Hoehepunkte der Antike
eines Heilsbringers einkalkuliert hätte. „Kreuz“ war nach 5. Mose 21,23 ein Ort des Fluches (vgl. Galater 3,13). Wenn
Paulus in 1. Korinther 1,23 schreibt, Christus als der Gekreuzigte sei für Griechen eine Torheit und für Juden ein Ärgernis,
so trifft das genau die Situation. Hierin liegt die „Härte“ der Botschaft vom Kreuzestod Jesu, die weder für Juden noch für
Griechen einsichtig war.
Wie hat Jesus selbst seinen Tod verstanden? Konnte er mit seinem Tod einen positiven Sinn verbinden? Die Evangelien bieten
dafür nicht sehr viele Anhaltspunkte. Die Leidensweissagungen sind in ihrer heutigen Gestalt nachösterlich geprägt. Sie setzen
das Wissen um die Auferstehung bereits voraus. Das Lösegeldwort in Markus 10,45 („Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass
er sich dienen lasse, sondern dass er diene, und sein Leben gebe als Lösegeld für die vielen.“) stellt eine markinische Zusammenfassung
der heilsmittlerischen Sendung Jesu dar. Die ursprüngliche Formulierung, die vermutlich in Lukas 22,27 („Ich aber bin unter
euch als der Dienende.“) auf bewahrt ist, klingt sehr viel zurückhaltender. Eine Vorstellung vom leidenden Messias gab es
im Judentum zur Zeit Jesu nicht. Es bleiben als Ansatzpunkt für die Frage, wie Jesus seinen Tod verstanden hat, die Einsetzungsworte
des Abendmahls. Die Überlieferung des Matthäus basiert dabei auf Markus, Lukas hat ebenfalls sekundäre Erweiterungen. Johannes
bietet keine Einsetzungsworte. Es bleiben Markus 14,22–25 und die Abendmahlsüberlieferung, die Paulus in 1. Korinther 11,23–26
zitiert. Beide Fassungen sind in ihrer heutigen Form von liturgischen und theologischen Bedürfnissen geprägt. Die ursprüngliche
Form könnte etwa so gelautet haben: „Dies (ist) mein Leib. Dieser Kelch (ist) mein Blut für die vielen.“ Das Stichwort „Kelch“
stellt im damaligen Sprachgebrauch eine Metapher für das Gericht dar. Die Formulierung „für die vielen“ könnte auf Jesaja
53,12 Bezug nehmen, würde also das Stellvertretungsmotiv enthalten. Damit wäre zu interpretieren: Jesus hat in der Situation
seines bevorstehenden Todes den Jüngern diesen Tod als Übernahme des Gerichtes gedeutet: als stellvertretende Hingabe für
sein Volk. Damit hat Jesus seine Botschaft von der Gottesherrschaft bis zum Ende durchgehalten und in der Situation des bevorstehenden
Endes seinen Tod als stellvertretende Übernahme des Gerichts für sein Volk |119| gedeutet. Dass die Jünger dies sogleich verstanden haben, lässt sich füglich bezweifeln, denn sie flohen in der Mehrzahl aus
Jerusalem und kehrten enttäuscht nach Galiläa zurück. Ein neues Widerfahrnis musste sie erst vom Gegenteil überzeugen: Die
Erscheinungen des Auferstandenen. Von dieser Erfahrung aus waren sie dann fähig, dem äußerlichen Scheitern am Kreuz einen
positiven Sinn beizumessen. Die Erscheinungen des Auferweckten überzeugten sie von der Wahrheit der Botschaft des Irdischen
und stellten den entscheidenden Impuls für die erneute Sammlung in Jerusalem und die urchristliche Mission dar. Jerusalem
wurde damit zum Ausgangspunkt für die weltweite Verkündigung der Botschaft von Leben, Sterben und Auferstehen Jesu – und in
diesem Sinn im Heilsplan Gottes für die Glaubenden tatsächlich zu einem „Höhepunkt“.
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|120| Die Sieben Hügel am Tiber: Anfänge und Aufstieg Roms
PETRA AMANN
Als sich die ersten Siedler im Gebiet der späteren Tibermetropole niederließen, dürften im Wesentlichen zwei Faktoren dafür
ausschlaggebend gewesen sein: Die handelstechnisch günstige Lage an einer Furt über den Unterlauf des größten und wichtigsten
Flusses Mittelitaliens und das durch Erosion in Hügel und Hügelgruppen zerfurchte Tuffplateau Roms, das gute Möglichkeiten
der Verteidigung bot. Dabei müssen wir uns die Höhen und Tiefen des frühen Rom noch schroffer vorstellen, als dies heute der
Fall ist, wo die Senken durch Jahrtausende alten Schutt und Baumaßnahmen teilweise aufgefüllt sind. Im Übrigen boten die Hügel
mit Höhen zwischen 43 und 61 Metern Schutz vor den zahlreichen Überschwemmungen, die die Nähe zum Fluss mit sich brachte.
Für die spätere Ausdehnung der Stadt war dieses stark reliefierte Gelände allerdings eher hinderlich; so scheinen die Lobgesänge
eines Cicero (
De re publica
2,5 und 10f.) oder Livius (5,54,5) auf die überaus günstige Lage der Stadt etwas übertrieben und wohl patriotisch
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