Höllenflut
zahllosen illegalen Chinesen, die von der Qin Shang Maritime in
unser Land geschleust und teils ermordet, teilweise aber auch
zur Fronarbeit an die hiesigen Verbrechersyndikate überstellt
werden.«
»Mr. Monroe hat vollkommen recht«, sagte Harper. »Die INS
hat die Aufgabe, diesen Zustrom zu unterbinden. Aber für
Mordfälle sind wir nicht zuständig.«
»Ich weiß nicht, was Mr. Hill und die CIA dazu zu sagen
haben«, wandte Davis ein, »aber wir vom FBI ermitteln seit drei
Jahren wegen diverser Straftaten gegen Qin Shang.«
»Während wir uns wiederum eher um seine ausländischen
Unternehmungen kümmern«, ließ sich Hill vernehmen.
»Trotzdem kommen wir damit nicht weiter«, sagte Pitt
nachdenklich. »Wenn Shang tatsächlich Verbündete in unserer
eigenen Regierung sitzen hat, haben wir ein verdammt hartes
Stück Arbeit vor uns.«
»Wir sind uns alle im klaren darüber, daß es kein Kinderspiel
werden wird«, sagte Monroe förmlich.
Julia mischte sich ein. »Aber übersehen wir dabei nicht, daß
Qin Shang nicht nur ein Schlepper, sondern darüber hinaus auch
ein Massenmörder ist? Ich habe seine Skrupellosigkeit am
eigenen Leib zu spüren bekommen. Diese Greueltaten, die seine
Helfershelfer begehen, geschehen in seinem Auftrag. Niemand
weiß, wie viele unschuldige Männer, Frauen und Kinder seiner
Gier bereits zum Opfer gefallen sind. Das sind Verbrechen
gegen die Menschlichkeit. Wir müssen diesem Gemetzel ein
Ende bereiten, und zwar rasch.«
Eine Zeitlang schwiegen alle. Jeder, der hier am Tisch saß,
wußte, was Julia gesehen und durchgemacht hatte. Schließlich
ergriff Monroe das Wort.
»Wir haben alle vollstes Verständnis dafür, wie Ihnen zumute
ist, Ms. Lee. Aber wir sind auch an Gesetze und
Dienstvorschriften gebunden. Ich versichere Ihnen, daß wir uns
nach besten Kräften darum bemühen werden, Qin Shang Einhalt
zu gebieten. Solange ich die Geschicke des INS leite, werden
wir nicht ruhen, bis wir sein Unternehmen zerschlagen und ihn
dingfest gemacht und hinter Gitter gebracht haben.«
»Dies kann ich, auch im Namen von Mr. Hill, nur
unterstreichen«, fügte Davis hinzu.
»Das reicht aber nicht«, sagte Pitt leise, worauf sich ihm alle
zuwandten.
»Zweifeln Sie etwa an unserer Entschlossenheit?« fragte
Monroe spitz.
»Nein, aber mit der Vorgehensweise bin ich nicht
einverstanden.«
»Wir sind an politische Vorgaben gebunden«, sagte Davis.
»Jeder von uns muß sich an Richtlinien halten, die ihm der
Gesetzgeber auferlegt hat.«
Pitt musterte ihn mit finsterer Miene. »Ich habe die Toten im
Orion Lake mit eigenen Augen gesehen. Ich habe die armen
Teufel gesehen, die man dort eingesperrt hat. Vier Männer, die
Julia und mich beschützen sollten, sind umgekommen -«
»Ich weiß, worauf Sie hinauswollen, Mr. Pitt«, fiel Davis ihm
ins Wort. »Aber wir haben keinerlei Beweise dafür, daß Qin
Shang etwas mit diesen Morden zu tun hat. Jedenfalls haben wir
nicht genug in der Hand, um Anklage erheben zu können.«
»Der Mann ist schlau«, sagte Harper. »Er hält sich geschickt
heraus. Und solange wir ihm nicht eindeutig nachweisen
können, daß er in irgendeiner Weise dafür verantwortlich ist,
können wir ihn auch nicht festnageln.«
»Der führt Sie doch schon die ganze Zeit an der Nase herum«,
sagte Pitt. »Warum sollte er sich plötzlich blöd stellen, nur
damit Sie ihn drankriegen können?«
»Unsere Ermittlungsbehörden haben zu weitreichende
Verbindungen, als daß man ihnen auf Dauer entrinnen könnte«,
sagte Hill im Brustton der Überzeugung. »Ich versichere Ihnen,
daß er schon in Bälde angeklagt, vor Gericht gestellt und
verurteilt werden wird.«
»Der Mann ist Ausländer«, sagte Sandecker. »Wenn Sie ihn
in den Vereinigten Staaten festnehmen, setzt die chinesische
Regierung beim Außenministerium und im Weißen Haus
Himmel und Hölle in Bewegung. Die werden mit Boykotts
drohen, mit Wirtschaftssanktionen und was es sonst noch alles
gibt. Niemals werden die zulassen, daß Sie ihren Schützling aus
dem Verkehr ziehen.«
»Meiner Meinung nach, Mr. Hill«, sagte Giordino, »sollten
Sie einen ihrer Killertrupps zusammentrommeln und Qin Shang
kurzerhand ausschalten. Schon ist das Problem gelöst.«
»Die CIA begeht keine Mordanschläge, auch wenn viele
Menschen gegenteiliger Meinung sind«, versetzte Hill spitz.
»Wahnwitz«, murmelte Pitt. »Angenommen, Qin Shangs
Killer hätten Julia und mich letzte Nacht umgebracht. Sie
würden deswegen genauso hier
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