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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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verstand plötzlich, wie gefährlich die Lage wirklich war. Sie musste handeln. Sie erhob sich und das Kaninchen im Hintergrund sauste wieder Haken schlagend davon. Der Murgo stellte sich nun ebenfalls auf seine Hinterbeine und stieß ein grollendes Knurren aus. Der Speichel, der aus seinem Maul troff, und das Funkeln seiner Augen verrieten, dass er entschlossen war, Leandra anzugreifen.
    Sie legte schnell den Pfeil in ihren Bogen, zog die Sehne durch und visierte den Brustkorb des Murgos an. Sie wusste, dass sie alles andere als eine gute Schützin war und dass sie nur treffen konnte, wenn das Tier still hielt. Spontan entschloss sie sich, den Angriff zu eröffnen. Vielleicht gelang es ihr, die Bestie zu vertreiben.
    Im nächsten Augenblick schon sirrte der Pfeil ab. Zitternd blieb er in dem Baumstamm neben dem Murgo stecken.
    Dann, von einer Sekunde auf die andere, stieß die Bestie ein wütendes Brüllen aus und sprang auf sie los. Eine Schrecksekunde benötigte Leandra, dann ließ sie den Bogen fallen, holte mit dem frei gewordenen rechten Arm aus und eine kleine, glitzernde Form entstand in ihrer hohlen Hand. Noch während sie sich über die pyramidenähnliche Form des von ihr auf magischem Wege erzeugten Gebildes wunderte, warf sie es schon in Richtung des Murgos. Gleichzeitig ließ sie sich nach rechts fallen.
    Zehn Schritte vor ihr traf ihr Geschoss den heranstürmenden Angreifer.
    Das Tier jaulte auf und fiel zu Boden, als die glitzernde Pyramide es mitten in die Brust traf. Augenblicklich stieg beißender Qualm auf, während sich das Fell der getroffenen Stelle schwarz verfärbte. Leandra kroch betroffen ein Stück rückwärts, während der getroffene Murgo sich jaulend auf dem Waldboden wand.
    Sie hatte gehofft, das würde genügen. Eine vierte Iteration, die aufgrund ihrer Natur als Kampfmagie sicher eine heftige Welle durch das Trivocum gesandt hatte. Aber der Murgo war nicht tot. Er wand sich zappelnd und jaulend im Laub. Leandra sah gleich, dass er überleben würde, vielleicht gar nur eine Narbe davontragen würde, wenn sie ihn jetzt nicht tötete. Aber dann wurde ihr klar, was das Tier auch noch bedeutete: Nahrung für etliche Tage!
    Sie erhob sich, zog ihr Schwert und ging auf den sich windenden Murgo zu.
    Als sie vier oder fünf Schritte vor dem hechelnden und wimmernden Tier stand - mit halb erhobenem Schwert -, wurde ihr mulmig zumute. Sie traute sich weder näher heran, noch brachte sie die Kaltblütigkeit auf, es jetzt mit dem Schwert abzuschlachten.
    Aber wie als ein Hinweis auf das, was sie zu tun hatte, begann ihr Magen wieder zu knurren. Mit Betroffenheit erkannte sie, dass der gnadenlose Jäger nun verspeist werden sollte - wobei sie nicht einmal wusste, ob Murgofleisch überhaupt genießbar war. Aber wie sollte sie das Biest töten?
    Langsam schien sich der Murgo wieder zu sammeln. Er hatte sich herumgewälzt und auf die Beine gelegt, kauerte keuchend da wie ein verletzter Hund. Seine Augen spiegelten Furcht. Er sah sie mit gar nicht mehr so gefährlich funkelnden Augen an und sie bekam Mitleid. Keine Frage, dass er kampfunfähig war - er konnte sich jetzt bestenfalls vom Schlachtfeld davonzuschleppen. Möglicherweise würde er verhungern -wenn er für mehr als eine Woche nicht in der Lage war, wieder auf die Jagd zu gehen. Leandra schnaufte. Sie wusste, dass sie es tun musste - schließlich wollte sie überleben.
    Für Momente lauschte sie ins Trivocum, ob ihre Magie dort irgendetwas hervorgerufen hatte - eine Reaktion, eine Aktivität eines Dritten. Aber das war beinahe überflüssig. Jemand, der sie bemerkt hatte, würde nicht den Fehler begehen, sich selbst bemerkbar zu machen. Sie grübelte nach, wie sie das Tier töten konnte, ohne dabei
    wieder das Trivocum übermäßig zu erschüttern. Ihre Kampfmagie war eine örtliche Zusammenballung von Hitze gewesen - sie erkannte, dass es sich um einen ziemlich unvollkommenen Zauber gehandelt hatte. Kam er nicht in einer hohen Iterationsstufe, sodass er das Opfer auf einen Schlag verbrennen ließ, war er zu nicht mehr als einer Verletzung nütze. Eine höhere Stufe jedoch - wahrscheinlich musste sie dazu bis in die fünfte oder sechste gehen - wäre nicht ungefährlich zu wirken, und dies würde das Trivocum so heftig erschüttern, dass man es wahrscheinlich in einem Umkreis von fünfzig Meilen erspüren konnte. Immerhin - in dieser Stufe hatte sie ihren vordringlichsten Zweck erfüllt.
    Schließlich fiel ihr eine Möglichkeit ein, wie sie

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