Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes
einem Jahr Adept, hatte gerade seine einjährige Zeit der Wanderschaft hinter sich gebracht und wartete nun auf die Ernennung zum Jungmagier. Bald waren sie ausschließlich damit beschäftigt, Phenros Geheimnisse zu entschlüsseln. Nach einigen Tagen wurden Azrani und Marina beim Primas vorstellig und kündigten ihre Reise nach Veldoor an.
»Dort muss des Rätsels Lösung zu finden sein«, erklärte Azrani.
»Wir haben alle Bildinhalte genauestens aufgelistet und mit sämtlichen Karten, Reiseberichten und sonstigen Hinweisen verglichen, die wir finden konnten. Der Ort, an den uns die Karte führt, muss sich an der Ostküste von Veldoor befinden. Auf einer wüstenartigen Hochebene, die sich in einer unzugänglichen Bergregion befindet. Alle Hinweise ergeben das gleiche Bild.«
»Veldoor ist ein Kontinent, der massiv stygisch verseucht ist«, gab der Primas zu bedenken. »Dort hat sich seit dem Dunklen Zeitalter das Trivocum nicht wieder vollständig zurückgebildet, und deshalb trifft man heute noch die bizarrsten Phänomene an.
Viele davon sind gefährlich.«
»Marius könnte mitkommen«, schlug Marina vor. »Marius?«, fragte der Hochmeister erstaunt. »Dieser... junge Adept von Magister Jussef?«
»Er ist als Magier ziemlich gut, Hochmeister. Ich weiß nicht recht, warum er noch immer Adept ist. Er könnte ohne Probleme die Prüfung zum Jungmagier ablegen.«
Jockum nickte. »Ja. Das hat mir Jussef auch schon berichtet. Er soll sehr geschickt sein. Aber dennoch: Für eine Reise nach Veldoor wäre eher ein Gildenmeister oder ein Altmeister angemessen. Aber ihr wisst ja: Munuel und ich scheiden für solche Reisen inzwischen aus.«
»Wir haben ja noch die Drachen, Hochmeister«, erwiderte Marina. »Die Drachen können auf uns aufpassen. Selbst die Drachen, die in Veldoor leben, sind unsere Freunde.« Sie blickte hoffnungsvoll zu Azrani. »Schließlich gehören wir zu den Schwestern des Windes.«
Jockum lachte leise auf. Er fragte sich, warum die beiden überhaupt zu ihm kamen. Er hatte keinerlei disziplinarische Gewalt über sie. Und wenn man es einmal aus dem Blickwinkel betrachtete, dass sie im Dienste von Ulfa und seinem Vermächtnis standen, hätten eher sie hier die Befehle geben können.
»Wenn ihr meint, dass es wichtig ist und ihr es schaffen könnt – meinen Segen habt ihr«, erklärte er. »Nur eine Bitte hätte ich: Kehrt heil wieder zurück. Nicht auszudenken, welche Gram allein hier im Ordenshaus herrschen würde, sollte einer von euch etwas zustoßen.«
Azrani winkte lächelnd ab. »Nur macht es nicht so dramatisch, Hochmeister. Wir ziehen ja nicht in den Krieg. Es ist nur eine kleine Reise in ein anderes Land.«
»Wann wollt ihr aufbrechen?«
»So bald wie möglich. Wir haben alles beisammen, was wir brauchen. Wir müssten nur ein bisschen Reisegepäck zusammenstellen und mit Nerolaan Kontakt aufnehmen. Ach ja: Marius weiß noch nichts von seinem Glück.«
»Meinetwegen nehmt ihn mit. Ich wünsche euch gutes Gelingen.«
In Hochstimmung verließen sie den Hochmeister und machten sich daran, ihre Habseligkeiten einzupacken. Marina fertigte eine stark verkleinerte Kopie ihrer Reiseroute an.
Als Marius erfuhr, dass die beiden Mädchen nach Veldoor reisen wollten und er sie begleiten sollte, zeigte er sich ziemlich verwirrt.
»Müsst ihr das denn gar nicht mit den anderen besprechen?
Mit den Schwestern des Windes? In... Malangoor?«
Marina stutze. »Malangoor? Wie kommst du denn auf diesen Namen?«
Marius zuckte unschuldig grinsend mit den Achseln.
»Na ja, das hat sich doch inzwischen herumgesprochen. Dass Malangoor der geheimnisvolle Gründungsort und Stützpunkt der Schwestern des Windes ist. Stimmt das etwa nicht?«
Nun kam auch Azrani herbei. »Herumgesprochen? Wo hast du denn davon gehört?«
Unsicher blickte Marius zwischen beiden hin und her. Er spürte, dass er den Mund zu weit aufgerissen hatte. Offenbar war das Geheimnis um Malangoor doch besser gehütet, als er gedacht hatte. »Gehört? Na, ich...« Er gab vor, angestrengt nachzudenken. »Hm... ich weiß auch nicht. Irgendwer hat das erzählt. Ich weiß aber nicht mehr, wer. Ist das so ein großes Geheimnis?«
Plötzlich wirkten die beiden, als lägen hundert Meilen und zahllose unüberbrückbare Abgründe zwischen ihnen und ihm.
»Allerdings ist es das!«, fuhr ihn Marina an. Ihre Miene war plötzlich toderst. »Es wäre mir lieb, wenn du mir genau sagen könntest, wer dir das erzählt hat!«
Marius fühlte Schwindel in
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