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Höllenengel

Höllenengel

Titel: Höllenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thrainn Bertelsson
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Höhe
der Fersen gerutscht. Es sah aus, als sei sie von der Toilette
gefallen. Er griff ihr unter die Achseln und half ihr auf die
Beine.
    »Bist du verletzt? Hast du dir den Kopf
gestoßen?«
    Sie antwortete nicht und bei näherer Betrachtung wurde ihm
klar, dass sie fest schlief.
    Auf dem Boden war eine gelbe Pfütze. Sie war mittendrin von
der Toilette gefallen und hatte am Boden liegend weitergepinkelt.
Ihre Schenkel waren nass. Er hatte die Idee, sie in die Badewanne
zu legen, um den Urin abzuspülen, aber er wollte sie nicht
wecken.
    Machte ein Handtuch im Waschbecken nass und versuchte, sie zu
waschen. Nahm sie anschließend in die Arme und trug sie ins
Bett.
    Das Schnarchen war nicht gespielt.
    Er stand neben ihr und schaute auf sie herab. Hatte Mitleid mit
ihr.
    Ach, meine Liebste, dachte er. Was machen wir
bloß?
    Im Augenblick konnte er nichts weiter tun, als auf den
nächsten Tag zu warten.
    Víkingur zog sich aus und legte sich neben
Þórhildur.
    Angelte nach dem Schalter der Nachttischlampe und machte das Licht
aus.
    Lag wach und starrte in die Dunkelheit, die sie umgab.
    *****
    Vampír beobachtete seinen Herrn besorgt. Er war daran
gewöhnt, ihn immer wieder mit den Zähnen knirschen zu
hören. Er wusste nicht ganz, was dieses Geräusch
bedeutete, aber er verband es damit, dass sein Herrchen wach und
auf der Hut sei. Jetzt musste etwas passiert sein, denn der Herr
saß da, wiegte sich vor und zurück und knirschte ohne
Unterlass mit den Zähnen.
    Die Lösung war in Sicht. Damit Baldur seinen Traum vom eigenen
Amphetaminlabor, von großen Einnahmen und einem sorgenfreien
Lebensabend verwirklichen konnte, brauchte er nur eins:
Startkapital.
    Mit genügend finanziellen Mitteln ausgestattet, könnte er
sich einfach an einem anderen Ort niederlassen, vielleicht in
Litauen, vielleicht in Dänemark. Oder Schottland. Es ist
bitter, wenn man nicht genug Geld hat, um seine Träume zu
verwirklichen, und umso bitterer war es für Baldur, an einem
Trockenschrank zu sitzen, der Reichtümer für andere Leute
produzierte.
    Oft hatte er mit dem Gedanken gespielt, mit dem, was hier in einer
Woche produziert wurde, zu verschwinden, was ihm locker reichen
würde, um sein eigenes Labor aufzumachen. Die Vorstellung war
leider nicht realistisch, denn Andrus hatte Verbindungen nach
überallhin.
    Wer Arbeitgeber wie Andrus, die Nuul und Octopussy bestahl,
würde damit sein eigenes Todesurteil fällen und sich zu
einem schrecklicheren Tod verdammen, als je ein Mensch verdient
hatte. Baldur hatte mitangesehen, wie Andrus Männer für
geringfügige Vergehen bestrafte, und konnte sich gut ausmalen,
welchen Horror er für diejenigen, die ihn richtiggehend
hintergingen, in petto hatte.
    Im gesamten Ostblock würden sie nach ihm suchen und
selbstverständlich auch in Island.   
     
    Endlich war ihm eine Lösung für dieses Problem
eingefallen.
    Wo nichts gestohlen wird, muss nichts gerächt
werden.
    Wenn sie glauben, ich sei tot, kommen sie nicht darauf, nach mir zu
suchen.
    Er wunderte sich, dass er nicht schon viel früher auf diese
Idee gekommen war, so offensichtlich, wie sie war.
    Wenn ich das Amphetamin stehle und das Labor anzünde, kann
niemand mehr feststellen, dass etwas gestohlen wurde.
    Wenn ich in den Flammen sterbe, bei dem Versuch, das Labor zu
retten, merkt keiner, dass ich es angezündet habe und
quicklebendig bin.
    Er durchdachte diese Schlussfolgerung wieder und wieder und konnte
keinen wunden Punkt entdecken. Natürlich müsste er seinen
Namen ändern, seine Nationalität und vor allem sein
Umfeld, um zu verhindern, dass seine vormaligen Arbeitgeber
zufällig ihrem verstorbenen Mitarbeiter wiederbegegneten. All
das ließe sich verwirklichen und würde dazu beitragen,
seine Träume zu erfüllen.
    Das wertvollste aller Dinge ist das Wissen, und Baldur hatte sich
kostbares Wissen angeeignet. Er kannte alles, was die Produktion
betraf. Jede einzelne Stufe der Herstellung. Sich irgendeinen
Chemiker zu besorgen, der sich zunächst um die Einrichtung
kümmerte und die Details justierte, wäre kein Problem.
Und danach würde er es allein machen. Ein kleines Labor mit
einer Produktionszeile, die er ohne Hilfe von außen betreiben
könnte. Bevor er sein Vorhaben umsetzen würde, musste er
überprüfen, ob er die gesamte Herstellung auswendig
konnte, alle Mengenverhältnisse kannte, sich jedes Detail
gewissenhaft eingeprägt hatte.
    Er ging die Herstellung in Gedanken durch.
    Erst die Rohstoffe: Benzaldehyd, Nitroethan,

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