Höllenfeuer (German Edition)
Rubens Geburt. Ich trug bereits einen ganz schön dicken Bauch mit mir h e rum , konnte ihn aber recht gut kaschieren. Damals war ich gerade 18 Jahre alt. N och viel zu jung für ein Kind. Aber ich wollte so schnell wie möglich aus dem Heim raus. Bis jetzt habe ich es jedenfalls nicht bereut, dass ich so früh Mutter g e worden bin. “
Anna strich ihrer Mutter übers Haar. Karla lächelte und unterbrach für einen Augenblick. Dann fuhr sie fort: „ Als Ruben dann auf der Welt war, schauten uns die Dorfbewo h ner zunächst etwas argwöhnisch an. Du weißt, hier sind alle katholisch. Da ist es eine schwere Sünde , vor der Ehe Ve r kehr zu haben. Sie konnten schließlich rechnen und wunde r ten sich, dass Ruben bereits vier Monate nach der Hochzeit geboren wurde .
Na ja , d as hat sich schnell wieder gegeben. Und vier Ja h re später, als Du geboren wurdest, gab es keine Pro b leme. Jetzt akzeptieren uns die Leute. Aber das weißt d u ja. Es war aber ein langer , langer Weg.
Ich liebe Papi immer noch so, wie am ersten Tag. Für mich war e r wie ein Lottogewinn.“
„Und warum habt i hr mir das nie erzählt?“ , wunderte sich Anna.
„Wir wollten damit warten, bis du achtzehn Jahre alt bist. Wir wollten d ich nicht mit Dingen belasten, die d ir hätten vielleicht schaden können. Ruben weiß es natü r lich auch. Wir haben es ihm auch erst gesagt, als er achtzehn war. “
Anna umarmte Karla: „ Ich freue mich für d ich, Mami , dass d u damals Papi kennengelernt hast. Ich hab dich lieb. “
„Ich d ich auch, Anna. – Wo ist eigentlich Marie?“
„Ich treffe mich mit ihr heute Abend in der Stadt zum Eise s sen “, sagte Anna freudestrahlend.
„Warst d u schon mal bei ihr Zuhause ?“
„Nein.“
„Du warst noch nie bei ihr Zuhause ? Warum nicht? Hat sie etwas zu verbergen? “
„Ach, Marie meint, ihre Mutter hätte nicht gern Besuch. Seit sie ihr Mann verlassen hat, lebt s ie etwas zurück gez o gen.“
„Warum? Hat sie danach schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht?“ , fragte Karla.
„Keine Ahnung! Marie redet nicht gern über ihre Mu t ter. Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie mir etwas ve r schweigt. Aber ich kann mich auch täuschen. Vielleicht möchte sie ihre Mutter auch vor etwas schützen.“
„Merkwürdig. Na vielleicht taut sie noch auf und sagt d ir den wahren Grund. – Komm, möchtest d u eine Tasse Kaffe e mit mir trinken?“
„Oh, ja, gern.“
Anna drückte ihre Mutter ganz fest und sagte: „Ich hab e uch beide ganz doll lieb.“
Kapitel 2
„Moin Mustafa !“
„ Schöne g ute Morgen, Herr Kommissar e . Kaffee und Croissant kommen in eine Minute . Du brauchen vollen M a gen . Dann besser fangen Verbrecher. “
„ Sag nicht immer Kommissar zu mir ! Die anderen Leute brauchen nicht zu wissen, wer ich bin.“
„ No Problem , Kommissar e . Soll ich sagen Sherlock Holmes? “
Schneider verdrehte die Augen.
„ Das ist ja noch schlimmer. Sag einfach Jürgen. Das hab ich d ir schon 1000 Mal gesagt.“
„ Kommissare, ich schreiben hinter die Ohren mir. Ab Morgen d u seien Jürgen “ , versprach Mustafa hoch und he i lig .
Mustafa, Mitte fünfzig, schwarze lockige Haare, immer mit eine m flotten Spruch und ein dazu passendes Grinsen auf den Lippen, so liebten ihn seine Stammkunden. Mustafa kannte keine Hektik, er nahm sich immer Zeit für seine Gä s te und sprach mit ihnen über Gott und die Welt.
Seit nunmehr fast 2 0 Jahren hielt Hauptkommissar Jü r gen Schneider jeden früh, wenn er aufs Revier fuhr , fast immer pünktlich acht Uhr an Mustafas Kiosk mit dem N a men ‚ Mustafa s Oase ‘ , stellt e sein Fahrrad ab, trank seinen , meist viel zu dünnen, Kaffee und aß ein mit Schok o lade gefülltes Croissant dazu. Nebenbei las er in der Zeitung die neuesten Nachrichten. Es war keine G e wohnheit, nein es war im Laufe der Jahre ein Ritual g e wor den, an das er sich gewöhnt hatte , wie an das täglich e Zähneputzen.
Nachdem sich Schneider damals aus persönlichen Grü n den von Hamburg hierher zur Mordkommission hat verse t z en lassen , fuhr er tagein tagaus mit seinem Fah r rad die fünf Kilometer lange Strecke von seiner Wohnung bis ins Pol i zeirevier. Kein noch so schlechtes Wetter schreckte ihn d a von ab.
Äußerlich ähnelte Jürgen Schneider eher dem ehemal i gen Organist en Jon Lord von der legendären Roc k gruppe ‚ Deep Purple ‘ , mit seinen langen, zu einem Pfe r deschwanz gebundenen ergrauten Haaren, als einem typischen Krim
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