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Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Titel: Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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mit.«
Er ging voraus, unmittelbar am Seeufer entlang, das aus einer
einzigen, riesigen gewölbten Felsplatte zu bestehen schien, die
nach rechts in hellgrünes, fast unbewegtes Wasser abfiel. Hier
gab es kein Steinchen, keinen Sand und auch keine Pflanzen, nur
den blanken, ockerbraunen Fels, der zuweilen von etwas dunkleren Schleiern durchzogen war. Links und rechts der Seeufer
strebten fast völlig glatte Felswände in die Höhe. Sie wirkten, als
wären sie irgendwann, vor Urzeiten, alle im selben Moment vom
Felsenhimmel herabgestürzt und hätten sich ineinander verkeilt,
um diesen Ort zu erschaffen. Alina musste den Kopf ganz in den
Nacken legen, um weit droben die senkrechten Wände der Felspfeiler zu erkennen, die sich zum Felsenhimmel erhoben. In der
Mitte, direkt über dem See, lag ein Sonnenfenster, allerdings hatte Alina selten ein so kleines gesehen. Es maß wohl nur eine halbe Meile Durchmesser.
»Manche Orte haben von sich aus so viel Magie«, sagte Cleas,
»dass es sich aufdrängt, so etwas wie dieses… Portal hier zu errichten.« Er deutete zu der kleinen Insel. Die Brücke, die hinüber
führte, lag nur noch einen Steinwurf entfernt von ihnen.
Alina blickte hinaus auf den See. »Ein Portal?«
Cleas blickte prüfend zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Alina sah ihm an, dass er Sorge empfand – für
diesen Ort, der ihm gewiss so etwas wie ein persönliches Heiligtum war. Der Gedanke, dass die Ruhe dieses Sees von den Drakken gestört – oder schlimmer noch: zerstört – werden könnte,
beunruhigte auch sie.
»Gehen wir hinüber«, sagte Cleas. »Unterwegs erkläre ich es
dir.«
Benni hatte schon die Umgebung erforscht und überall herumgeschnüffelt, er war sogar schon ein kurzes Stück auf die Brücke
gelaufen. Nun kam er schwanzwedelnd zurück und stieß ein kurzes, erwartungsvolles Kläffen aus. Das Geräusch erhob sich in die
Weite des Felsenkessels und wurde in vielfachem Echo zurückgeworfen.
Cleas nickte wie zur Bestätigung. »Es gibt mehrere solcher Orte.
Alle sind diesem hier ähnlich.
Stille Seen in tiefen Talkesseln oder zwischen hohen, aufsteigenden Felswänden. Überall muss man leise sein, denn das Echo
ist gewaltig.«
»Du meinst, das hat einen bestimmten Zweck?«
»Ich glaube, ja. Auch diese schmalen Brücken deuten darauf
hin. Die gibt es ebenfalls vielerorts, obwohl die meisten davon
schon eingestürzt sind.« Er deutete zur Brücke, die nur noch ein
Dutzend Schritte entfernt lag. Sie gingen bis zu ihrem Anfang.
Alina hatte sich bei der Einschätzung ihrer Ausmaße getäuscht.
Sie sah aus wie aus Lehm gemauert und besaß links und rechts
eine etwa hüfthohe, durchgehende Mauerbrüstung. Der Platz
dazwischen war aber so schmal, dass nicht einmal zwei Personen
nebeneinander gehen konnten. Selbst ein dicker Mensch dürfte
nicht allzu großzügig mit dem Hintern wackeln, sonst würde er
beim Laufen rechts und links anschlagen.
»Diese Brücken wirken ziemlich zerbrechlich«, sagte Cleas und
deutete auf eine Ansammlung von Steinen, die neben dem Brückenzugang lagen. Alina erkannte die Überreste eines kleinen
Gebäudes, das wohl kaum mehr als eine winzige Hütte gewesen
sein mochte. »Das war einmal ein Wachhäuschen, denke ich.«
Er betrat die Brücke. »Komm! Sie ist viel fester, als du glaubst.
Sonst hätte sie wohl nicht diese lange Zeit überdauert.« Alina
folgte ihm zögernd. Die Brücke stieg leicht an, sie überspannte
auf ihrem ersten Abschnitt bis zu der Stütze etwa siebzig oder
achtzig Schritt. An ihrem Scheitelpunkt erreichte sie eine Höhe
von vielleicht sieben oder acht Ellen über dem Wasser, und dort
war sie auch am dünnsten. Wiewohl der Gang über die Brücke mit
einem leicht mulmigen Gefühl verbunden war, überwog doch die
Faszination. Es war beinahe wie eine Gunst für Könige, einen Weg
wie diesen gehen zu dürfen – an einem so wundersamen Ort.
Langsam dämmerte Alina, was Cleas ihr sagen wollte.
»Hier durfte gewiss nicht jeder hinüber«, erklärte er. Seine
Stimme war nach wie vor sehr leise, aber Lautstärke war in dieser Stille nicht vonnöten. »… und vor allem auch nicht viele Personen zugleich.« Sie erreichten den Punkt, an dem sich die beiden Brückenbögen trafen und sich auf den kleinen Felsen stützten, der aus dem Wasser ragte. Der zweite Bogen war nicht mehr
ganz so lang und etwas weniger hoch als der erste. Als sie diesen
auch noch hinter sich gebracht hatten, standen sie auf einem
ockerbraunen,

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