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Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Titel: Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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höchste Würdenträger, sah man einmal von
Primas Clausis ab, der als Hoher Wächter der Cambrischen Basilika die Trauung vollziehen sollte. Ötzli würde es obliegen, die Zeremonie abzubrechen. Der Gedanke daran bereitete Alina Magenweh. Sie hatte sich wieder in Bewegung gesetzt und erreichte mit
ihrem Gefolge das riesige Portal zum Wappensaal, auf dem sich
das Shabibszeichen befand. Drinnen war alles hell erleuchtet,
gewaltige Lüster mit tausenden von Talglichtern schwebten unter
der Decke und an den Wänden brannten zahllose bunte Öllampen. Der mit polierten Steinkacheln ausgelegte Boden maß an die
einhundert Schritt im Quadrat und rundherum erhoben sich in
Stufenbauweise mehrere Ränge, auf denen weit über tausend
Menschen Platz hatten. Der Wappensaal barst förmlich vor Anwesenden. Alina erschien es wundersam, dass sich innerhalb nur
eines Tages eine derartig gewaltige Hochzeitsgesellschaft eingefunden hatte. Sie bemerkte, wie sich von hinten jemand unter ihr
Gefolge mischte, dem Primas etwas zuflüsterte und dann wieder
verschwand.
    »Bei allen Dämonen!«, raunte der Primas ihr zu. Er war wütend.
»Wir haben Victor immer noch nicht finden können. Wenn er uns
sitzen lässt, kann er was erleben!«
    Sie warf ihm einen resignierten Blick zu. Ihr fehlte der Mut, ihm
jetzt die Wahrheit zu sagen. Die Augen wieder nach vorn gewandt, schritt sie in den weiten Saal hinein.
    Am Kopfende des Saals war vor dem hohen Stufenpodest für
den Thron ein Schrein der Kräfte aufgebaut geworden. Vor ihm
sollte die Trauung stattfinden. Primas Clausis, den Alina noch nie
zuvor gesehen hatte, stand dort mit zwei Ordensschöffen und
einem Zeremoniengefolge, das sich hinter den drei Würdenträgern stumm aufgereiht hatte. Sie hielten die Zwölf Schriftrollen,
in welchen die zwölf Gebote des Ehegelübdes verzeichnet waren.
    Der gewaltige Pomp begann wie ein unsägliches Gewicht auf
Alina zu lasten. Sie war nur ein einfaches Mädchen, hatte zeitlebens nichts von ihrem Anrecht auf den Thron gewusst und eine
Hochzeit in einem solchen Rahmen erschien ihr plötzlich wie eine
Handlung von kosmischer Tragweite. Sie wagte gar nicht daran
zu denken, welche Ausmaße eine solche Zeremonie gehabt hätte,
wäre sie, wie gewöhnlich, drei oder sechs Monate im Voraus geplant worden.
    Als sie die Saalmitte erreicht hatten, verstummte der reiche
Klangteppich und von einem Augenblick auf den anderen kehrte
Schweigen im Wappensaal ein. Ötzli und Clausis traten ihr entgegen. Der Primas war ein rundlicher, großer Mann mit lustigem
Gesicht und einem väterlichen Lächeln. Er nickte Alina aufmunternd zu, während Altmeister Öltzli vortrat und sagte: »Nun denn,
so soll die Hochzeit stattfinden. Wo ist der Bräutigam?« Ötzli trug
einen noch härteren Gesichtsausdruck als sonst zur Schau. Seine
Züge wirkten wie aus kaltem, grauem Stein. Warum hatte er diese Hochzeit zu verhindern versucht? Wie konnte es sein, dass
dieser Tag so schrecklich für ihn war?
    Sie wusste, dass Leandra und er sich nicht verstanden, aber er
war ein alter Freund von Hochmeister Jockum und hätte eigentlich auf dessen Seite stehen müssen.
    »Er kommt gleich«, warf Hochmeister Jockum ein.
»Wir bitten um ein wenig Geduld!«
Ötzlis Blicke trafen ihn und sie waren von Missgunst erfüllt.
    Nichts kündete davon, dass diese beiden Männer eine jahrzehntelange Freundschaft verband. Alina wurde unruhig.
Irgendetwas stimmte mit Ötzli nicht.
Er hob ein wenig das Kinn. »Ist er am Ende… bei seiner Leandra?«, fragte er herausfordernd.
Jockum schien kaum besser aufgelegt. »Leandra ist gar nicht in
der Stadt. Du kannst dich wieder beruhigen, Ötzli! Außerdem…«
»Das… ist mir bekannt«, erklärte der Altmeister.
Für Augenblicke blieben seine Worte im Raum stehen, so als
hätte es irgendeine Bedeutung, ob Leandra da war oder nicht.
Das Verhalten des Altmeisters wurde immer seltsamer.
»Nun gut. Warten wir noch ein Weilchen«, sagte er schließlich.
Damit wandte er sich ab und begann leise mit Primas Clausis zu
reden.
Alina stieß ein verzagtes Seufzen aus. Fast war es ihr so vorgekommen, als wollte Ötzli ausholen, um hier irgendetwas
Furchtbares vom Zaun zu brechen.
Mit dumpf pochendem Herzen wandte sie sich an den Hochmeister und flüsterte: »Was ist nur mit ihm los? Schon bei der
Ratssitzung war er so furchtbar…«
Der Primas schien sie gar nicht zu hören. Seine Blicke waren
fest auf das Portal gerichtet. »Bei allen Dämonen!«, fluchte

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