Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens
sollen wir Wolodit aus der Höhlenwelt auf die MAF-1 schaffen,
um es dort zu Amuletten zu verarbeiten? Es gibt zwar eine weitere, geheime Passage an die Oberfläche der Welt, aber sie ist winzig. Wir müssten gewissermaßen zu Fuß an die Oberfläche gelangen und dort von einem der alten Beiboote der MAF-1 abgeholt
werden. Für große Schiffe, auf denen man die benötigten Massen
an Rohgestein transportieren kann, gibt es nur diese eine große
Schleusenanlage im Felsenhimmel, draußen über der Säuleninsel.
Und die ist fest in der Hand unserer Feinde.«
Ötzli beschied sich darauf, Rasnor wissend anzulächeln. »Ganz
abgesehen davon«, fuhr der kleine Mann aufgebracht fort, »dass
keines der Wolodit-Bergwerke mehr uns gehört. Wie sollen wir an
das nötige Wolodit kommen, um auch nur ein einziges dieser
Amulette herstellen zu können? Ihr wisst, wie viel man dazu benötigt – wahre Berge! Und schließlich: Woher nehmen wir die
Transportschiffe? Und die Arbeiter, um das Wolodit abzubauen?
Freiwillig wird sich gewiss niemand melden.«
Ötzlis Denkapparat lief auf Hochtouren. Aber das durfte er Rasnor nicht zeigen, versuchte er ihn doch gerade glauben zu machen, dass dieser Plan längst in seinem Kopf gereift: war. Er hatte
zwar etliche Ideen, und manche davon erschienen ihm sogar brillant, aber so viele Fragen auf einmal zu beantworten… nein, das
konnte er nicht. Vorerst musste er Rasnor noch eine Weile hinhalten. Er straffte sich. »Das lasst meine Sorge sein, Rasnor. Ich
kümmere mich um das Wolodit, Ihr um die Leute.« Überrascht
ließ Rasnor die Arme sinken. »Ihr wollt Euch um das Wolodit
kümmern?«
»Ja. Lasst mich nur machen. Ich habe einen sehr klugen Plan.«
»So? Und welcher ist das?«
Ötzli schenkte ihm ein Lächeln. »Das bleibt… mein Geheimnis.«
»Was?«, brauste Rasnor auf. »Ihr vergesst wohl, dass ich hier
das Sagen habe! Ich bin der uCuluu der übrig gebliebenen Drakkenstreitmacht! Der Hohe Meister der Bruderschaft bin ich ebenfalls! Ohne mich werdet Ihr hier in der Höhlenwelt gar nichts ausrichten können!«
Ötzli starrte wütend zurück und fragte sich, was wohl geschehen würde, wenn er Rasnor hier und jetzt einfach tötete. Als Magier war der kleine Kerl ihm keinesfalls gewachsen, und wäre er
erst einmal aus dem Weg, gäbe es ganz einfach keinen uCuluu
und keinen Hohen Meister mehr.
Er mahnte sich zur Ruhe. Rasnor umzubringen war keine Lösung. Die versprengten Reste der Drakken hier in der Höhlenwelt
würden sich ihm, Ötzli, keinesfalls unterstellen, jedenfalls nicht
ohne direkten Befehl des Pusmoh. Im Gegensatz zu Rasnor besaß
er in ihrer Hierarchie keinen Rang, und als ehemaliges Mitglied
des Cambrischen Ordens würden ihn auch die Reste der Bruderschaft nicht als neuen Hohen Meister anerkennen.
Abgesehen davon hatte er es bereits einmal versucht und sich,
angewidert von diesem Lumpenpack von Nichtsnutzen, wieder
zurückgezogen.
Nein, leider brauchte er Rasnor, allein schon wegen seiner niederen Gesinnung. Was hier zu erledigen war, war Drecksarbeit,
und dazu hatte er keine Lust. Und wenn es um den Preis war,
dass er Rasnor in alles einweihen musste. Es machte keinen Unterschied – denn letzten Endes würde ohnehin wieder alles in seinen Händen liegen. Diesen Plan hatte er sich längst zurechtgelegt.
»Beruhigt Euch, Rasnor«, versuchte er es auf die freundschaftliche Art. »Wichtig sind vorerst nur die Amulette. Damit biete ich
dem Pusmoh eine neue Aussicht. Ich biete ihm die Möglichkeit,
seinen Plan doch noch verwirklichen zu können. Allerdings über
einen kleinen Umweg. Über uns.«
Noch immer voller Misstrauen musterte Rasnor den Altmeister
des Cambrischen Ordens. Ötzli fluchte in sich hinein. Er wusste
nicht, warum Rasnor mit einem Mal so misstrauisch geworden
war; bei ihrem letzten Treffen hatte er sich noch wesentlich vertrauensvoller gezeigt.
Irgendetwas musste geschehen sein.
Er setzte eine Miene begeisterter Vorfreude auf und hob beschwörend die Hände. »Überlegt doch! Wenn es uns gelingt, die
Herstellung dieser Amulette selbst in die Hand zu nehmen und
dazu Magier auszubilden, die den Drakken helfen, ihre Nachrichten schneller zu übermitteln, sind wir… nun, so etwas wie ein
Handelspartner für den Pusmoh. Ein unersetzlicher Handelspartner! Derzeit hätte der Pusmoh hier in der Höhlenwelt nichts mehr
zu gewinnen.
Überhaupt nichts. Nun aber, mit uns…«
»Dieser Pusmoh gefällt mir nicht«, unterbrach ihn Rasnor.
»Dass wir Geschäfte
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