Hoelle aus Feuer und Eis
stützte den Lauf auf dem angezogenen Knie ab und zielte sorgfältig, schoß aber noch nicht. Und auch Charity zögerte, das Feuer zu eröffnen, obwohl die Moroni sie sichtlich nicht entdeckt und sie somit den Vorteil der Überraschung auf ihrer Seite hatten. Aber die Ameisenkrieger machten keine Anstalten, sich ihnen zu nähern. Ein gutes Dutzend von ihnen marschierte zu einer langen Kette auf, die die Straße auf voller Breite absperrte, und noch einmal so viele drangen in die Gebäude rechts und links der Straßenkreuzung ein. »Was geht da vor?« flüsterte Skudder erstaunt. Charity zuckte mit den Achseln, aber sie antwortete trotzdem. »Ich fürchte, sie sperren das ganze Viertel ab. Sie suchen uns.« »Damit war zu rechnen«, sagte Leßter, aber Charity unterbrach ihn in sehr ernstem Tonfall »Sie verstehen nicht, Leßter. Sie suchen uns. Mich und Skudder, und alle, die bei uns sind.« Leßter sah sie zweifelnd an. »Sie können unmöglich wissen, wer wir sind.« »Ich habe mir abgewöhnt, das Wort unmöglich in den Mund zu nehmen, wenn ich über die Moroni rede«, sagte Charity ernst. »Außerdem gibt es zumindest einen Menschen hier in der Stadt, der ziemlich genau weiß, wen er zu erwarten hat.« »Stone?« Skudders Zweifel war nicht zu überhören. Charity zuckte abermals mit den Schultern, zog sich vorsichtig einige Schritte weiter in den staubigen Hausflur zurück und lehnte das Gewehr griffbereit neben sich an die Wand. Dann griff sie in die Tasche, zog den Kommunikator heraus und schaltete ihn ein. Auf dem winzigen Bildschirm erschien Daniel Stones Gesicht, und es hatte sich kaum stabilisiert, da machte sich ein vorwurfsvoller Ausdruck darauf breit. »Captain Laird!« sagte er. »Ich sehe, Sie haben nicht auf meinen Rat gehört und sind...« »Halten Sie den Mund, Stone«, unterbrach ihn Charity grob. Albern oder nicht - sie empfand dieser winzigen Holographie gegenüber den gleichen Zorn, wie sie ihn dem echten Daniel Stone entgegengebracht hätte. »Wir sitzen in der Falle. Ihre Freunde wissen ganz genau, wer wir sind. Und sie fangen gerade an, ein Kesseltreiben auf uns zu veranstalten.« Stone wirkte bestürzt. »Was ist passiert?« fragte er knapp. Charity erklärte es ihm mit wenigen gehetzten Worten, und Stones Gesicht nahm einen immer besorgteren Ausdruck an. »Und was erwarten Sie jetzt von mir?« fragte er, nachdem sie mit ihrem Bericht zum Ende gekommen war. »Wenn ich Sie daran erinnern darf, habe ich Ihnen davon abgeraten, den Läufer zu kapern. Daß es Ihnen gelungen ist und daß Sie noch leben, ist schon ein Wunder. Aber lassen wir das. Sie beginnen die Straßen abzusperren, sagen Sie?« Charity nickte. »Das kann zweierlei bedeuten«, fuhr Stone nachdenklich fort. »Entweder sie machen das gesamte Viertel dem Erdboden gleich - was ich nicht glaube -, oder sie setzen einen Sucher ein.« Charity glaubte aus den Augenwinkeln zu sehen, wie Leßter erschrocken zusammenfuhr, war sich aber nicht sicher. »Ein Sucher?« wiederholte sie. »Was ist das?« »Sie werden ihn erkennen, wenn Sie ihn sehen«, antwortete Stone geheimnisvoll. »Wenn das geschieht, Captain Laird, dann schalten Sie dieses Gerät ein und lassen Sie es liegen, wo es ist, und laufen Sie, so schnell Sie können.« »Das klingt richtig beruhigend«, murrte Skudder. »Sie haben eine herzerfrischende Art, einem Mut zu machen. Was zum Teufel ist ein Sucher?« Stone seufzte. »Also gut«, sagte er. »Sie erinnern sich an das Wesen, auf das Sie in den Ruinen von Köln gestoßen sind?« Skudder nickte. Er war ein bißchen blaß geworden. »Und jetzt stellen Sie sich ein Geschöpf vor, das Jagd auf solche Wesen macht«, fuhr Stone seelenruhig fort. Skudder wurde noch blasser und zog es vor, keine Fragen mehr zu stellen. »Wo befinden Sie sich jetzt?« fragte Stone, wieder an Charity gewandt. Es fiel ihr nicht leicht, zu antworten. Ihr Mißtrauen Daniel Stone gegenüber war noch immer nicht völlig ausgeräumt. Aber dann sagte ihr ihr logisches Überlegen, daß sie ohnehin verloren waren, wenn Stone sie wirklich verriet. Sie beantwortete seine Frage. »Das heißt, Sie sind nur noch ein paar Straßenzüge vom World Trade Center entfernt«, sagte Stone. »Wenn es Ihnen gelingt, dem Suchtrupp zu entfliehen, haben Sie eine reelle Chance.« »Das Trade Center?« Stone lächelte. »Die Rechenzentrale, von der ich Ihnen erzählt habe, befindet sich in seinen unteren acht Stockwerken. Und meine eigenen
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