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Hoellenflirt

Hoellenflirt

Titel: Hoellenflirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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ist noch sehr schwach. Ihr Vater hat sich um alles gekümmert. Offensichtlich gab es Probleme, weil er keinen Ausweis bei sich hatte.«
    Schwallfi. Mir wird ganz anders. Schwallfi hat mir geholfen, ohne blöde Fragen zu stellen und ganz ohne jeden Kommentar. Und jetzt hat er sich auch noch um Valle gekümmert und sogar dafür gesorgt, dass er in meiner Nähe ist. Dafür werde ich ihm bis ans Ende meines Lebens die Füße küssen und ich werde ihn nie mehr heimlich Schwallfi nennen.
    »Können Sie mich nicht für einen kleinen Moment zu Valle rüberbringen?«, frage ich. »Ganz kurz?« Ich schaue ihn bittend an.
    Der Kinnbart legt den Kopf schräg. »Eigentlich darf ich das nicht. Ich bin der Essensausteiler, ich mach hier nur ein Praktikum.«
    »Bitte.«
    »So schlimm?« Er schaut mich an, als würde er die Leiden der Liebe nur zu genau kennen. Ich wittere Morgenluft und reiße meine Augen flehend auf.
    »Ziemlich.«
    Der mongolische Prinz zupft noch einmal sein Kinnbärtchen, dann deckt er wieder die Haube übers Essen, holt den Rollstuhl, der hinter dem Schrank neben der Tür gestanden hat, und bringt ihn zu meinem Bett.
    »Aber ganz vorsichtig mit dem Tropf, keine hastigen Bewegungen, okay?«
    Seufzend hilft er mir mit zwei Profigriffen auf, mir wird sofort wieder komisch, aber ich versuche, mir nichts anmerken zu lassen, weil der Pfleger mich aufmerksam beobachtet. Endlich sitze ich im Rollstuhl und schon sind wir aus dem Zimmer.
    Der Gang ist menschenleer, Licht fällt durch die tiefen, al ten Fenster. Von irgendwoher tönt Geschirrklappern, ansonsten herrscht friedliche Stille.
    Der Pfleger fährt eine Tür weiter und schiebt mich in den Raum. Auch hier gibt es zwei Betten, auch hier ist nur eins belegt.
    Valle!
    »In zehn Minuten hole ich Sie wieder ab«, flüstert der Pfleger. »Und dann wird gegessen, okay?«
    »Danke.«
    Der Pfleger verlässt das Zimmer und ich bin mit Valle allein. Er schläft, und obwohl er ganz leise schnarcht, flutet bei seinem Anblick sofort ein warmes Gefühl durch meinen Körper.
    Ich streichle mit dem gesunden Arm über seine raue stopplige Wange und bin so glücklich, dass ich heulen könnte. Ich würde gerne seinen Mund küssen, der sogar jetzt noch wie ein Granatapfelkern schimmert, aber ich kann mich in dem Schulterstreckverband nicht vorbeugen.
    Ich weiß, es ist egoistisch, aber ich wünsche mir so, dass er die Augen aufmacht, bevor der Pfleger zurückkommt. Wir müssen dringend reden, ich verstehe so vieles nicht.
    Und da fällt mir siedend heiß der Kissenbezug mit den Beweisen ein. Mist. Wahrscheinlich ist der noch drüben bei mir im Zimmer. Ob ich es riskieren soll und Valle einfach wecke?
    »Valle!«, flüstere ich in sein Ohr. »Valle!«
    Er klimpert mit seinen langen Wimpern und dann öffnet er seine Seehimmelaugen, betrachtet mich damit verständnislos, schließlich reißt er sie weit auf und lächelt ganz schief. »Dein neuer Style gefällt mir.«
    Ich kann ihn kaum verstehen, weil er so leise spricht und seine Stimme heiser klingt.
    »Du siehst auch toll aus!«, gebe ich zurück. Ich schaue mich nach etwas zu trinken für ihn um. Auf dem Nachttisch steht ein Becher mit Wasser, den ich ihm hinhalte.
    Er trinkt einen Schluck, verzieht dann sein Gesicht. »Scheiß-Halsweh.« Unter seinen Augen sind tiefe schwarze Ringe.
    Er stellt den Becher wieder ab und nimmt dann meine Hand in seine. Seine Haut ist glühend heiß und jetzt wird mir auch klar, dass der Glanz in seinen Augen nicht etwa von meinem Anblick kommt, sondern weil er hohes Fieber haben muss. Und ich habe ihn geweckt.
    Er packt meine Hand fester. »Toni! Leon hatte Tollwut. Der Schlüssel . . .«, seine Stimme wird zu einem unverständlichen Murmeln, obwohl ich mir alle Mühe gebe, ihn zu verstehen. Er schließt die Augen wieder und ich habe keine Ahnung, ob er Fieberfantasien hat oder ob er mir wirklich etwas sagen wollte. Tollwut? Wie kommt er denn jetzt plötzlich darauf?
    Es klopft und dann steht der Pfleger wieder im Raum.
    »Mein Freund hat hohes Fieber...«
    »Ja, deswegen bekommt er starke Antibiotika.«
    »Könnte es sein, dass er Tollwut hat?«
    »Bitte was?« Der Pfleger reißt seine Mandelaugen weit auf.
    »Tollwut!«
    »Die ist längst ausgerottet. So etwas gibt’s schon lange nicht mehr in Deutschland.« Er greift zu meinem Rollstuhl. »Okay, zurück ins Bett mit Ihnen!
    Er schiebt mich wieder in mein Zimmer, hebt mich auf mein Bett, stellt den Teller mit Gulasch auf das ausziehbare

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