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Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Pitt war
sich vollkommen darüber im klaren, daß sich Qin Shang durch
nichts, es sei denn durch vorzeitigen Tod, von seinem Vorhaben
würde abbringen lassen.
Ehrliche Politiker, weiße Büffel, saubere Flüsse, Heilige und
Wunder hatten auf dieser Welt Seltenheitswert, aber skrupellose
Gauner gab es wahrlich genug. Manche, die Serienmörder zum
Beispiel, brachten zwanzig, fünfundzwanzig Menschen um.
Aber wenn sie die entsprechenden finanziellen Mittel hätten,
brächten sie vielleicht noch viel mehr um. Wer wie Qin Shang
über Macht und Einfluß verfügte, war von Gesetzes wegen nicht
zu belangen, weil er sich eine gedungene Mörderbande hielt, die
für ihn die Dreckarbeit erledigte. Der finstere Milliardär kannte
keine Rücksicht auf Verluste, wenn er seine Ziele erreichen
wollte. Qin Shang war ein mörderischer Psychopath, der zum
Champagnerglas griff und sich das Essen schmecken ließ,
nachdem er Hunderte von illegalen Einwanderern, darunter viele
Frauen und Kinder, zu einem grausigen Tod im eisigen Wasser
des Orion Lake verurteilt hatte.
Pitt war fest entschlossen, Qin Shang das Handwerk zu legen,
koste es, was es wolle, ohne Rücksicht auf die Folgen. Er war
sogar bereit, ihn umzubringen, wenn sich die Gelegenheit dazu
bieten sollte. Immer mehr steigerte er sich in seine Phantasien
hinein. Er stellte sich vor, wie es wohl sein würde, falls sie
einander jemals begegnen sollten. Aber unter welchen
Umständen? Und was würde er zu einem Massenmörder sagen?
Pitt saß eine ganze Zeitlang da und starrte die Decke der
Flugzeugkabine an. Alles Unsinn, dachte er. Wenn Qin Shang
irgend etwas ausgeheckt hat, dann ist es bestimmt etwas
Aberwitziges. Und jetzt fange ich selber an zu spinnen. Da gibt's
nur eines, dachte er schließlich: Ausschlafen und hoffen, daß du
wieder halbwegs bei klarem Verstand bist, wenn wir in
Washington landen.
DRITTER TEIL
Ein toter Kanal
23. April 2000
Atchafalaya River, Louisiana
22
    Jeder der großen Ströme dieser Welt übt seinen ureigenen
Zauber auf die Menschen aus. Am Nil schlagen uns die Zeugen
einer uralten Kultur in ihren Bann, den Amazonas verbinden wir
stets mit Abenteuer und Gefahren, der Jangtse wiederum lockt
mit den betörenden Geheimnissen Ostasiens. Bilder kommen
uns in den Sinn... ein Pharao auf einer königlichen Barke, die,
von hundert Ruderern fortbewegt, an Papyrusfeldern und
Pyramiden vorübergleitet... spanische Konquistadoren, die auf
der Suche nach dem sagenhaften Eldorado in einer grünen Hölle
zugrunde gehen... chinesische Dschunken und Sampans, die
dicht an dicht auf dem lehmigen, gelbbraun und träge
dahinfließenden Wasser liegen. Kein anderer Strom indes
fasziniert die Menschen der westlichen Welt so sehr wie der
Mississippi.
    Wir denken dabei an die Erzählungen eines Mark Twain, an
Huck Finn und Tom Sawyer, die auf ihrem Floß sitzen und die
großen Raddampfer begaffen, die pfeifend um die Flußbiegung
kommen. Aber auch an die Gefechte während des Bürgerkriegs,
als die Kanonenboote der Union und der Konföderation
erbitterte Schlachten um diesen Fluß austrugen. Hier am
Mississippi scheint die Vergangenheit zum Greifen nah.
    Der Mississippi, »der Vater der Ströme«, wie ihn die Indianer
nannten, ist der größte Fluß in Nordamerika und von seiner
Länge und dem Einzugsgebiet her der drittgrößte, von seinem
Wasserreichtum her der fünftgrößte der Welt. Von Montana aus,
wo der Missouri entspringt, sein längster Nebenfluß, strömt er
über 6020 Kilometer nach Süden, bis zum Golf von Mexiko.
    Er war seit jeher ein unberechenbarer Fluß, der stets den Weg
des geringsten Widerstands nahm und sich im Laufe der letzten
fünftausend Jahre, vor allem seit dem Ende der letzten Eiszeit,
als die Meere ihren jetzigen Stand erreichten, mehrmals ein
neues Bett grub. Von 1900 bis 700 vor Christus zum Beispiel
lag der Flußlauf rund sechzig Kilometer weiter westlich als
heute. Vor allem am Unterlauf, der durch den US-Bundesstaat
Louisiana führt, suchte er sich immer neue Wege zum Meer,
bildete Seitenarme und Altwasser und lagerte dabei Unmengen
von Lehm und Erde ab, die er von Montana und Minnesota nach
Süden beförderte. Halb Louisiana besteht aus diesem
Schwemmland.
    »Das Wasser sieht heute ruhig aus«, sagte ein Mann, der auf
einem erhöhten Stuhl saß und vom Ruderhaus der George B.
Larson aus, eines Vermessungsboots des Army Corps of
Engineers, den Fluß betrachtete.
    Lucas Giraud, der Kapitän des Bootes,

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