Hoehepunkte der Antike
Diana bei Aricia in den Albanerbergen begangen, verhinderte aber natürlich
nicht Rivalitäten und Auseinandersetzungen zwischen den einzelnen Gemeinden. Nach einem knappen Sieg der Römer über ein latinisches
Heer in der – in der Überlieferung stark mit mythischen Elementen versetzten – Schlacht am Regillus-See (499 oder 496 v. Chr.)
soll 493 v. Chr. ein Friedensvertrag zwischen Römern und Latinern geschlossen worden sein, der nach dem verantwortlichen römischen
Konsul Spurius Cassius als
Foedus Cassianum
bezeichnet wird. Dionysios von Halikarnassos überliefert den Inhalt im 6. Buch seiner
Antiquitates Romanae
(6,95,2): Friede soll zwischen den Parteien herrschen, die im Kampf gegen Dritte zur gegenseitigen Unterstützung und |130| gleichmäßigen Aufteilung der Kriegsbeute verpflichtet werden. Weiters sollten privatrechtliche Streitigkeiten innerhalb von
zehn Tagen gerichtlich entschieden werden. Regelungen für den Handelsverkehr (
ius commercii
) und Eheschließungen (
ius conubii
) zwischen Latinern bestanden ja schon länger. Rom erscheint in dem Vertrag noch nicht als Hegemonialmacht des Bundes, sondern
als gleichberechtigter Partner.
Eine echte Vorrangstellung im Bund scheint sich erst in den folgenden Jahrzehnten herausgebildet zu haben, und zwar im militärischen
Abwehrkampf gegen die in Latium
vetus
einfallenden Ostitaliker: Ab dem frühen 5. Jahrhundert v. Chr. drängten Völkerschaften wie Sabiner, Aequer, Herniker und Volsker
aus ihren ursprünglichen Siedlungsgebieten in den inneren, bergigen Zonen Mittelitaliens in Richtung Küste. Die Siedlungen
der Latiner wurden schwer in Mitleidenschaft gezogen, fast halb Latium
vetus
fiel in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. in feindliche, besonders volskische Hand. Die durch Latium verlaufenden
Handelswege zwischen Etrurien und Kampanien sahen sich empfindlich gestört. Die Überlieferung berichtet von jährlichen römischen
Kriegszügen; Heldengeschichten sind in diesem Umfeld angesiedelt – wie jene des Quinctius Cincinnatus, der 458 v. Chr. zum
Diktator ernannt wird, den heimischen Pflug verlässt, in kurzer Zeit die Aequer besiegt und wieder an den Pflug zurückkehrt.
Mit der Sesshaftwerdung der Volsker beruhigte sich ab der Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. die Situation. Allerdings formierte
sich nun der römisch-latinische Gegenangriff und bis zum Ende des Jahrhunderts waren die volskischen Eindringlinge ihrerseits
unterworfen (das 450 v. Chr. von den Volskern eingenommene Tarracina/Anxur fiel 406 v. Chr. in römische Hand), die Aequer
aus Tibur und Praeneste vertrieben. Durch die Gründung von autonomen Latinerkolonien – meist unter römischer Führung – konnte
das Gebiet langfristig abgesichert werden (z. B. 494 v. Chr. Velitrae, 467 v. Chr. Antium, 442 v. Chr. Ardea, 385 v. Chr.
Satricum). Das ursprüngliche Latium wurde um das zwischen Terracina und den Flüssen Sacco, Liri und Garigliano liegende Latium
novum
erweitert. Möglicherweise gelang es Rom, das latinische Bundesheiligtum im 5. Jahrhundert v. Chr. von den Albanerbergen auf
den Aventin zu verlegen; dies ist aber alles andere als sicher, auch aufgrund der stark propagandistischen Färbung der Überlieferung
gerade beim Thema der frühen Machtausbreitung.
|131| Aus wirtschaftlicher und kultureller Sicht ist die zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. eine Zeit der Krise in Rom und
Latium ebenso wie in Südetrurien. Soziale Spannungen und Tyrannisaspiranten werden für diese Zeit überliefert (z. B. der historisch
unsichere Spurius Maelius).
Eine interessante indirekte Quelle zur Machtstellung Roms in Latium sind die literarisch überlieferten Verträge zwischen Rom
und der nordafrikanischen Handelsmacht Karthago, die der Sicherung der jeweiligen Einflusssphären und Handelszonen dienten.
Der älteste dieser Verträge lässt das römische Einflussgebiet über das gesamte Latium
vetus
bis Terracina reichen; leider ist er in seiner Datierung sehr umstritten. Trotz der isolierten Frühdatierung bei Polybios
(3,22) ins erste Jahr der Republik 508 v. Chr. muss einem zeitlichen Ansatz im 5. Jahrhundert oder sogar frühen 4. Jahrhundert
v. Chr. aus historischen Gründen wohl der Vorzug gegeben werden. Dabei ist zu beachten, dass Terracina/Anxur von 450 bis 406
v. Chr. unter volskischer Kontrolle stand.
Das 5. Jahrhundert v. Chr. sah auch den Beginn des Konfliktes zwischen Rom und Etrurien, von dem vorerst das nur 17
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