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Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Titel: Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Das war der einzige Ort, der fernab anderer Menschen
lag und den sie einigermaßen unbeaufsichtigt betreten durfte.
Hier oben standen nur zwei Drakkensoldaten auf der anderen
Seite des flachen Daches, das vor langer Zeit als Drachenlandeplatz gedient hatte.
    Sie fühlte sich sterbenselend. Inzwischen war sie fast sicher,
dass Roya durch ihre Schuld etwas zugestoßen war, wahrscheinlich war sie sogar tot.
    Die bohrende Sorge um die mögliche Krankheit und die irre
Stimme in ihrem Kopf nagten zusätzlich an ihrer Kraft und ihrem
Verstand. Sie hatte Victor verloren, Alina war verschollen und
möglicherweise auch tot. Und zuletzt war da noch diese furchtbare Niederlage.
    Sie hatte so lange gekämpft, alles gegeben und den Tod vieler
guter Freunde miterlebt. Alles war vergebens gewesen.
Nun saß sie in sich zusammengekauert und frierend im Wind,
nur wenige Schritte vor einem Abgrund, der tief genug war, dass
ihn kein Lebewesen dieser Welt überleben würde. Sie fragte sich,
ob sie springen sollte.
Tu es nicht!, sagte die Stimme.
Warum denn nicht?, antwortete sie matt. Dann hat es wenigstens ein Ende.
Roya lebt!
Leandra schloss die Augen. Hatte sie eben tatsächlich mit der
Stimme geredet? Bisher hatte Leandra immer versucht, sie zu
verdrängen oder zu verleugnen. Es war ihr neu, dass sie und die
Stimme zu einem Zwiegespräch in der Lage waren.
Wahrscheinlich beginnt der Wahnsinn jetzt von mir Besitz zu ergreifen, dachte sie. Noch zwei Wochen und ich bin ohnehin tot.
Es ist kein Wahnsinn! Es ist die Wirklichkeit. Ich bin hier!, sagte
die Stimme.
Leandra rollte mit den Augen. Es war das erste Mal gewesen,
dass sich die Stimme selbst mit >ich< bezeichnete. Wie nannte
man das…? Ja!
Gespaltene Persönlichkeit.
Und wer bist du nun?, fragte sie in der Art eines gelangweilten
Zuhörers.
Weißt du das immer noch nicht?
Leandra kniff die Augen zusammen. Langsam wurde ihr dieses
Gespräch zu normal. Es war kein irres Gegacker und Gekicher in
ihrem Hirn und auch keine Flut irrwitziger Bilder, Ideen und Ahnungen, sondern ein beängstigend normales Gespräch. Aber vielleicht war es nur die dumme Vorstellung normaler Leute, dass der
Wahnsinn sich für den Wahnsinnigen auch wahnsinnig anfühlte.
Sie lachte ob dieses Wortspiels trocken auf.
Du bist nicht wahnsinnig, sagte die Stimme. Du hast völlig klare
Gedanken. Du hast nur noch nicht verstanden, was mit dir geschieht oder… was mit dir geschehen ist.
Leandra schluckte. Irgendwie war das tatsächlich nicht die
Stimme der Idiotie. Ihr Herz schlug plötzlich schneller, denn ein
seltsamer Verdacht war ihr gekommen. Wer bist du?, verlangte
sie zu wissen, diesmal scharf.
Ich bin… ein Gast, sagte die Stimme nach kurzem Zögern.
Leandra spürte eine verzweifelte Spur von Erleichterung. Wenn
hier wirklich etwas…
Magisches im Gange sein sollte, würde das bedeuten, dass sie
nicht krank war, nicht sterben musste! Außerdem hatte die
Stimme behauptet, Roya wäre noch am Leben, und das war fast
die wichtigste Nachricht. Sie blickte sich um, ob sich irgendwo
jemand versteckte. Jemand mit magischen Fähigkeiten, der sie
seit Tagen und Wochen verfolgte und sich in ihre Gedanken einschlich.
Rasnor?
Nein, nicht Rasnor!
Gut, dann also nicht Rasnor. Sie stand auf und sah sich genauer
um. Hier oben gab es jedoch so gut wie nichts, hinter dem sich
ein Mensch verstecken konnte. Der kühle Wind fegte über das
ebene Dach; die beiden Drakken blickten kurz zu ihr herüber.
Und auch niemand, der sich in deiner Nähe versteckt, fuhr die
Stimme fort. Nein, ich bin in dir!
In mir?
Richtig. Ich dachte, du hättest es längst verstanden. Aber du
bist kein Mensch, der es gestatten würde, dass jemand anderer
so nah an ihn herankommt. Oder… in ihn eindringt. Deswegen
hast du es verleugnet, hast den Gedanken gar nicht zugelassen.
Leandras Herz schlug noch schneller. Die Kopfschmerzen waren
weg, aber die Stimme war deutlicher, klarer und vor allem wirklicher als je zuvor.
Dm bist tatsächlich…in mir?, fragte sie voller Beklemmung. Wer
bist du?
Ich kam in Hamtnagor zu dir, sagte die Stimme.
In… Hammagor? Ihre Unruhe wuchs.
Ja. Erinnerst du dich an den Händedruck mit Quendras? Als du
glaubtest, ein magischer Schock würde dich durchfahren? Das
war der Augenblick.
Leandra versteifte sich. Quendras? Aber… was… ich verstehe
nicht…
Ich bin nicht Quendras! Bei allen Dämonen, begreifst du denn
immer noch nicht? Ich bin der, der zuvor…der Gast von Quendras
war.
Leandra begriff

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