Hoellenfluestern
diesem Teil der Stadt gibt es jede Menge Tunnel. Sie ziehen einfach in ein anderes Haus.«
Jackson ging neben Riley in die Hocke und zwinkerte ihr zu. »Für eine Dämonenfängerin bist du nicht schlecht geflogen.«
»Tja, eins meiner vielen verrückten Kunststückchen.«
»Ich kann dir beibringen, wie man sich abseilt, wenn du willst«, bot Beck an.
Sie sah ihn von der Seite an. »Meinst du das ernst?«
»Klar. Man braucht ein paar Muckis, aber eigentlich ist es nicht schwer.«
Riley notierte sich das im Geiste, um später einmal darauf zurückzukommen.
»Allerdings müssen wir dir vorher Stiefel besorgen«, fügte er hinzu. »Diese High-Tops taugen nichts.«
Da war sie sich gar nicht so sicher: Sie liebte ihre Converse.
»Was war da drin los?«, fragte Jackson.
Beck schüttelte prompt den Kopf. »Das erzähle ich dir irgendwo, wo … wir nicht so viel Publikum haben.«
»Kapiert«, sagte ihr Kollege stirnrunzelnd. »Stewart und Harper sind bald hier. Sie machen gerade einen Kondolenzbesuch.«
Beck schaute auf. »Wen haben wir verloren?«
»Tom Ashton. Zwei Dreier haben ihn erwischt.«
»Gütiger Himmel«, murmelte Beck.
»Wer war das?«, fragte Riley.
»Der Typ mit dem lenkradgroßen Oberlippenbart«, erklärte Jackson.
Oh. Sie erinnerte sich an ihn. Er war nett gewesen.
Riley stand auf. Das Bedürfnis, irgendwo anders zu sein, war so groß, dass sie meinte, daran zu ersticken. Sie musste ihren Dad sehen, seine Umarmung spüren und ihn sagen hören, dass die Welt gar nicht so ein schrecklicher Ort war. Sie würde ihm nicht glauben, aber zumindest könnte sie versuchen, sich der Illusion hinzugeben, er hätte recht.
»Ich gehe«, sagte sie. Als Beck protestierte, dass sie auf Stewart warten sollte, damit sie mit ihm zurückfahren konnte, winkte sie ab. »Mir geht es gut. Ich nehme den Bus.«
»Wie du willst.«
Riley starrte zu ihm hinunter und überlegte, wie sie ihn wissen lassen konnte, wie dankbar sie ihm dafür war, dass er sie gerettet hatte. Trotz allem, was zwischen ihnen vorgefallen war, hatte er auf sie aufgepasst.
»Danke«, sagte sie einfach.
»Gern geschehen«, antwortete er.
Als Riley sich durch die Absperrungen schlängelte, hörte sie das Klicken der Kameras. Die Presse war überall. Jemand rief ihren Namen – es war Justine, die sich ihren Weg durch die gaffenden Schaulustigen bahnte.
Riley drehte ihr den Rücken zu und ging weiter. Wenn ihr die Reporterin vor die Augen käme, würde es einen Riesenärger geben, Ärger von der Sorte, der garantiert noch einen Zeitungsartikel nach sich ziehen würde.
An der nächsten Straßenecke wartete bereits der nächste Feind auf sie: Simon. Seine normalerweise hellen blauen Augen waren verschleiert, und seine Miene verriet, dass er sich nicht entscheiden konnte, ob er sich freuen sollte, dass sie am Leben war, oder nicht.
Als Riley näher kam, versperrte er ihr den Weg. »Siehst du nicht, dass die Hölle dich als Werkzeug benutzt?«, fragte er so leise, dass sie ihn kaum verstehen konnte.
»Hau ab, Simon«, sagte sie. »Ich bin nicht in Stimmung.«
Er packte sie am Arm und zwang sie, stehen zu bleiben. »Warum lockst du immer noch die Dämonen zu dir? Wenn die Jäger nicht rechtzeitig gekommen wären, wären all diese Männer jetzt tot.«
»Und ich auch, Simon. Dieses kleine Detail scheinst du vergessen zu haben.«
»Ich bezweifle, dass die Hölle einer der ihren das antun würde.«
Sie blickte ihn finster an. »Wer war der Typ, der dich im Krankenhaus und zu Hause besucht hat? Dein Bruder sagt, dass du danach so komisch wurdest.«
»Niemand hat mich im Krankenhaus besucht, außer meiner Familie und Vater Harrison«, gab Simon zurück. Er klang so überzeugt, als hätte ihm das jemand eingetrichtert.
»Ach ja? Ich habe dich besucht, und Beck ebenfalls. Hast du das auch vergessen?«
Er blinzelte. »Du versuchst, mich durcheinanderzubringen«, sagte er und nahm die Hand von ihrem Arm.
»Frag deine Mom. Sie wird dich nicht belügen. Und dann erklär mir, wen die Hölle zum Narren hält, Simon Adler.«
Riley schob sich an ihm vorbei und spürte, wie seine Verachtung ihr die Straße entlang folgte. Einen Block weiter verringerte sie das Tempo, aber nur, weil ihr Körper von der Landung auf dem Sprungtuch und den endlosen Krämpfen schmerzte. Auf dem Weg zur Bushaltestelle konnte sie nur daran denken, wie Beck sie in den Armen gehalten hatte. Wie zärtlich er sie angelächelt hatte, als hätte er die Sache mit Ori vollkommen
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