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Hoellenfluestern

Hoellenfluestern

Titel: Hoellenfluestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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vergessen. Er hatte sie sogar auf die Stirn geküsst. Mit fünfzehn hätte sie das in Ekstase versetzt. Jetzt nicht. Sie hatte erlebt, wie schnell Freude sich in Liebeskummer verwandeln konnte.
    »Vertraust du mir?«, hatte er gefragt.
    Ja . Doch das bedeutete nicht, dass ihr Vertrauen nicht in Tränen enden würde.
    Die Busfahrt zu ihrer Wohnung verlief ganz okay, bis auf einen schlampigen Teenager mit seinem MP3-Player. Es war eins von diesen richtig guten Teilen, und der Typ rockte heftig zur Musik mit. Genau wie Riley sechs Reihen hinter ihm. Als sie den Bus bestieg, fiel ihr die nasse Linie auf der untersten Stufe auf. Neben dem Fahrersitz klemmte eine Flasche Weihwasser. Als sie den Mann darauf ansprach, erklärte er, es handele sich um eine neue Verordnung der Stadt. Alle Busse und Bahnen mussten gegen Dämonen geschützt werden.
    O Mist . Es hatte also ein Ende damit, kleine Dämonen heimlich in öffentlichen Verkehrsmitteln zu transportieren. Höllenbrut in Bussen und Bahnen waren schon immer illegal gewesen, aber die Dämonenfänger ignorierten die Regeln normalerweise, und niemand beschwerte sich darüber, zumindest nicht bei den kleinen Dämonen ersten Grades. Niemand würde es wagen, einen Dreier in einen U-Bahn-Wagen zu schleifen, ohne mit erheblichem Protest zu rechnen.
    Sobald sie zu Hause war, holte Riley mechanisch die Rechnungen aus dem Briefkasten und sah sich die Mitteilungen auf der Pinnwand neben dem Eingang an. Manchmal konnte man ein paar billige Möbel ergattern, wenn jemand auszog. Die neueste Nachricht kam von Mrs Ivey aus dem dritten Stock, sie vermisste die Batterie für ihr Hörgerät. Mrs Ivey war eine unleidliche, alte Frau und davon überzeugt, dass jemand sie gestohlen hatte.
    Sie könnte recht haben . Wenn die Batterie irgendwie schimmerte, war es nicht unwahrscheinlich, dass sie von dem Dämon gestohlen worden war, mit dem Riley sich die Wohnung teilte. Wenn der Dämon sich blicken ließ, könnte sie ihn ja vielleicht überzeugen, das Ding zurückzugeben.
    Die Wohnung roch muffig, doch Riley war zu selten hier, um daran etwas zu ändern. Trotz der kühlen Luft klappte sie ein Fenster auf und hörte sich die Nachrichten auf dem Anrufbeantworter an. Die wichtigste Nachricht kam von Feuerwehr-Jack, einem Dämonenhändler, der zugleich der Zunft als Anwalt diente. Es war eine schlechte Nachricht: Die Leute von der Vereinigung der Schuldeneintreiber hatten es auf Rileys Auto abgesehen. Wenn sie allerdings bereit wäre, ihren Vater abzutreten, wären sie gerne bereit, ihr das Fahrzeug zu lassen.
    Erpressung? Nach der Hölle, die sie in den letzten paar Tagen durchlebt hatte, war das Autoproblem nicht mehr als ein kleines Flackern auf ihrer Sorgenmess-Skala. Jack würde sich schon darum kümmern. In solchen Sachen war er gut.
    Nachdem sie geduscht und frische Kleidung angezogen hatte, ließ Riley sich auf ihre Couch fallen. Aus irgendeinem Grund musste sie wieder an Mrs Iveys Batterie denken. Es musste schrecklich sein, nichts hören zu können.
    War der kleine Dämon zu Hause?
    »Hallo? Bist du da?« Auf einem der Bücherregale blitzte etwas auf, und da war er, ganze sieben Zentimeter Höllenbrut. Hellbraun, mit gespaltenem Schwanz und winzigen, roten Augen. Die Ohren waren spitz, und er war gekleidet wie ein Ninja. Er trug sogar solche winzigen Tabi-Schuhe, wie Ninja-Assassinen sie trugen. Bloß, dass dieses Kerlchen ein Dieb war, kein Mörder. Neben ihm lag ein Sack mit Beutegut; Schätze, die er aus den Wohnungen anderer Leute gemopst hatte. Riley fragte sich oft, ob Luzifer bedauerte, so einen diebischen Kleptomanen geschaffen zu haben.
    »Hast du jemandem die Batterie vom Hörgerät gestohlen?« Als Antwort erhielt sie ein Achselzucken. Vielleicht hatte der Dämon keine Ahnung, wovon sie sprach. »Kannst du mal nachsehen? Bitte! Mrs Ivey braucht sie zurück. Sie kann ohne sie nicht hören, und sie ist schon an guten Tagen eine griesgrämige alte Dame.« Riley hatte das gemerkt, als sie einmal ihre Wäsche ein paar Sekunden länger als nötig im Gemeinschaftstrockner gelassen hatte.
    Der Dämon wühlte in seinem kleinen Sack und begann, das Beutegut rauszuholen. Jedes einzelne Stück glänzte oder funkelte. Das war die Schwäche der Elstern – sie fuhren total auf Glitzerzeug ab. Der Haufen mit den Beutestücken wurde immer größer. Ohrringe, ein kleiner Zehenring, goldfarbene Büroklammern, eine Krawattennadel und ein I-LUV-LAS-VEGAS-Schlüsselanhänger. Da musste irgendwelche

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