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Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Titel: Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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er.
»Ich habe drei Dutzend Leute ausgeschickt und noch ein weiteres
halbes Hundert helfen beim Suchen! Wenn sie diesen vermaledeiten Kerl nicht bald finden, dann wird es…«
Plötzlich ging ein Raunen durch die Menge.
Zögernd bliesen die Tenorhörner eine neuerliche Fanfare, leicht
unstimmig und nicht im Takt, dann dröhnten die Cymbas und
auch die Windglöckchen erklangen. Als sich die Menge vor Alina
teilte, sah sie mehrere Leute hereinkommen, mit einem Mann an
der Spitze. Als sie Victor erkannte, machte ihr Herz einen Satz. Er
war hier!
Sie stand wie vom Donner gerührt, konnte nicht glauben, dass
er sich überhaupt noch im Palast aufgehalten hatte. Aber einen
Augenblick darauf kam die böse Erkenntnis. Die Häscher des Primas mussten ihn aufgestöbert und hierher gezerrt haben.
Das Gefühl einer bitteren Demütigung überkam sie. Lieber wäre
es ihr noch gewesen, er wäre ganz fern geblieben, als dass er
sich hier offen und vor allen Leuten gegen sie aussprach. Tränen
bildeten sich in ihren Augenwinkeln.
»Er ist da!«, zischte ihr der Primas voll aufgeregter Freude zu
und schüttelte sie am Arm. »Siehst du nicht, Alina! Er ist da!« Sie
nickte bitter. Die Tränen wurden dicker und verschleierten ihr den
Blick. »Ja«, erwiderte sie mit zitternder Stimme. »Aber mehr wird
nicht sein. Versteht Ihr nicht, Hochmeister? Er wird mich nicht
heiraten. Niemals. Das hat er mir gesagt!« Der Primas starrte sie
entgeistert an, und am liebsten wäre sie ihm weinend in die Arme
gesunken. Das Elend der ganzen Welt drohte über ihr zusammenzuschwappen.
Wäre da nicht diese eine seltsame Sache gewesen. Irgendetwas
kam ihr komisch vor, und sie wischte sich über die Augen, um
einen klareren Blick zu bekommen. Victor hatte den Saal betreten, er kam auf sie zu, stopfte sich kurioserweise gerade noch
das Hemd in die Hose und fuhr sich mit der Hand kämmend
durchs Haar. Hinter ihm waren Leute, aber sie gingen in einigem
Abstand. Irgendwie sah es nicht so aus, als würde er gewaltsam
hergezerrt werden. Er kam ganz allein und genau auf sie zu. Alina
vergaß für Momente das Atmen. Verwirrt starrte sie ihn an, wusste nicht, was dies zu bedeuten hatte. Kurz darauf hatte er sie
erreicht und blieb vor ihr stehen. Sie rang um Atem, völlig ungläubig und verwirrt. Der Brautstrauß fiel ihr aus der Hand und
klatschte zu Boden. Victor bückte sich augenblicklich danach, hob
ihn auf und reichte ihn ihr. Auf seinem Gesicht stand ein kleines
Lächeln und er zwinkerte ihr zu. »Du… bist hier!«, flüsterte sie,
um ihre Fassung kämpfend.
Tränen rannen ihr die Wangen herab. Im Wappensaal war
atemlose Stille eingekehrt, aber zweitausend Personen konnten
niemals völlig lautlos sein. So hatten sie und Victor in der Weite
der Halle eine winzige, ganz persönliche Sphäre, in der sie miteinander reden konnten.
»Du auch«, flüsterte er. »Soll das heißen, dass du mich haben
willst?«
Sie hätte nie gedacht, dass er ihr diese Frage jemals stellen
würde. Wenn sie ehrlich war, hatte sie sich diese Frage selbst nie
gestellt. Ob sie ihn haben wollte. Sie wusste es einfach nicht.
Aber irgendetwas gab es an ihm, das sie über diese furchtbare
Zeit in der Gewalt von Chast hinweg gerettet hatte, und sein Gesicht kam ihr, besonders jetzt, so unendlich vertraut vor. »Ja«,
flüsterte sie.
Er lächelte leicht. »Gut. Dann tun wir unsere Pflicht!« Er fuhr
sich noch einmal durchs Haar und bot ihr den angewinkelten Arm,
damit sie sich unterhaken konnte. Eine Art Festgewand trug er
nicht gerade, aber das zählte nicht. Trotz der unverhofften Erleichterung überkamen Alina noch einmal Zweifel. »Bist du sicher?«, fragte sie. »Ich meine, willst du mich denn haben?« Ihre
Stimme zitterte; in ihrem ganzen Leben hatte sie sich noch nie so
verunsichert gefühlt.
Victor schien die Situation auf eine besonders lässige Weise
meistern zu wollen. »Du bist ein nettes Mädchen«, sagte er und
hatte plötzlich ein reichlich unverschämtes Grinsen auf dem Gesicht. »Das genügt mir vorerst. Gehen wir?« Alina gab nach. Seine Worte hätten ihr normalerweise in keinem Fall genügt. Was er
jedoch getan hatte, das war wichtig: Er war gekommen. Sie hoffte mit aller Kraft, dass sie ihn richtig einschätzte. Was ihn dazu
bewogen hatte, plötzlich seine Meinung zu ändern, vermochte sie
nicht einmal zu erahnen. Aber sie verspürte das Bedürfnis, ihm
einfach blind zu vertrauen. Sie wischte sich die Tränen aus dem
Gesicht, brachte ein kleines

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