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Hoelle aus Feuer und Eis

Hoelle aus Feuer und Eis

Titel: Hoelle aus Feuer und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Charity riß erstaunt die Augen auf, als sie hörte, wie Leßter in der gleichen Art antwortete. Auch er gestikulierte heftig mit den Armen, und etwas an seinen Gesten war falsch. Charity konnte das Gefühl nicht in Worte kleiden, aber es schien irgendwie nicht die Gestik eines Menschen zu sein; die Bewegungen waren kompliziert und abgehackt und wirkten manchmal fast grotesk, aber sie spürte, daß sie eine ebenso gewichtige Bedeutung hatten wie die unverständlichen Pfeif- und Zischlaute, die er ausstieß; Laute überdies, wie sie ein menschlicher Stimmapparat im Grunde gar nicht hervorbringen konnte. »Was geht da vor?« flüsterte Skudder. Charity machte eine hastige Geste, still zu sein. Gebannt beobachtete sie, was weiter geschah. Es war ihr ebensowenig möglich wie irgendeinem anderen Menschen, die Körpersprache und Gestik der Ameisen zu interpretieren, aber sie spürte die Spannung, die zwischen den ungleichen Wesen herrschte. Und dann geschah etwas Unheimliches: Etwas im Klang von Leßters Stimme änderte sich. Selbst Charity spürte die zwingende, suggestive Macht, die plötzlich in seinen Worten lag - und sie konnte regelrecht sehen, wie der Wille der beiden Krieger erlosch. Ihre Arme sanken schlaff nach unten, und für Augenblicke standen sie einfach reglos das, wie groteske, riesige Statuen. Dann wandten sie sich ohne einen Laut um, verließen die Kabine, und Leßter streckte die Hand nach der Schalttafel aus und ließ die Tür hinter ihnen wieder zugleiten. Dann drehte er sich auf der Stelle herum, hob den Kopf und lächelte zu Charity hoch. Sie hielt seinem Blick nur eine halbe Sekunde stand, ehe sie die Klappe mit einem fast erschrockenen Ruck wieder zufallen ließ und sich verwirrt aufrichtete. »Was war da los?« fragte Skudder noch einmal. »Ich gäbe meine linke Hand dafür, es zu wissen«, flüsterte Charity. Die Worte galten nur ihr selbst, und als sie Skudders irritierten Blick bemerkte, beeilte sie sich, in verändertem Tonfall hinzuzufügen: »Er hat mit zwei von ihnen gesprochen.« »Gesprochen?« wiederholte Skudder ungläubig. »In ihrer Sprache«, bestätigte Charity. Skudder blickte sie einen Moment lang aus weit aufgerissenen Augen an, dann verdüsterte sich sein Gesicht. »Vielleicht gehört er zu ihnen«, sagte er. »So wie Raoul damals.« Charity fuhr unmerklich zusammen, als Skudder den Namen seines ehemaligen Stellvertreters und Vertrauten erwähnte, aber dann schüttelte sie den Kopf. Auch Raoul war äußerlich ein Mensch geblieben, obgleich in seinem Inneren ein Parasitenwesen genistet hatte, das ihn nicht nur langsam von innen heraus aufgefressen, sondern auch zu einer Marionette der Moroni gemacht hatte. Aber das war bei Leßter nicht der Fall. Sie hätten es gespürt, so wie sie es alle in Raouls Nähe gespürt hatten. Selbst Skudder war das fast körperliche Unbehagen aufgefallen, das ihn immer überkam, wenn Raoul in seiner Nähe war. Er hatte nur nicht gewußt, was es bedeutete. »Nein«, sagte sie entschieden. »Ich glaube, er ist...« » ... ein Jared«, sagte Gurk. Skudder starrte ihn ungläubig an, während Charity nur nickte. Gurk hatte in Worte gekleidet, was sie schon seit einer Weile gefühlt hatte. »Er hat recht«, sagte sie leise. »Aber das ist unmöglich«, protestierte Skudder. »Ich war selbst dabei, als er aus dem Tiefschlaf geweckt wurde!« »So wie alle anderen, die sie im Schlaf übernommen haben!« Skudder schwieg. Ein bestürzter Ausdruck breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Aber wieso?« flüsterte Charity. »Wieso ... hat er uns geholfen, hierher zu kommen?« »Vielleicht hat er das gar nicht«, murmelte Gurk. Charity sah ihn fragend an, und der Zwerg fuhr mit einer grimmigen Grimasse fort: »Vielleicht habt ihr ihm geholfen, hierher zu kommen.« Der Aufzug kam abermals zum Halten, und Leßters Stimme drang gedämpft durch das Dach. »Ich könnt herunterkommen. Es ist alles in Ordnung.« Charity öffnete die Klappe, sprang mit einer kraftvollen Bewegung in die Kabine hinab und trat beiseite, um Skudder und dem Zwerg Platz zu machen. »Finden Sie?« fragte sie. »Ich glaube nicht, daß hier irgend etwas in Ordnung ist, Leßter.« Leßter sah sie fragend an. »Wer sind Sie?« fragte Charity scharf. »Was sind Sie, Leßter? Und warum sind Sie hier?« Für einen winzigen Augenblick spürte sie genau, daß Leßter nach einer Ausrede suchte, alles ableugnen wollte. Aber dann schien er einzusehen, wie wenig Sinn das noch hatte.

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