Höllen-Mädchen
für gewöhnlich widerborstigen Mannes wert war. Ein Jahrzehnt im Vorhof der Hölle zu sitzen, nur um auf eine abschlägige Antwort zu warten!
Lacuna wußte zwar, daß sie es lieber nicht tun sollte, aber sie konnte einfach nicht anders, als nachzufragen. »Warum wird der Dämon dein Gesuch nicht bewilligen?«
»Aus demselben Grund, aus dem er sich nicht mit mir treffen will: es ist einfach komplizierter, sich mit dieser Angelegenheit zu befassen, als sie zu ignorieren. Der Dämon macht sich doch nur Gedanken um seine eigene Bequemlichkeit und nicht um meine.«
»Wäre es dann nicht einfacher für ihn, sich dein Gesuch anzuhören, es abzulehnen, und dann nichts mehr mit deinem Fall zu tun zu haben?«
»Das kann er nicht machen. Die Gesetze schreiben vor, daß er redlich sein muß. Wenn er aber redlich ist, muß er mein Gesuch möglicherweise bewilligen. Deshalb vermeidet er es, mir über den Weg zu laufen, und hofft, daß ich aufgebe und verschwinde, ohne daß er mich zuvor anhören mußte.«
Da begriff sie, daß die beiden sich tatsächlich in einem Wettstreit des Willens befanden. Humfrey wünschte etwas, das der Dämon X(A/N) th nicht gewähren wollte, und so waren die beiden miteinander in diesem Wettstreit der Geduld verstrickt. Eigentlich war das traurig, aber es erinnerte auch irgendwie daran, wie Humfrey diejenigen behandelt hatte, die ihn einst mit Fragen in seinem Schloß belästigten. Er bekam es mit gleicher Münze heimgezahlt. Wahrscheinlich würde er weitere Ausführungen zu diesem Thema nicht begrüßen, und so hielt Lacuna jede Bemerkung zurück, die ihr noch auf der Zunge lag.
»Wie will er vermeiden, dein Gesuch zu bewilligen, wenn er redlich sein muß?« wollte sie wissen.
»Er wird mich betrügen.«
»Aber…«
»In diesem Fall bestimmt der Dämon, was Redlichkeit ist und was nicht. Er wird mir eine Chance geben, das zu bekommen, was ich möchte, sofern ich dafür meine Seele aufs Spiel setze. Wenn ich gewinne, kann ich Rose mitnehmen. Wenn ich verliere, werde ich hier mit ihr eingesperrt bleiben. Deshalb wird er alles daransetzen, daß ich verliere.«
»Aber wie kann er…«
»Das ist sehr einfach. Er wird mir eine Frage stellen, die ich als Informationsmagier eigentlich beantworten können muß. Es wird sich um irgendein zukünftiges Ereignis handeln. Dann wird er alles daransetzen, daß auf jeden Fall etwas ganz anderes geschieht, egal wie meine Antwort ausfällt. Auf diese Weise werde ich verlieren.«
»Dann gibt es für dich wirklich keine Hoffnung«, sagte sie erschüttert.
»Hoffnung ja, aber keine Chance.«
»Du wirfst dein Leben einfach so weg! Und selbst, falls du siegen solltest, hast du immer noch das Problem mit den zwei Frauen. Sie werden bestimmt nicht tauschen wollen, wenn sie erst einmal beide in Xanth leben.«
»Erzähl mir mal was Neues.«
Sie schüttelte den Kopf. »Das macht einfach keinen Sinn.«
»Ja, so ist es wohl.«
Jetzt wußte sie, daß er einen Plan hatte. Sie konnte sich zwar keine Vorstellung davon machen, aber sie vertraute seinem Wissen. Er würde schon eine Möglichkeit finden, den hinterlistigen Wettstreit zu gewinnen – wenn er nur die Aufmerksamkeit des Dämonen erwecken konnte. Natürlich durfte er ihr nichts von seinen Plan erzählen, da der Dämon vielleicht lauschte und dann wissen würde, wie er das Vorhaben durchkreuzen konnte.
Noch eine Frage lag ihr auf der Zunge. »Wenn der Dämon X(A/N) th weiß, daß du hier bist, und dich gar nicht beachtet, wie kann es dann von Bedeutung sein, ob deine Lebensgeschichte auf der Wand erscheint oder nicht? Wird er das nicht auch absichtlich übersehen?«
»Nur bis zu einem bestimmten Punkt. Meine Lebensgeschichte ist wahr, obwohl den meisten Menschen ein Großteil davon unbekannt ist. Nur der Dämon kennt sie vollständig. Es muß die Wahrheit sein. Ich will auf keinen Fall irgend etwas davon verfälschen. Daher wird mir die Erzählung an einigen Stellen schwerfallen. Vollkommene Aufrichtigkeit ist immer schmerzhaft und selten ratsam. Aber an der Stelle, an der ich zur Gegenwart vorgedrungen bin und zur Zukunft übergehe, wird die Wahrheit der Geschichte noch unbestimmt sein. Dann werde ich sie so erzählen können, wie sie hoffentlich verläuft.«
»Aber dann könntest du ja voraussagen, daß du Rose aus der Hölle retten und zurück nach Xanth bringen wirst!«
»Sehr richtig. Ich werde in der Lage sein, meine eigene Zukunft zu gestalten. Daher muß der Dämon an dieser Stelle zu mir kommen und
Weitere Kostenlose Bücher