Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Titel: Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
Vom Netzwerk:
ihn
suchen? Wo sollte sie damit beginnen? Sie ließ die Tür wieder
zufallen und wartete noch eine Weile. Wenn tatsächlich schon die
Dämmerung anbrach und Matz tatsächlich ausblieb, sollte sie
vielleicht wieder zurück zum Lagerhaus am Hafen schleichen.
Dass er gänzlich verschwunden sein könnte, ängstigte sie im
Moment mehr als alles andere.
Plötzlich hörte sie Geräusche.
Sie erhob sich erschrocken und trat einen Schritt von der Tür
zurück. Es waren eindeutig die Geräusche laufender Füße, und
zwar vieler Füße. Eine Art dumpfes Wumm!, noch ein gutes Stück
entfernt, wie von schweren, massigen Stiefeln. Und alle zugleich.
Das Bild eines marschierenden Drakkentrupps flog ihr durch den
Kopf. Nur waren diese Schritte schneller – sie rannten! Eine Welle
der Panik schäumte in ihr auf.
Auf der Stelle drehte sie sich um und eilte, so schnell sie nur
konnte und mit den Händen nach rechts und links tastend, in die
Dunkelheit des Ganges hinab. Sie gestattete sich nicht einmal
einen Blick durch die Tür, denn sie wusste, was sie sehen würde.
Vor Angst begann sie zu wimmern, hastete aber weiter den stockfinsteren Gang hinab. Als sie mit dem Fuß gegen irgendein Hindernis stieß, verlor sie das Gleichgewicht und schlug der Länge
nach auf den felsigen Boden. Ein scharfer Schmerz zuckte durch
ihr Kinn, sie schmeckte Blut im Mund, stemmte sich aber sofort
wieder in die Höhe und rannte weiter. Das Wummern der Stiefel
auf hölzernem Untergrund war immer noch zu hören. Alina
schaffte noch zehn, zwölf Schritte, stürzte abermals, kämpfte sich
wieder hoch und floh weiter.
Ein starkes Licht flammte hinter ihr auf; sie wagte nicht, sich
umzusehen. Immer weiter und weiter rannte sie den kalten, finsteren Gang hinab und sandte ein Stoßgebet zu den Kräften, das
sie wenigstens nicht wieder stürzen möge. Augenblicke später
stieß sie mit Wucht gegen ein aufrechtes Hindernis, taumelte und
gewann die Orientierung erst wieder, als sie mit vor Entsetzen
geweiteten Augen und rudernden Armen einen monströsen Abgrund hinabstarrte. Es dauerte Sekunden, bis sie sich gefangen
hatte und schließlich begriff, was geschehen war: Sie war mit
einer schweren Holztür zusammengeprallt, hatte sie dabei aufgestoßen und war ins Freie getaumelt. Sie befand sich in einer
kleinen Einbuchtung hoch in der Felswand des westlichen Monolithen; der Blick führte geradenwegs nach Westen über bewaldetes
Rachland. Viel war davon nicht zu sehen; die Wolken hingen tief
und der Regen verwischte die Sicht bald zu einem einheitlichen
Grau. Knapp unterhalb von ihr ragte ein kleines, wetterhartes
Bäumchen aus einer Ritze im Fels; sie kannte es aus Hellamis
Erzählung. Aber bis hinab in die Ebene waren es mehr als zweihundert Ellen, ganz sicher sogar! Sie beugte sich über den Abgrund – nein, es war völlig unmöglich, dort hinabzusteigen. Der
Fels war außerdem nass und sie hatte nur wenig Ahnung, wie
man kletterte – besonders nicht nach unten. Nein, das wäre ihr
Tod!
Dann fuhr ihr Kopf herum – dort rechts war die zweite Tür, diejenige, hinter der ein weiterer Gang hinabführte: in die Quellen
von Quantar. Sicherlich kein Fluchtweg aus der Stadt, aber sie
schöpfte Hoffnung. Die andere Tür war wieder zugefallen und Alina konnte aus dem Gang noch keine Trittgeräusche vernehmen.
Ihre Augen waren voller Tränen, ihr Kinn, ihre Knie und ihre Hände zerschlagen, ihr Herz voller Furcht. Sie wandte sich um, eilte
zu der zweiten Tür, packte den hölzernen Griff – und erstarrte.
Sie war verschlossen.
So sehr sie auch zerrte, die Tür rührte sich nicht. Sie hatte ein
großes, mit Metall ausgekleidetes Schlüsselloch. Alina besaß keinen Schlüssel und hatte höchstens noch ein paar Atemzüge Zeit,
die Tür aufzubekommen. Voller Panik sprang sie von der Tür zurück, rannte auf dem kleinen flachen Felsstück verzweifelt hin
und her und suchte nach einem Fluchtweg. Aber es gab keinen.
Außer dem Weg in die Tiefe.
Sollte sie springen? Dem ganzen Drama ein jähes Ende setzen,
indem sie sich selbst tötete und so wenigstens der Gefangennahme und dem möglichen Tod durch die Drakken entging? Wenn sie
sofort sprang, würden die Verfolger es vielleicht nicht einmal mitbekommen, und dann galt sie am Ende noch für alle Zeiten als
weiterhin am Leben und auf der Flucht. Eine Legende. Die Shaba,
die nie gefangen wurde. Vielleicht würde das zukünftigen Generationen von Rebellen Mut für den Widerstand machen.
Während mein

Weitere Kostenlose Bücher