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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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angeblich fünfhundert Ellen über dem Marktplatz. Bei... sagen wir: zwei Stufen pro Elle wären das... ahm... genau tausend Stufen.«
    »Tausend Stufen?«, kreischte er mit sich überschlagender Stimme. »Jetzt weiß ich es! Ein verkappter Mordanschlag! Ihr wollt mich umbringen! Wer hat euch dazu angestiftet?«
    Sie lachten beide auf. »Schon gut, schon gut. Niemand will dich umbringen. Nun komm schon. Wir wollen endlich hinauf.«
    Ullrik kämpfte sich aus den Haltegriffen der beiden Mädchen frei, warf ihnen einen trotzigen Blick zu und marschierte mit neu erwachter Kraft die Stufen hinauf. Auf seinem Rücken trug er einen riesigen Rucksack – Azranis Vermutung nach ausschließlich Essensvorräte. Sie grinsten sich an und folgten ihm. Als sie eine gute halbe Stunde später oben auf dem Drachenhorst des Palastes anlangten, war Ullrik völlig erledigt. Ächzend warf er seinen Rucksack ab und ließ sich zu Boden sinken. Der Drachenhorst lag auf einem natürlichen, breiten Sims des Savalgorer Stützpfeilers, nach Norden hin gelegen und direkt oberhalb des Shabibspalastes, der sich im Inneren des Pfeilers befand. Die Ebene maß etwa hundertsechzig Schritt in der Länge und sechzig in der Breite und war so flach wie eine Tischplatte. Im Süden, zur aufsteigenden Felswand des Pfeilers hin, befanden sich etliche große Holztore.
    Eines davon war geöffnet, und der riesige Leib eines Sonnendrachen schaute ein Stück heraus; er hatte sich zusammengerollt wie eine Katze und schien zu schlafen. Ansonsten war niemand zu sehen. Azrani deutete auf eine Holzhütte, die am westlichen Ende des Drachenhorstes gegen die Felswand gebaut war. »Das muss die Hütte des Drachenmeisters sein«, sagte sie und ließ ihren Rucksack zu Boden sinken. »Da muss ich als Erstes hin. Wartet hier, ja?«
    Ullrik stieß ein erschöpftes Seufzen aus und nickte. Marina entledigte sich ebenfalls ihres Rucksacks und setzte sich Ullrik schräg gegenüber auf den Boden.
    Ihren Rucksack benutzte sie als Lehne, während sie alle viere von sich streckte. Auch sie war erschöpft. Nur Azrani schien der Aufstieg nichts ausgemacht zu haben. Sie hatte die kleine Hütte bereits erreicht, klopfte an und wurde gleich darauf eingelassen.
    »Wir wollten von hier oben losfliegen«, erklärte Marina matt, »damit es nicht jeder in der Stadt mitbekommt. Von unserer Reise soll nach Möglichkeit niemand wissen. Du weißt ja, womit dieser Marius schon herumgetönt hat.«
    Ullrik nickte wieder. Das Sprechen war ihm im Augenblick offenbar zu mühevoll. Für eine Weile warteten sie schweigend auf Azrani.
    »Du hast Alina damals bei ihrer Flucht geholfen, nicht wahr?«, fragte Marina nach einer Weile, um irgendein Gespräch zu beginnen.
    Ullrik lächelte, zog ein Tuch hervor und tupfte sich die Stirn ab.
    »Ein Glück, dass ich damals nicht wusste, wer sie war. Ich hätte mir vor Ehrfurcht in die Hosen gemacht. Die Shaba!«
    »Und wie hast du's später erfahren?«
    »Ach, das war Zufall. Ich kam auf einem Markt in Tulanbaar am Zelt einer kleinen Schaustellertruppe vorbei. Akrobaten und Gaukler, du weißt schon. Sie hatten auch einen Geschichtenerzähler dabei, und nun darfst du raten, was zurzeit die Lieblingsgeschichte solcher Truppen ist.«
    Marina schmunzelte. »Ja, ich weiß schon. Das gefährliche Abenteuer von Alina, der frisch gebackenen Shaba, die ganz allein vor den Drakken floh und Akrania vor der Sklaverei bewahrte.«
    Ullrik nickte froh. »Genau. Übrigens hat sie dabei noch ein paar Dämonen mit bloßer Hand erwürgt, mehrere Dutzend kleiner Kinder vor dem Ertrinken gerettet und den Obersten Drakken mit einem magischen Schwert durchbohrt. Wusstest du das?«
    »Oh, ich bin sicher, sie hat noch Hunderte weiterer Heldentaten vollbracht. Hast du sie etwa daran erkannt?«
    Ullrik lachte auf. »Nein, nein. So herum wäre ich nie darauf gekommen. Aber der Geschichtenerzähler hatte ein Porträt von ihr ausgestellt, in einem netten goldenen Rahmen. Es sah ihr zwar nicht sehr ähnlich, aber dennoch: es war ein sehr hübsches Gesicht. Deswegen bin ich stehen geblieben und habe eine Weile zugehört. Dann erzählte der Mann etwas von ihrem Hund, der mit seinem Gebell Drakken töten konnte. Da wusste ich, dass ich damals tatsächlich der Shaba geholfen hatte.« Marina nickte. »Das war Benni. Und dann bist du einfach schnurstracks nach Savalgor marschiert, um bei ihr vorzusprechen?«
    »Ja. Sie hatte mir damals gesagt, ich solle mir ihr Gesicht merken und sie werde an mich

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