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Höllenengel

Höllenengel

Titel: Höllenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thrainn Bertelsson
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ihre
Abteilung.
    Wie sich herausstellte, war Ásta sehr wohl bewusst, dass sie
zu ihren Kollegen sprach, denn sie sagte: »Die Hauptaufgabe
der Abteilung für Gewaltdelikte ist, Morde und Gewalttaten zu
untersuchen, und zwar, nachdem sie begangen worden sind. In der
Rauschgiftabteilung ist die Arbeit schon deswegen komplizierter,
weil wir versuchen müssen, die Verdächtigen in genau dem
Moment zu ergreifen, wo sie den Stoff in den Händen
haben.
    Mörder hinterlassen Leichen, aber in unserer Abteilung haben
wir es mit Tätern zu tun, die die Beweismittel einfach
vernichten können, sie in die Nase hochziehen, aus dem
Autofenster werfen oder in der Toilette herunterspülen
können.
    Ferner gibt es den folgenden Unterschied zwischen unserer Arbeit
und der der Mordabteilung: Morde sind hierzulande kein Berufszweig,
jedenfalls noch nicht, aber Rauschgiftschmuggel, Vertrieb und
Verkauf von Drogen bilden die weitaus bedeutendste Branche der
sogenannten Unterwelt. Diejenigen, gegen die wir ankämpfen,
sind also größtenteils Profis und manche von ihnen haben
schon eine lange Karriere hinter sich.«
    Ásta wies mit einem Laserzeiger auf ein Diagramm, das der
Beamer an die Wand warf.
    »Um euch einmal eine Vorstellung davon zu geben, was für
ein großes Problem die Drogenbranche weltweit ist: Der
Jahresumsatz auf diesem Gebiet beträgt mehr als vierhundert
Milliarden US-Dollar, das sind zweiunddreißigtausend
Milliarden isländische Kronen oder besser gesagt
zweiunddreißig Billionen Kronen. Dreihundert
Kárahnjúkar-Kraftwerke jedes Jahr. Niemand kennt die
genaue Anzahl derer, die von Drogen abhängig sind, aber eine
Kommission der Vereinten Nationen schätzt, dass es etwa
hundertvierzig Millionen Cannabissüchtige, acht Millionen
Heroinsüchtige, dreizehn Millionen Kokainsüchtige gibt
und dann noch weitere dreißig Millionen, die synthetische
Drogen nehmen, wie Amphetamin, Crack und solche Sachen. Es ist nur
eine Schätzung. Eine vorsichtige Schätzung.
    Diese Plage hat sich in Island genauso wie anderswo eingenistet.
Hier seht ihr die Entwicklung: Im Jahr 1971, in der Hippiezeit,
wurde ein bisschen Hasch geraucht.
    Im Jahr 1985 war Speed schon ziemlich verbreitet und es kam vor,
dass man ein klein wenig Kokain >für Weihnachten< oder
für Festlichkeiten besaß. Aber die Kurve weist steil
nach oben. Im darauffolgenden Jahr, 1986, hat die
Rauschgiftabteilung vierhundert Gramm Kokain beschlagnahmt. Von da
an verschlechterte sich die Lage kontinuierlich. Ecstasy kam
ernsthaft ab 1992 ins Spiel und von dem Zeitpunkt an, kann man
sagen, haben wir keine Ruhe mehr gehabt. Hier kommen alle
möglichen und unmöglichen Drogen an. Die Cannabisstoffe
haben ihren Konsumentenkreis, der jedoch veränderlich ist,
weil so viele dann zu Speed und Koks wechseln.
    Bitte beachtet, dass ich keine Unterscheidung zwischen sogenannten
harten und weichen Drogen mache.
    Manch einer behauptet, Cannabis sei weich und keinesfalls
gefährlicher als zum Beispiel Tabak. Doch die meisten
Untersuchungen von Cannabisstoffen weisen darauf hin, dass sie viel
schädlicher sind als wir, die wir uns noch an die Hippiezeit
erinnern können, gerne glauben möchten.
    Der Zoll ist natürlich hilflos. Seine Hauptaufgabe ist es, die
fälligen Zölle und Importgebühren bei legalen Waren
zu kassieren. Der Zoll des Flughafens in Keflavík ist
dennoch äußerst nützlich. Zumindest zeigt er den
Menschen, dass man nicht einfach mit Koffern voller Rauschgift ins
Land einreisen kann. Mit den Containern haben wir ein
größeres Problem. Es sind so viele, dass es
ausgeschlossen ist, in mehr als vielleicht einen von hundert
hineinzuschauen. Die Regierung hat auch kein Interesse an einer
strengeren Zollfahndung. Drei Jahre lang bitten wir nun schon um
ein Durchleuchtungsgerät, durch das Container gerollt werden
können und das ungeheuer nützlich wäre. Wir bekommen
keine Gelder dafür.«
    Diese Bemerkung weckte Sympathie bei Kriminalpolizist
Marinó, der ansonsten ein begrenztes Interesse an Straftaten
hatte.
    »Davon kann ich ein Lied singen«, brummte er.
»Ich weiß nicht, seit wie vielen Jahren ich jetzt schon
eine neue Kaffeemaschine für unsere Abteilung beantragt
habe.
    Aber es ist nicht eine Krone übrig in der Staatskasse, nachdem
allen Politikern gute Bezüge und gute Renten zugesichert
worden sind.«
    Ásta tat so, als hörte sie Marinós Anmerkung
nicht.
    Sein Interesse an dem Thema war niemandem verborgen geblieben, der
bei der Polizei arbeitete. Sie fuhr mit

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