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Höllen-Mädchen

Titel: Höllen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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meiner Erinnerung auf. Natürlich waren das alles recht haltlose Gesellen, die in Xanth niemals eine Spur hinterließen und die man bestimmt vergessen wird. Aber für mich waren sie interessant, denn wer vermochte zu sagen, welche Abenteuer sie erleben oder welche Erfolge sie erringen würden, wenn sie sich nur in für sie vorteilhafteren Situationen befänden. Was diesen Punkt betrifft – was könnte ich alles erreichen, wenn ich in einer Kultur lebte, in der Neugier hoch bewertet wird?
    So erging es mir damals, als ich mich auf dem Weg befand, der vom Spaltendorf, in dem ich bis dahin gelebt hatte, in das Land der Drachen führte. Doch davon wußte ich zu der Zeit natürlich nichts. Ich verfolgte lediglich den Weg des geringsten Widerstands – und das war recht töricht, wie ich bald erfahren sollte, denn der Weg des geringsten Widerstands führte zwar nicht unbedingt zum nächsten Gewirrbaum, aber bestimmt zu einer gleichwertigen Katastrophe.
    Da hörte ich vor mir ein Geräusch. Es klang, als wenn ein Drache über eine Beute herfiele: ein Brüllen und Zischen, dem ein dumpfer Schlag folgte. Ich versteckte mich schnell neben dem Weg, weil ich mir etwas Besseres vorstellen konnte, als gerade dort aufzukreuzen, wo ein Drache fraß. Aber dann erblickte ich direkt über den Bäumen einen Schatten und einen Augenblick später die dazugehörende Silhouette. Ein fliegender Drache, von dem noch Blut herabtropfte. Offensichtlich war hier niemand mehr zu retten.
    Also nahm ich meine Wanderung wieder auf. Die beste Reiseroute war immer genau die, welche der des Drachen entgegengesetzt lag, und das war die Richtung, in die ich sowieso zog. Ich umrundete eine Wegbiegung und betrat eine Lichtung.
    Dort erblickte ich zwei Gestalten, die im Gras lagen. Ein Einhorn krümmte sich schwerverwundet am Boden, wobei es vor Schmerz mit seinem Horn um sich schlug. Neben ihm befand sich ein Mädchen.
    Ich wußte bei beiden nicht, was zu tun war. Einhorne waren, wie alle pferdeähnlichen Wesen – wenn man von den Zentauren einmal absieht –, in Xanth eher selten, und ich hatte vorher nur zweimal flüchtig ein solches Wesen sehen können. Mädchen waren nicht so selten, aber außerhalb meiner Familie hatte ich kaum Kontakt mit ihnen gehabt. Und die Erfahrungen mit meiner älteren Schwester hatten mir den Geschmack an ihnen eher verleidet. Natürlich machte es nicht besonders viel Spaß, allein zu reisen, aber es war besser, als ständig herumkommandiert zu werden.
    Das Mädchen erblickte mich. »Bitte, hilf Horntensie!« rief sie und deutete auf das Tier.
    Gerade erst war sie in mein Leben getreten, und schon kommandierte sie mich herum.
    Aufgrund meiner anderthalb Ewigkeiten langen Konditionierung hatte ich keine andere Wahl, als zu gehorchen. Ich ging auf das Einhorn zu. Es war eine Stute, die sich anscheinend ein Vorderbein gebrochen hatte. An ihrem Horn klebte noch etwas Blut. Ich zögerte, weil ein verwundetes Tier genauso gefährlich wie ein gesundes sein kann. Aber ich erkannte, daß die Stute aus Schmerz um sich schlug, und nicht um zu drohen. Sie wollte meine Aufmerksamkeit erregen und hoffte, daß ich etwas für sie tun könnte.
    Zufälligerweise konnte ich das. Ein kurzes Stück zurück auf dem Weg hatte ich ein Knochenrichtkraut wachsen sehen. »Ich komme gleich wieder«, sagte ich und eilte davon.
    Ich rannte so lange, bis ich das Kraut fand. In meinem Rucksack befand sich eine leere Tasche, die ich jetzt hervorholte. Nun suchte ich eine gesunde, kräftige Pflanze aus, nahm einen Stock und grub sorgfältig um sie herum den Boden auf. Dann hob ich sie mitsamt Wurzeln und Erde hoch – so, wie ich früher Tickpflanzen umgesetzt hatte. Zu guter letzt war meine Erfahrung als Farmerssohn also doch noch zu etwas nütze. Ich legte das Gewächs vorsichtig in die Tasche.
    Dann machte ich mich mit dem Kraut auf den Weg zurück. Nun konnte ich nicht mehr so schnell laufen, um die Pflanze nicht zu schütteln. Bei anderen Kräutern mochte dies nicht weiter von Bedeutung sein, aber ein durchgeschütteltes Knochenrichtkraut konnte ein heilloses Durcheinander verursachen.
    Als ich die Lichtung erreichte, lag das Einhorn regungslos auf seinem Platz. Das Mädchen war zu ihm hingekrochen und hielt den Kopf des Tieres beruhigend im Schoß. Als sie mich erblickte, rief sie aus: »Oh! Ich hatte schon Angst, daß du ganz verschwunden wärst!«
    »Ich habe nur das Heilkraut geholt«, erwiderte ich lahm, obwohl doch eigentlich die beiden anderen

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