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Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Titel: Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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und alarmiert blickte Alina zum Himmel auf. Das Tageslicht würde vielleicht noch für eine halbe Stunde halten, aber bald würde die Dämmerung so weit fortgeschritten sein, dass sie nicht mehr viel erkennen könnte. Alina ließ sich
gegen den Fels sinken und schloss die Augen. Sie war unendlich
müde, alles tat ihr weh, und wenn sie eines ihrer Beine zu lange
belastete, fing es an zu zittern. Eine halbe Stunde noch! Das würde sie niemals schaffen. Der Regen hielt immer noch an und an
manchen Stellen war der Fels bereits glitschig geworden. Doch
jetzt hatte sie es so weit geschafft – und sollte dennoch scheitern?
Unter Tränen machte sie weiter, einem inneren Befehl gehorchend. Sie kletterte weiter und weiter, heulte und fluchte dabei,
schrie manches Mal den Fels vor sich an und hämmerte mit der
Faust dagegen. Einmal rutschte sie wieder mit dem Fuß ab, konnte sich nur mit Mühe halten und hing dann bitter weinend, mit
dem Gesicht an die Wand gepresst, an der nassen Felswand –
etwa hundert Ellen über dem rettenden Boden.
Ohne dass sie sich irgendwie bewegt hätte, glitt kurz darauf ihr
Fuß ein zweites Mal ab. Sie keuchte, versuchte sich zu fangen,
aber es war zu spät. Der Augenblick des tödlichen Absturzes war
so gnadenlos kurz, dass sie nicht einmal mehr Zeit hatte, sich
vom Leben zu verabschieden. Sie rutschte den nassen Fels hinab,
rasend schnell, und bevor sie in der Tiefe aufschlug, hatte sie
nicht einmal mehr einen Schrei ausstoßen können.
*
    »Na, bist du dahinter gekommen?«, fragte Rasnor mit einem
Augenzwinkern.
Leandra erwiderte nichts und blickte zur Seite. Cathryn war sofort in ihre Nähe geflohen, als Rasnor das Zimmer betreten hatte.
Er schien es sich zur Angewohnheit machen zu wollen, sie mehrmals täglich aufzusuchen, so als hoffte er. dadurch ihr Vertrauen
zu gewinnen. Im Moment stand er an der antiken Kommode, die
sich zwischen den beiden Fenstern ihres Zimmers befand, und
wog den Stein in der Hand, den er ihr vor ein paar Tagen überlassen hatte. Er breitete die Arme aus.
»Willst du es denn gar nicht wissen? Ich dachte, du wärest berühmt für deine Neugierde?«
Leandra hatte bereits eine scharfe Bemerkung auf der Zunge,
aber sie hielt sich zurück. Seit ihr Hilda zugeflüstert hatte, dass
Alina noch in Freiheit war, glomm in ihr wieder ein schwacher
Hoffnungsfunke. Sie starrte ihn finster an, hielt den Blick auf ihn
gerichtet, und er verstand es, wie sie erwartet hatte, als Aufforderung zu sprechen.
Er hob den Stein. »Das ist Wolodit, nicht wahr?«
Sein Gesicht strahlte, denn er freute sich offenbar wie ein Kind,
sie mit seinem Wissen segnen zu dürfen. »Das härteste Gestein,
das wir kennen. Es ist zugleich das häufigste Gestein, und man
sagt ihm magische Eigenschaften nach. Hab ich Recht?«
Leandra seufzte ungeduldig. »Ja doch. Kannst du nicht zur Sache kommen?«
»Warum so unfreundlich? Du wirst sehen, es ist sehr spannend!« Er setzte sich auf einen Posterstuhl in der Nahe des Kamins und schlug die Beine übereinander. »Das Palasttor ist… nun,
es war aus Wolodit, nicht wahr? Aus großen Blöcken.
Und in Tharul schmiedet man den berühmten Stahl über
Feuern, in denen glühende Woloditsteine liegen. Nur die Tharuler
Schmiede kennen das Geheimnis, so große Hitze zu erzeugen,
dass man Wolodit zum Glühen bringen kann. Nun, es ist wahr:
»Wolodit ist magisch!«
Leandra forschte in seinem Gesicht. Eines musste sie Rasnor
lassen – er verstand es, sie neugierig zu machen.
»Es ist sogar äußerst magisch, sozusagen das Magischste, was
es überhaupt gibt!« Er breitete die Arme weit aus. »Es ist die
Quelle unserer ganzen Magie!«
Leandra zog die Augenbrauen hoch.
»Ja, wirklich! Es ist die Quelle. Und die Drakken wissen das!«
Leandra schüttelte unverständig den Kopf. »Die… Quelle? Ein
Stein? Wie meinst du das?«
»Kennst du Magnetstein?«, fragte Rasnor. »Dieses Erz, das für
den Bau von Magneten und Kompassnadeln verwendet wird? Nun
– das hat doch auch eine magische Eigenschaft, nicht wahr? Es
richtet sich stets nach Norden! Und es zieht Metall an. Oder denke an Kalkmehl! Misch es mit Wasser und es wird wieder zu hartem Stein! Es gibt allerlei Magie, die in einfachen Dingen steckt.
Die blanke Erde hat die Kraft, Pflanzen zu nähren.« Er faltete
befriedigt die Hände im Schoß.
»Nun, liebe Leandra, Wolodit hat ebenfalls eine solche Eigenschaft. Es macht das Trivocum… wie soll ich sagen: weich.«
Leandra setzte sich, zog Cathryn an sich

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