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Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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bitte, General, aber dann waren Sie ja
noch blöder als die.«
Montaigne fühlte sich keineswegs in seiner Ehre gekränkt. Er
wußte, daß sein Steuermann in all den Jahren, in denen er
Dampfer und Schleppkähne über den Mississippi gelotst hatte,
manches Unglück miterlebt hatte. Und daß er wie alle
Flußschiffer, die mit angesehen hatten, wie andere auf Grund
liefen oder einander in der tückischen Strömung rammten, zu
übergroßer Vorsicht neigte. Kaum jemand kannte den
Mississippi mit all seinen Gefahren so gut wie Giraud.
»Mal ehrlich, Lucas«, sagte Montaigne. »Glauben Sie, daß
der Mississippi eines Tages über den Atchafalaya zum Meer
fließt?«
»Selbstverständlich. Mehr als eine große Überschwemmung
braucht es nicht. Die Pioniere können noch so viele Dämme und
Schleusen anlegen, aber eines Tages wird der Mississippi alle
Deiche überfluten und über den Atchafalaya zum Meer strömen,
fernab von New Orleans. Das ist nur eine Frage der Zeit.«
»Aber bislang halten ihn die Pioniere doch halbwegs im
Zaum.«
»Der Mensch kann der Natur nicht ewig Einhalt gebieten. Ich
hoffe nur, daß ich das noch miterleben darf.«
»Da kann ich mir Schöneres denken«, versetzte Montaigne.
»Zig Tote, schwere Überschwemmungen, Verwüstungen so weit
das Auge reicht. Wieso wollen Sie das miterleben?«
Giraud drehte sich um und schaute den General mit
versonnenem Blick an. »In diesem Bett fließen bereits der Red
River und der Atchafalaya zum Meer. Stellen Sie sich doch mal
vor, was hier los ist, wenn sich auch noch die gewaltigen
Wassermassen des Mississippi in dieses schmale Flußbett
ergießen. Das ist bestimmt ein sehenswerter Anblick.«
»Ja«, entgegnete Montaigne. »Sehenswert ist das bestimmt,
aber ich möchte es mir trotzdem nicht anschauen müssen.«
23
    Um fünf vor drei drosselte Lucas Giraud die schweren
Caterpillar-Dieselmotoren und steuerte die Larson mit viertel
Fahrt an Morgan City vorbei in den Unterlauf des Atchafalaya.
Danach durchquerte das Boot den Intracoastal Waterway - den
parallel zur Küste verlaufenden Kanal -, passierte den von der
Qin Shang Maritime Limited gebauten Hafen Sungari und fuhr
schließlich in das kristallklare Wasser des Sweet Bay Lake ein.
Von hier aus waren es nur noch knapp zehn Kilometer bis zum
Golf von Mexiko. Giraud drehte bei und steuerte ein
türkisgestrichenes Schiff an, an dessen Rumpf mittschiffs in
großen Blockbuchstaben die Aufschrift NUMA prangte. Ein
ziemlich spartanisches Schiff, stellte er fest, dem man anmerkt,
daß es im Dienst der Forschung steht. Als die Larson näher kam,
konnte er den Namenszug am Bug lesen: Manne Denizen. Sie
sah aus, als hätte sie schon etliche Dienstjahre auf dem Buckel.
Mindestens fünfundzwanzig, schätzte Giraud. Ziemlich viel für
ein Forschungsschiff.
    Der Wind blies mit rund fünfundzwanzig Stundenkilometern
aus Südost, und das Wasser war leicht kabbelig, Giraud befahl
einem Besatzungsmitglied, die Fender auszubringen. Dann
steuerte er die Larson langsam neben die Manne Denizen und
legte mit einem kleinen Stoß längsseits an. Er hielt das
Vermessungsboot gerade so lange in Position, daß sein
Passagier über eine ausgelegte Rampe auf das Forschungsschiff
umsteigen konnte.
    Rudi Gunn, der sich an Bord der Denizen befand, hielt seine
Brille in das Licht, das durch ein Bullauge einfiel, kniff die
Augen zusammen und musterte die Gläser. Als er keinerlei
Schmutzflecken entdeckte, setzte er sie wieder auf und rückte
sie zurecht. Dann blickte er wieder auf das dreidimensionale
Diorama der Hafenanlagen von Sungari, das von einem
holographischen Overheadprojektor auf den Konferenztisch
geworfen wurde. Das Bild war aus über vierzig Einzelfotos
zusammengesetzt, die von einem NUMA-Helikopter aus
geringer Höhe aufgenommen worden waren.
    Der Hafen, für den man das Sumpfland zu beiden Seiten des
Atchafalaya kurz vor dessen Mündung in den Golf von Mexiko
aufgeschüttet hatte, galt als die weltweit modernste und
leistungsfähigste Anlage ihrer Art. Er nahm eine Fläche von
rund achthundert Hektar ein und erstreckte sich auf einer Länge
von gut eineinhalb Kilometern links und rechts des Flusses, den
man hier zehn Meter tief ausgebaggert hatte. Der Hafen Sungari
verfügte über eine Lagerhausfläche von rund hunderttausend
Quadratmetern, zwei Getreideaufzüge mit den entsprechenden
Laderutschen, ein Flüssiglager mit einer Kapazität von
sechshunderttausend Barrel sowie drei weitere

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