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Hoellenfeuer

Hoellenfeuer

Titel: Hoellenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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warum sie wie ein Paar wirken. Stimmt ‘s?“
    „Stimmt genau “, stellte Eleanor fest. „Ihr Verhalten kam mir sehr menschlich vor.“
    „Das ist auch nicht verwunderlich “, begann Raphael, während sie gemeinsam unter den Bäumen der Parkwege entlang gingen. „Ich habe dir ja schon erzählt, dass die gefallenen Engel sehr unterschiedlich mit ihrem Schicksal umgingen. Sie alle litten unter ihrer Trennung von Gott, weil die Seele eines Engels so auf ihn ausgerichtet ist, dass ein Leben ohne ihn sinnlos erscheint. Einige Engel richteten sich daher neu aus. Sie gaben ihrem Leben einen Sinn, indem sie Gottes Aufgabe die Menschen in Versuchung zu führen sehr ernst nahmen. Und der Ernst, mit dem sie diese Aufgabe angingen, wurde gespeist durch den Hass, den sie den Menschen entgegenbrachten, weil sie glaubten, nur der Menschen wegen aus dem Himmel verbannt worden zu sein. Andere Engel verfielen in Apathie. Und wieder andere suchten sich einen Ersatz für die Liebe Gottes, die ihnen entzogen worden war. In einigen wenigen Fällen fanden diese Engel zueinander und wurden Paare. Sie verliebten sich ineinander und gaben nun dem anderen ein wenig von dem Glück wieder, dass sie durch ihren Fall auf die Erde bereits verloren glaubten.“
    „Dann sind Naral und Uriel solch ein Paar?“, fragte Eleanor fasziniert.
    „Ja“, Raphael lächelte. „Sie lieben einander wirklich und es ist immer wieder ein wunderbarer Anblick, die beiden miteinander zu sehen.“
    „Das stimmt “, lachte Eleanor. „Sie wirkten wie ein frisch verliebtes Paar, obwohl sie doch bestimmt seit Tausenden von Jahren zusammen sind, oder?“
    „Allerdings “, stimmte Raphael ihr grinsend zu. „Wenn Engel sich ineinander verlieben, dann gehen ihre Seelen so ineinander auf, dass es fast undenkbar ist, sie einmal streiten zu sehen. Jeder weiß, was der andere denkt. Er versteht den anderen hundertprozentig und könnte ihm daher auch niemals bewusst oder unbewusst Böses wollen.“
    „Wunderbar!“, seufzte Eleanor. „Es muss schön sein, einen solchen Partner zu haben.“
    „Ja“, lächelte Raphael versonnen. „Aber es ist wirklich sehr selten, dass so etwas geschieht. Unter all den Tausenden gefallenen Engeln gibt es bestenfalls eine Handvoll, die ein solches Schicksal miteinander teilen können.“
    „Ist es dabei Zufall, dass Naral eine weibliche Seele hat und Uriel eine männliche?“, fragte Eleanor.
    „Ich weiß es nicht. In den Fällen, die ich kenne, haben immer nur weibliche und männliche Seelen zueinander gefunden.“
    „Aber Engel haben keine Geschlechtsteile. Kinder können sie keine bekommen, richtig?“, fragte Eleanor.
    „Wir haben nur keine Geschlechtsteile, wenn du uns in unserer ursprünglichen Form siehst. Unsere Körper wurden von Gott selbst erschaffen und daher müssen wir uns nicht selbst fortpflanzen können. Aber wir können unsere Körper nach Belieben wandeln und daher sowohl männlich, als auch weiblich sein. Allein neues Leben können wir untereinander nicht hervorbringen.“
    „Untereinander? Das klingt, als ob es eine Ausnahme gäbe…“
    „Ich bin mir nicht sicher“, sagte Raphael leise. „Ich habe einmal davon gehört, dass einige Zeit, nachdem die gefallenen Engel auf die Erde gekommen waren, einige von ihnen Menschenfrauen verführt haben sollen. Sie zeugten angeblich ein Geschlecht von Riesen, die Nephilim genannt wurden. Diese Halbengel gingen in einer ungeheuren Flut unter, die Gott entsandt hatte und sie ertranken allesamt. Ich weiß aber nicht sicher zu sagen, ob an dieser Legende etwas dran ist.“
    „Ich verstehe “, erwiderte Eleanor fasziniert. Eine Weile gingen sie wieder schweigend nebeneinander her. Der Wind hatte ein wenig nachgelassen und das Rauschen der Bäume hatte nun nichts Bedrohliches mehr. Dennoch schauderte es Eleanor. Sie konnte es nicht genau definieren, doch Raphaels Worte hatten in ihr etwas angestoßen. Eine Frage, zunächst kaum mehr als ein Gefühl. Doch sie wusste, dass sich hinter diesem Gedanken etwas Bedeutsames verbergen könnte. Es dauerte eine Weile, bis sie ihn zu fassen bekam und in Worte bringen konnte.
    „Sag, Raphael “, begann sie zögernd. „Warum eigentlich hat Gott den Menschen die Fähigkeit verliehen, sich selbst fortzupflanzen? Ich kann durchaus verstehen, warum er uns so schwache, sterbliche Körper gegeben hat. Wenn wir ohnehin nur einige Jahre auf der Erde bleiben sollen, damit wir uns hier als würdig erweisen können vor Gottes Angesicht zu

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