Höllen-Mädchen
retten.«
»Das stimmt ja auch. Aber nur der Dämon kann mir das genehmigen.«
Lacuna nickte verstehend. Allmählich ergab alles einen Sinn. »Und du hast die ganze Zeit hier in den Startlöchern gehockt, ohne von dem Dämon beachtet zu werden? Warum machst du nicht einfach mal eine Pause an einem abwechslungsreicheren Ort?«
»Weil der Dämon nichts mit mir zu tun haben will!«
»Aber dann wird er dich vielleicht niemals bemerken?«
»Nein. In dem Großen Buch der Universalen Gesetze steht geschrieben: Der Dämon ist verpflichtet, seiner Anrufung Folge zu leisten, bevor er irgend etwas anderes unternimmt. Deshalb werde ich hier warten, bis er auftaucht.«
»Aber die ganze Zeit… du kannst es dir doch sicherlich erlauben, mal ein wenig auszuspannen. Der Dämon schläft wahrscheinlich, und da ist es doch völlig egal, ob du da bist oder nicht.«
Humfrey starrte sie unverwandt an. »Du verstehst nichts von der Psychologie des Dämonen X(A/N) th . Er wird genau zu dem Zeitpunkt hier auftauchen, wenn ich gerade gegangen bin. Denn in den Gesetzen steht auch, daß die Anrufung verfällt, wenn der Dämon erscheint und niemand mehr im Vorhof sitzt, weil derjenige nicht genügend Interesse gezeigt hat. In so einem Fall braucht er mich überhaupt nicht anzuhören.«
Lacuna war entsetzt. »Du glaubst, der Dämon weiß, daß du hier bist und übersieht dich absichtlich, um dich hereinzulegen? Und so geht es schon ein ganzes Jahrzehnt lang?«
»Genau. Deshalb traue ich mich nicht hinaus. Ich habe einmal Glück gehabt, daß der Dämon nicht mitbekommen hat, wie Grey Murphy und Ivy vor vier Jahren versucht haben, mich im Traumsarg zu wecken. Der Dämon ist vielleicht einmal unaufmerksam gewesen – ein zweites Mal werde ich nicht so glimpflich davonkommen.«
Nun wußte sie, warum der Gute Magier einfach verschwunden war, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Er hatte keine Gelegenheit dazu gehabt, wenn er nicht das Scheitern seiner Aufgabe in Kauf nehmen wollte. Das also war der Grund, aus dem er hier in diesem tödlich langweiligen Wartezimmer geblieben war und nichts anderes gemacht hatte, als auf den Dämon zu warten.
»Die letzte Zeit deines Lebens ist ein noch wesentlich schlimmeres Blabla gewesen als meins!« rief sie. Das war eine Offenbarung!
»Und was gibt es sonst noch Bemerkenswertes?« fragte er säuerlich.
»Na, hör mal! Nimm einmal an, der Dämon kommt in diesem Augenblick herein und sagt, daß er nichts dagegen hat, wenn du Rose aus der Hölle holst und nach Xanth zurückbringst. Was wird dann aus der Gorgone?« Lacuna hatte die Gorgone gekannt und sehr gern gehabt, da deren angsteinflößende Macht ihrem Gesicht entsprang, nicht aber in ihrem Wesen lag.
»Ich habe schon genug damit zu tun, mir auszumalen, was nach meiner Rückkehr mit Grey Murphy geschehen soll«, grummelte der Magier. »Es wäre nicht richtig, ihn nach Mundania zurückzuschicken, um dem Problem Com-Puter aus dem Weg zu gehen.«
»Oh, das ist doch kein Problem«, sagte sie schnell. »Ich werde Grey erlösen, indem ich die Zeilen auf dem Schirm der bösen Maschine verwandle.«
Er starrte sie verdutzt an. »Kein Wunder, daß ich diese Antwort übersehen habe! Dabei liegt es auf der Hand! Es geht lediglich darum, Com-Puters Hauptprogramm zu überschreiben und den Befehl einzugeben: ›Save and Compile‹. Darauf hätte ich auch schon früher kommen können.«
Sie sagte nichts, zuckte bloß die Schultern, weil sie ihn nicht noch mehr ärgern wollte.
»Wenn du so gut darin bist, das auf der Hand Liegende zu erkennen – wie sieht dann deine Lösung für das Problem mit meinen beiden Frauen aus?«
Ratlos gestikulierte sie mit den Händen. »Vielleicht können sie sich abwechseln?«
»Das ist doch lächerlich!« entfuhr es ihm. »Das könnte nur klappen, wenn die Königin sich nicht einmischt.«
»Ja, aber wenn die eine Frau im technischen Sinne tot ist, während die andere noch lebt, kann Königin Irene vielleicht nichts dagegen einwenden.«
Er seufzte. »Aber so weit kommt es vielleicht gar nicht. Der Dämon X( A/N) th wird mein Gesuch sowieso nicht bewilligen.«
»Aber… aber warum wartest du dann…«
»Weil es einfach undenkbar für mich ist, nicht wenigstens den Versuch unternommen zu haben. Früher war ich nicht so erfahren und habe so eine Herangehensweise überhaupt nicht erwogen. Aber in meinem Alter gibt man nicht so schnell auf.«
Lacuna fragte sich, was für eine Frau Rose sein mochte, daß sie die Aufopferung dieses
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