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Höllen-Mädchen

Titel: Höllen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich mit meinem Gesuch befassen, sonst würde er den Wettstreit verlieren.«
    Das war aber wirklich eine sehr ausgetüftelte Strategie! Es stand außer Frage, daß der Gute Magier sehr viel schlauer war als sie. Ein nagender Zweifel war dennoch geblieben.»Warum hast du dann deine Geschichte nicht schon früher erzählt, anstatt die ganze Zeit zu warten?«
    »Das gesprochene Wort hat nicht dieselbe Macht wie das geschriebene. Erst seit du hier unten bist, kann ich meine Geschichte niederlegen, indem du sie an der Wand erscheinen läßt.«
    »Aber warum hat mich der Dämon dann nicht daran gehindert, hierher zu kommen?«
    »Ich vermute, daß er dich für zu bedeutungslos gehalten hat, als daß er sich mit dir beschäftigt hätte. Wenn du, wie meine Frauen, schön oder klug oder hochtalentiert gewesen wärst, dann hätte er deine Ankunft bestimmt bemerkt. Nun ist es zu spät, denn du bist bereits hier.«
    »Was für ein Glück, daß ich so durchschnittlich bin«, sagte sie mit leicht gemischten Gefühlen.
    »Du bist nicht durchschnittlich, Lacuna, du bist langweilig. Du bist fast zu hundert Prozent uninteressant. Wie du zu einer der Hauptpersonen dieser Geschichte werden konntest, sprengt alle Grenzen meines Vorstellungsvermögens.«
    Das traf sicher zu, denn deshalb war sie ja hergekommen.
    »Also gut, dann sollten wir jetzt beginnen«, schlug sie mit einem Anflug müder Abgeschlagenheit vor. Sie richtete den Blick auf die gegenüberliegende Wand, und schon erschienen die ersten Worte.
    Die Lebensgeschichte des Guten Magiers Humfrey, des Informationsmagiers. Kapitel Eins.
    »Verdammt, schreib doch nicht so gestelzt!« fuhr Humfrey sie an. »Überschreibe es einfach mit Höllen-Mädchen und beginn mit Kapitel drei. Mit deinen eigenen, langweiligen Angelegenheiten hast du bereits zwei Kapitel verschwendet – möge die Muse der Historie dir vergeben.«
    »Ja, warum nicht«, stimmte sie restlos ernüchtert zu. »Wie soll der Titel von Kapitel drei lauten?«
    »Ach, einfach irgendwie«, sagte er ungeduldig. Dann begann er zu diktieren.

3
IRGENDWAS
    Ich kam im Jahre 933 als Kind rechtschaffener Eltern zur Welt. Diese Zeitrechnung beginnt mit der ersten Einwanderungswelle der Menschen in Xanth. Vorher hatten sich nur wenige – ungefähr zweitausendzweihundert Jahre vor Beginn dieser Zeitrechnung – in Xanth niedergelassen. Doch im Anschluß daran wurde Xanth zu einer Insel, und die Zahl der Menschen war nicht groß genug, um ihre Kolonie am Leben zu erhalten. Aus diesem Grund starben sie etwa dreihundert Jahre später aus. Vielleicht muß man sogar Gott dafür danken, denn das Hauptzeugnis ihrer Existenz sind die Kreuzungen, die sie hervorbrachten: Harpyien, Cowboys, Werwölfe, Meerjungfrauen und dererlei. Im Laufe der Jahre wurde die Landenge wieder begehbar, und die Menschen kamen in größerer Zahl herüber, was zur Entstehung der Zentauren führte. Aber erst mit der großen Einwanderungswelle gewann die menschliche Geschichte an Kontinuität. Deshalb wurde dieses Ereignis zum Jahr Null erhoben.
    Die darauffolgenden Einwanderungswellen von Menschen aus Mundania verursachten viel Leid in Xanth, bis Zauberer Roogna nach der vierten Welle, im Jahre 228, an die Macht gelangte. Er erbaute Schloß Roogna und leitete das Goldene Zeitalter von Xanth ein. Als König Gromden starb und König Yang die Macht übernahm, blieb Schloß Roogna verlassen. Allmählich nahm der Einfluß der Menschen auf der Halbinsel ab, wodurch das Dunkle Zeitalter Xanths eingeleitet wurde, wie man es später bezeichnete. Niemand hatte diese Entwicklung bemerkt oder sich darüber Sorgen gemacht, bevor es zu spät war.
    Aber diese Zusammenfassung ist bestimmt nicht besonders interessant. Für jene, die für die tote Vergangenheit eine krankhafte Neugier entwickelt haben, wurde in einem Anhang ein tabellarischer Überblick der Geschichte Xanths angefügt.
    Wie dem auch sei, kürzlich war etwas Gutes geschehen: Im Jahr vor meiner Geburt verwandelte der Zaubererkönig Ebnez den Todesstein in den Schutzstein, der Xanth vor weiteren Einwanderungswellen bewahrte. Der Zauberer Roogna hatte vollkommene Macht über alles Lebendige besessen, während der Zauberer Ebnez die Magie des Unbelebten beherrschte. Beides mußte eine deutliche Wirkung auf alle menschlichen Belange haben, wodurch eine eher ruhige Periode der Geschichte eingeleitet wurde. Die Zwölftwelle nannte man schließlich die Letztwelle, weil es keine weiteren Einwanderungswellen bis zum Jahr 1042

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