Höllenfeuer (German Edition)
i nalkommissar. Aber wie sieht schon ein typischer Kommi s sar aus? Trägt er etwa eine Brille, hat er schütteres, nach hinten gekämmtes Haar oder eine Glatze, wie Kojak?
Schneider war zu jener Zeit nur einer von vielen Zug e zogene n in dieser Gegend. Mustafa , beispielsweise , kam aus Ägypten und eröffnete zufällig in der gleichen Woche se i nen Kiosk, in der Schneider hier angefangen hat.
„Kommissar e , Du komm en Ende nächste Monat auch zum Z wanzigsten? Ich kochen Mittag extra Fleisch von Kamele für meine Stammgäste .“
Schneider schaute grimmig, doch er verkniff sich eine Bemerkung. Der wird es wohl nie lernen! , dachte er. Da werde ich wohl den Rest meiner Dienstzeit damit leben müssen , dass er mich immer Kommissar nennt .
„Aber sicher. Seit Wochen denke ich an nichts anderes mehr, als an d ein zwanzigstes Jubiläum. Auf gewisse Art ist es ja auch mein Jubiläum. Da kann ich d ir gleich mal me i nen neuen Kollegen vorstellen, den Frank “ , antwortete ihm Schneider.
„Natürlich d u bringen mit, neue Kommissar. Ich mich freuen, wie Riese .“
So sehr sich Schneider auch auf diese kleine Jubiläum s f eier von Mustafa freute, so sehr schwang auch ein wenig Wehmut mit. Schneider soll te in zwei Jahren pe n sioniert werden . L iebend gern hätte er noch weitergearbeitet, schwierige Fälle aufgeklärt, Verbrecher und Mörder ge fasst, den ganz großen Coup gelandet. Anderers e its wollte d er Nachwuchs auch seine Chance haben.
Schneider bekam vor wenigen Wochen einen neuen Mi t arbeiter zugeteilt , nachdem sein e langjährige rechte Hand in eine andere Stadt versetzt wurde. Frank Eller kam direkt von der Polizeischule. Er war Mitte zwanzig , schlank , mit ku r zen schwarzen Haaren und einem durchtrainiertem Körper. Schneider hielt nicht viel von derartigen Theoretikern.
„ Denen fehlt doch die jahrelange praktische Erfahrung, d ie Menschenkenntnis, das kriminalistische Gefühl , die Kombinationsgabe und die Gabe, Emotionen in den Hinte r grund zu drängen “, hörte man ihn immer etwas abfällig zu anderen Kollegen sagen .
Für Schneider war es wie ein Naturgesetz, dass junge Polizeibeamte einfach nicht r echt haben. Nie mals würde er sich dazu überwinden können, Auffassungen von jungen Ko l legen zu teilen oder zu akzeptieren , auch wenn sie noch so logisch erscheinen würden. Eher würde er in sein U n glück laufen, als sich eine derartige Blöße zu geb en. Dies e war nur eine von Schneiders Charakterschwächen. Und jetzt, mit 58 Jahren, würde er sich auch nicht mehr ändern, ändern wo l len. „ Der Charakter ist angeboren. Den behält man sein gan zes Leben lang“, behauptet er immer, wenn es darum geht, ob sich ein Verbrecher nach einer Strafe ändern wird.
Nachdem sich Schneider von Mustafa verabschiedet e und er ein: “Mach en gut, Kommissar e , b is Morgen ! “ zur Antwort erhielt, nahm er sein Fahrrad und fuhr die restl i chen zwei e inhalb Kilometer bis aufs Revier.
*
Als Schneider sein Büro betrat , saß Eller bereits am Schrei b tisch und beschäftigte sich mit den Akten des letzten großen Falles. Wie an jedem Morgen brachte Schneider seinem Ko l legen ein belegtes Sandwich mit.
„Moin Frank! Na, gibt es schon Fortschritte im Fall Sparkassenräuber ?“ , fragte Schneider und reichte Eller die Tüte mit dem Sandwich.
Eller nahm das Sandwich aus der Tüte und inspizierte sofort d essen Belag . A n seinem unzufriedenen Gesichtsau s druck konnte man unschwer erkennen, dass sich seine Fre u de darüber in Grenzen hielt.
„Moin Jürgen. - Jetzt gewöhne ich mir auch schon die se n orddeutschen Begrüßungsfloskeln an. - Nein, l eider nicht. Ich habe ständig das Gefühl , auf der Stelle zu tr e ten.“
„Zeig mal her , was d u bis jetzt erreicht hast!“
Frank Eller schob Schneider den Ordner über den Schreibtisch. Dann biss er in sein Sandwich . Schneider set z te seine Lesebrille auf und schaut e sich die Akten im Ordner an , b lä t terte wahllos drinnen herum. Gern würde er Eller den entscheidenden Tipp geben, der zur Ergreifung des T ä ters führen würde , ihm beweisen, dass die langjährige Erfa h rung sein stechender Trumpf ist. D och in diesem Fall musste auch er kapitulie ren und das grämte ihn . Er machte sich ernsthafte Gedanken darüber, ob vielleicht doch schon das Alter seine Spuren bei ihm hinterlassen haben könnte ?
„Der Täter muss ein Profi gewesen sein ... “, sagte Schneider etwas frustriert , „ ... keine
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