Hoelle aus Feuer und Eis
der richtigen Reihenfolge hätte benennen können. Ein blutrotes, ungeheuer heißes Licht überflutete das Innere des Jägers. Leßters Faust hämmerte auf eine dreieckige gelbe Taste auf dem Pult vor ihm, und plötzlich flog das gesamte Oberteil des Jägers in Stücke gesprengt in alle Richtungen davon, und Charity, Skudder und Leßter wurden aus der abstürzenden Maschine herausgeschleudert. Sie begann wie ein Stein in die Tiefe zu stürzen, aber der tödliche Aufprall, auf den sie mit angehaltenem Atem wartete, kam nicht. Im letzten Moment schien etwas wie eine unsichtbare Hand nach ihr zu greifen und machte ein fast sanftes Gleiten aus ihrem Sturz. Unweit des nördlichen Ufers des Hudson fiel sie ins Wasser, tauchte für einen Moment unter und kam keuchend und heftig mit Armen und Beinen paddelnd wieder in die Höhe. Leßter und der Hopi fielen nur wenige Meter entfernt von ihr vom Himmel, ebenso sanft wie sie, von der gleichen, unsichtbaren Kraft beschützt, die wohl das Moroni-Äquivalent eines Schleudersitzes gewesen war. Nach der tödlichen Kälte, die sie aus dem Inneren des Läufers mitgebracht hatte, kam ihr das Wasser beinahe heiß vor. Für einige Sekunden tat sie nichts anderes, als das Gefühl der Wärme auf der Haut zu genießen, aber dann erinnerte sie sich wieder daran, daß sie keineswegs außer Gefahr waren. Ihr Flugzeug war irgendwo weit entfernt in den Fluß gestürzt und explodiert, aber sie mußten damit rechnen, daß die Moroni ihren Absprung beobachtet hatten und kamen, um nachzuholen, was ihnen im ersten Anlauf mißlungen war. Sie verständigte sich mit knappen Gesten mit Skudder und begann mit kräftigen Kraulbewegungen auf das Ufer loszuschwimmen. Der Weg war weiter, als sie im ersten Moment geglaubt hatte. Es waren nur einige hundert Meter, aber sie war völlig erschöpft, und in ihrem gemarterten Körper waren einfach keine Kraftreserven mehr, die sie noch anzapfen konnte. Vielleicht hätte sie es gar nicht geschafft, wäre nicht plötzlich (was sonst?) Leßter neben ihr erschienen und hätte sie gestützt. Trotzdem war sie so erschöpft, daß sie sich am Rande einer Bewußtlosigkeit bewegte, als sie endlich das Ufer erreichten und unter ihren Füßen wieder fester Boden war. Keuchend richtete sie sich auf, watete die letzten Meter durch das Wasser und fiel zu Boden, noch ehe sie das Ufer völlig erreicht hatte. Leßter griff unter ihre Schultern und zerrte sie ganz auf die gemauerte Uferbefestigung hinauf, und sie registrierte nur noch wie durch einen immer dichter werdenden grauen Nebel, wie Skudder dicht neben ihnen auf Händen und Knien ans Ufer kroch und dann ebenfalls zusammenbrach. Aber sie konnten sich keine Bewußtlosigkeit leisten; nicht einmal die allerkleinste Atempause. »Wir müssen weg hier«, sagte Leßter. Seine Stimme klang gehetzt, und zum allerersten Mal glaube Charity so etwas wie Angst darin zu hören. »Sie haben uns gesehen. Sie werden garantiert nach uns suchen!« Mühsam wälzte sie sich herum und versuchte, sich in die Höhe zu stemmen, aber ihre Kräfte reichten nicht mehr. Sie fiel zurück und schlug sich abermals das Gesicht auf. Eine Hand berührte sie an der Schulter, und plötzlich spürte sie wieder jenen Strom prickelnder, unsichtbarer Energie, der ihren Körper durchflutete und ihr neue Kraft gab. Er war längst nicht mehr so mächtig wie vorhin in der Zentrale des Läufers, aber immer noch stark genug, die Wand der Bewußtlosigkeit zu durchbrechen und ihr die Energie zu geben, sich in die Höhe zu stemmen und aus eigener Kraft stehenzubleiben. Als sie sich zu Leßter herumdrehte, sah sie, wie er sich zu Skudder herabbeugte und dasselbe mit ihm tat. Aber er zitterte, und sein Gesicht war grau vor Erschöpfung. Es war absurd - aber der Gedanke, daß sich selbst die Kräfte dieses unheimlichen Mannes allmählich dem Ende zuneigten, erleichterte sie in diesem Moment beinahe. Und plötzlich wußte sie auch, woran Leßter sie erinnerte - oder glaubte zumindest, es zu wissen. Aber der Gedanke war einfach zu absurd, um ihn weiterzuverfolgen. Sie schob ihn von sich, sah sich sichernd nach allen Seiten um und wandte sich nach Süden, um zu dem Läufer hinüberzusehen. Der Anblick ließ sie schaudern. Die riesige Maschine brannte. Aus Dutzenden von großen, ausgezackten Löchern schlugen Flammen oder ergossen sich Ströme von geschmolzenem Metall wie Lava. Schwarze, fettige Qualmwolken stiegen aus seinem offenstehenden Rückenpanzer, und eine
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