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Hoellenfeuer

Hoellenfeuer

Titel: Hoellenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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war es nicht. Erst gestern waren ihre Ängste doch mit einem gewaltigen Schlag zurückgekehrt. Ein einziger Mensch hatte hierzu genügt: Michael.
    Eleanor seufzte. Dann erhob sie sich und verließ den Saal.
     
    „Guten Morgen, Eleanor. Wie geht es ihnen?“
    Dr. Marcus saß hinter seinem breiten Schreibtisch (den Eleanor erst vor kurzem aufgebrochen hatte) und blickte seine Patientin freundlich an. „Wie ist es ihnen denn in den letzten Tagen ergangen?“
    „Gut “, erwiderte Eleanor unsicher. Sie war sich nicht sicher, was Dr. Marcus von ihr erwartete und rutschte daher unruhig auf ihrem Stuhl hin und her.
    „Du hast Kontakt zu unserem unbekannten Gast von Zimmer Sieben. Er ist eine interessante Persönlichkeit, nicht wahr?“, forschte Dr. Marcus. „Ich habe bislang nicht viel über ihn herausfinden können. Er kann sich noch nicht an allzu viel erinnern.“
    Das war das also. Dr. Marcus versuchte Eleanor auszuhorchen. Er ging ganz selbstverständlich davon aus, dass Eleanor durch ihre Gespräche mit Raphael etwas in Erfahrung gebracht haben könnte. Erneut begann Eleanor nervös ihre Hände zu kneten – eine Geste, die auch Dr. Marcus nicht entging.
    „Hast du in letzter Zeit gut geschlafen?“, fragte er daher unumwunden.
    Eleanor zuckte zusammen. Kein Zweifel, diese Frage zielte auf das Tetradyxol ab. Es schien ihr sicherer, nicht mit einem offenen Ja zu antworten. Das hätte den Eindruck erwecken können, dass sie tatsächlich irgendwo über Reserven dieses Medikaments verfügt hätte. Andererseits war sich Dr. Marcus der Tatsache wohl bewusst, dass Eleanor auch mit dem Tetradyxol nicht gut geschlafen hatte. Sie hatte zwar schlafen können, doch die Implikationen waren schwer genug gewesen, dass man ihr das Medikament hatte nehmen wollen. Vor allem auch deshalb stand sie nun unter diskreter Beobachtung. Man wollte offenbar herausfinden, ob sie noch Symptome der Einnahme von Tetradyxol zeigte.
    „Es ging so “, antwortete Eleanor daher ausweichend. „Ich habe schon mal besser geschlafen.“
    Dr. Marcus nickte verständnisvoll. „Ich verstehe “, antwortete er schließlich. „Erinnerst du dich noch, wie ich dich bei unserer letzten Begegnung fragte, ob du nicht gern Besuch von deiner Familie haben würdest?“
    Wieder zuckte Eleanor zusammen. Diese Sitzung nahm keine gute Wendung.
     
    Rund eine Stunde später verließ Eleanor das Hauptgebäude von Stratton Hall. Es regnete ausnahmsweise einmal nicht, obwohl der Himmel grau verhangen und finster wirkte. Die richtige Stimmung für trübe Gedanken, dachte Eleanor besorgt. Mächtige Wolkentürme jagten über den Himmel und die Bäume des Parks rauschten im Wind. Sie schlenderte unter den mächtigen Eichen entlang, die zum See hinunterführten und versuchte sich an die Gesichter ihrer Familie zu erinnern. Es war tatsächlich geschehen – sie hatte Dr. Marcus die Erlaubnis gegeben, ihre Familie zu einem Besuch in Stratton Hall einzuladen. Eleanor war sich keineswegs sicher, ob sie einem Treffen mit ihrer Familie würde standhalten können, doch nun war es zu spät. Dr. Marcus dürfte das Sekretariat des Sanatoriums mittlerweile angewiesen haben, mit ihrer Familie Kontakt aufzunehmen und nach einem Besuchstermin zu fragen. Eleanor war sich sicher, dass sie all dem nur zugestimmt hatte, weil sie tief in ihrem Innern ein schlechtes Gewissen Dr. Marcus gegenüber hatte, da sie seinen Schreibtisch geknackt hatte.
    „Du siehst aus, als würdest du grübeln “, erklang Raphaels Stimme hinter ihr.
    „Raphael!“
    Eleanor wirbelte herum und strahlte ihn an.
    „Habe ich etwas getan, um so eine freundliche Reaktion zu verdienen?“, fragte er lachend. „Ich war mir nicht einmal sicher, ob du überhaupt ein Wort mit mir reden würdest, nachdem ich dich gestern so übereilt verlassen musste.“
    Eleanor Lachen erstarb schlagartig. „Wie kannst du so etwas sagen?“, fragte sie besorgt. „Ich wüsste nicht, wo ich heute wäre, wenn ich dich nicht hier getroffen hätte.“
    „Verzeih mir “, erwiderte Raphael betreten. „Es fällt mir noch immer schwer, menschliche Reaktionen abzuschätzen und zu deuten. Ich denke, ich habe einfach keine Übung darin, weil ich nie mit dem Verführen eines Menschen zu tun hatte. Jemand wie Samael dürfte ein Meister darin sein, eure Reaktionen vorherzusagen.“
    Eleanor fröstelte plötzlich. „Sag lieber nichts über Samael “, murmelte sie. „Erzähl mir lieber etwas über Naral und Uriel.“
    „Du verstehst nicht,

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