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Hoellenfeuer

Hoellenfeuer

Titel: Hoellenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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zuvor nicht zu sehen gewesen waren. Seine Kleidung verschwand, schien förmlich ausgeblendet zu werden, und nun stand er gänzlich in der Gestalt eines Engels zwischen Belial und Marahel am Ufer des Sees. So erhoben sich die drei Engel und verließen den Park von Stratton Hall. Eleanor hatte keine Ahnung, ob sie diesen Ort je wiedersehen würde.
     
    Sie flogen in großer Höhe. Unter sich rasten die Wolken entlang, denn die drei Engel waren mit atemberaubender Geschwindigkeit unterwegs. Eleanor klammerte sich mit aller Kraft an Raphaels Hals. Nicht allein der Angst wegen, sondern vor allem auch, weil es in dieser Höhe ungemein kalt war und sie so viel wie möglich von seiner Körperwärme aufnehmen wollte.
    Der Flug schien kein Ende nehmen zu wollen und Eleanor begann sich allmählich zu fragen, wie lange sie noch die Kraft haben würde, sich an Raphael festzuhalten. Da endlich begannen die drei Engel die Flughöhe zu verringern und der Erde zuzustreben. Sie durchstießen die Wolkendecke und nun endlich sah Eleanor es. Unter ihnen erstreckte sich eine gebirgige Wüstenlandschaft. Hellbraune Berge, Felsspalten und Klüfte so weit das Auge reichte. Dazwischen fanden sich unregelmäßige Ebenen, die von hellerem Wüstensand bestimmt wurden. Es gab keinerlei Pflanzen. Alles wirkte verlassen und tot, und dennoch ungemein majestätisch.
    „Das ist der Sinai. Der Garten Gottes!“, hörte sie Raphaels ehrfürchtige Stimme ganz nah an ihrem Ohr. Er hielt auf einen gewaltigen Berg zu, dessen Flanken stark zerklüftet waren und der wie ein König unter den umliegenden Bergen aufragte. Eleanor sah schon von weitem, dass sich auf seinem Gipfel bereits andere Engel eingefunden hatten. Doch sie selbst würden nicht die letzten sein. Überall um sie herum flogen aus allen Himmelsrichtungen Engel durch die Lüfte auf diesen einen Punkt zu. Es war ein Anblick, den Eleanor sicher ihr ganzes Leben lang nicht würde vergessen können. Der Himmel war von hunderten und aberhunderten Engeln erfüllt, die einen riesigen Strudel zu bilden schienen, während sie sich auf den Berg hinabstürzten, um auf ihm zu landen. Auch Raphael, Marahel und Belial reiten sich in den Strudel ein, der sie nach unten zu ziehen schien. Die Luft um sie herum war erfüllt vom Rauschen tausender Flügel.
    Endlich erreichten sie den Gipfel des Berges und Raphael setzte sanft auf. Er ließ Eleanor von seinen Armen, doch hielt auch weiterhin ihre Hand fest. Seine Miene war ernst und kämpferisch. Neben ihnen ließen sich Belial und Marahel nieder. Einige Augenblicke später gesellten sich auch Naral und Uriel zu ihnen.
    Mehr und mehr Engel ließen sich auf dem Gipfel des Berges nieder und der Strudel aus Engelsleibern und Flügeln über ihnen versiegte nach und nach.
    Eleanor sah sich fasziniert um. Mehrere tausend Engel hatten sich hier versammelt, um an dem Konzil teilzunehmen, das Samael einberufen hatte. Es war ein unglaublicher Anblick, ungeheuerlich und furchteinflößend.
    Sie registrierte beeindruckt, wie ähnlich sich die Engel untereinander waren. Allesamt waren sie sehr groß, keiner von ihnen schien kleiner als einen Meter neunzig zu sein, bis auf eine Handvoll, zu denen auch Marahel und Naral gehörten. Eleanor nahm an, dass dies jene Engel sein mussten, deren Seelen weiblich waren. Auch im Körperbau unterschieden sich die meisten Engel nicht wesentlich voneinander. Sie alle waren stark und athletisch gebaut. Und auch in diesem Punkt waren die wenigen weiblichen Engel die einzige Ausnahme. Ihre Körperformen waren weicher und femininer. Doch allesamt waren sie schwarzhaarig, ihre Gesichtszüge überaus ebenmäßig und schön anzusehen. Es schien keinen Makel unter ihnen zu geben und Eleanor kam sich mit einem Mal ungemein klein und hässlich vor. Unwillkürlich zog sie den Kopf ein und blickte sich verängstigt um.
    In diesem Moment jedoch erklang Raphaels Stimme wieder an ihrem Ohr. „Dort drüben ist Asasel!“, flüsterte er.
    Eleanor blickte kurz über die Schulter in sein Gesicht und folgte dann seinem Blick, der starr auf einen Punkt in der Menge gerichtet war.
    Vor Erstaunen hätte Eleanor beinahe aufgeschrien. Dort, mitten zwischen hunderten anderer Engel hockte eine Gestalt auf einem der Felsen, die sie bis eben übersehen hatte. Und diese Gestalt schien ebenso wenig hierher zu gehören, wie sie selbst.
    Asasel musste ein Engel zu sein, so viel stand fest. Er besaß das gleiche Paar Flügel, wie alle anderen auch. Doch hier hörten bereits

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