Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hoellenengel

Hoellenengel

Titel: Hoellenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thráinn Bertelsson
Vom Netzwerk:
es für an der Zeit hielt, das
Gespräch zu beenden.
    »Keine weiteren Fragen jetzt«, sagte Auður.
»Menschen zu verhören, die wegen des Verlustes eines
geliebten Angehörigen unter Schock stehen, ist intolerables
Auftreten der Polizei.«
    »Werte Anwältin«, sagte Dagný. »Wir
haben in keiner Weise vorgehabt, deine Klienten zu verhören.
Noch nicht.«
    *****
    Als es schon fast zwei Uhr war, schlug Dagný vor, dass sie
irgendwo einen Happen essen sollten. Terje war ebenfalls schon fast
verhungert. Um Dagný zu ärgern, schlug er vor, zu
McDonald's zu fahren.   
     
    »Ich hasse Hamburger«, sagte Dagný, genau wie er
es geahnt hatte.
    »Okay, dann gehen wir eben zum KFC«, sagte
Terje.
    »Was ist das?«
    »Du musst doch schon von Kentucky Fried Chicken gehört
haben.« »Ich habe doch gesagt, ich habe keine Lust auf
Hamburger.«
    »Hähnchen und Hamburger sind zwei vollkommen
verschiedene Dinge. So wie Stier und Henne.«
    »Ich esse vernünftige Sachen und keinen
Müll«, sagte Dagný. »Wenn du glaubst, dass
Donuts zu unserem Beruf gehören, schaust du zu viel Mist im
Fernsehen.«
    »Wohin willst du denn?«, fragte Terje. »Sollten
wir mit der Einkehr im Hotel Saga nicht warten, bis ich
Polizeidirektor bin?«
    »Warst du schon einmal bei Grüne Kost?«
    »Nein«, sagte Terje. »Irgendwie klingt der Name
für mich nicht attraktiv, obwohl ich nicht bezweifle, dass
vielen das Wasser im Munde zusammenläuft, wenn sie ihn
hören. Vor allem Vierbeinern.«
    »Prima. Dann gehen wir da hin, weil du noch nie da
warst«, sagte Dagný. »Es ist sowohl preiswert
als auch schnell.«
    »Ich war eigentlich mehr so auf der Fastfood-Schiene«,
sagte Terje.
    »Gemüse kann auch schnell gehen«, sagte
Dagný.
    »Wenn es für dich eine Bedingung ist, etwas Ungesundes
zu essen, dann wird dir sicher gestattet sein, in den
Mülleimern hinter dem Laden zu wühlen, während ich
speise.«
    Sie war also doch nicht völlig humorlos. Terje versuchte sich
seine Überraschung nicht anmerken zu lassen.
    »Ungesund ist keine Bedingung«, sagte Terje.
»Aber ungesundes Essen schmeckt trotzdem besser als gesundes.
Was hältst du davon, wenn wir zum Grill am Busbahnhof
gehen?«
    *****
    Das Essen war fantastisch. Ein indischer Gemüseeintopf mit
Naturreis.
    Terje bat darum, keinen Rohkostsalat auf seinen Teller zu
bekommen.
    »Ich esse nie etwas, das noch lebt«, sagte er und
fügte hinzu: »Und zu trinken hätte ich dann gern
eine Cola.«
    Die Serviererin hielt beim Auftischen kurz inne, als sie diese
ungewöhnliche Bestellung hörte.
    »Cola?«, fragte sie.
    »Ja«, sagte Terje. »Also es ist ja nicht so, als
hätte ich beim Abendmahl einen doppelten Brennivín
verlangt. Es ist bloß ein Softdrink. Sehr
beliebt.«
    »Wir haben keine Cola hier, nur Wasser und dann diese
Getränke, die du hier gekühlt siehst.«
    »Weißt du«, sagte Dagný. »Ich habe
einen Jungen, der fünf Jahre alt ist. Der hat genauso einen
Geschmack wie du.«
    »Vielversprechendes Kerlchen«, sagte Terje.
    »Ich hatte gehofft, dass sein Geschmack so ist, weil er erst
fünf ist, aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher, dass
sich das rauswächst.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Terje. »Ich kann
doch kaum der Vater dieses Jungen sein, auch wenn er
vielversprechend ist. Wir haben nie ... Oder haben wir
...?«
    Dagný musste lachen. Endlich.
    »Nein«, sagte sie. »Wir haben nie ... und wir
werden nie ... Arbeit ist das eine. Privatleben ist das
andere.«
    »Bis jetzt ist wenig Platz für Privatleben in diesem
Beruf gewesen«, sagte Terje. »Und wenn Mörder
nicht mehr damit zufrieden sind, weniger als drei auf einmal
umzubringen, sieht es nicht so aus, als würde das Privatleben
in der nächsten Zeit aufblühen. Das war das
Widerwärtigste, was ich je gesehen habe. Würde mich nicht
wundern, wenn sich herausstellt, dass da eine ausländische
Verbrecherbande am Werk gewesen ist.«
             
    »Wieso?«
    »Weil es, soweit ich weiß, in der isländischen
Kriminalgeschichte keinen Präzedenzfall für so einen
Massenmord oder eine Massenhinrichtung gegeben hat. Und schau dir
die Grausamkeit an, den Sadismus. Lebende Menschen an Wand und
Boden zu nageln. Isländer machen so etwas
nicht.«
    »Aber Ausländer könnten es getan
haben?«
    »Ja, irgendwelche Leute haben es offenbar getan und ich tue
mich schwer damit, zu glauben, dass es Isländer
waren.«
    »Glaubst du, Isländer sind besser als andere
Menschen?«
    »Ja, wusstest du das nicht?«
    »Nein, das

Weitere Kostenlose Bücher