name der etruskischen Ehefrau des Lucius Tarquinius Priscus, der Königin Tanaquil: Dieser in Etrurien übliche Frauenname erscheint
     in der Überlieferung immer in seiner archaischen Form, d. h. in jener Form, die in Etrurien vor 480–470 v. Chr. verwendet
     wurde (danach ist aufgrund der dortigen Sprachentwicklung die Namensform Tanquil üblich). Der Name dürfte also vor dem zweiten
     Viertel des 5. Jahrhunderts v. Chr. aus Etrurien nach Rom und – wie auch immer – in die römische Überlieferung gelangt sein.
    Die Existenz eines Königtums im Rom des 7. und großer Teile des 6. Jahrhunderts v. Chr. kann jedenfalls als sicher gelten.
     Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelte es sich um einen Wahlkönig, der den patrizischen Familien entstammte, von den alten
curiae
gewählt und von einer Art Senat aus Aristokraten beraten wurde. Neben den sakralen Aufgaben stand der militärische Oberbefehl
     des Königs im Kriegsfall im |126| Vordergrund. Dynastische Bestrebungen sind gerade für die Spätzeit nicht auszuschließen, ebenso möglich sind Formen von Tyrannis.
     Am Forum Romanum, das gegen Ende des 7.

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