Höllenflut
Raketenstarter
gefunden.«
»Ich habe euren Bericht gelesen«, erwiderte Sandecker. »Ihr
habt außerdem keinerlei Hinweise entdeckt, daß sie zum
Einschleusen illegaler Einwanderer verwendet werden soll.«
»Das stimmt«, bestätigte Pitt. »Qin Shangs Unternehmungen
wirken auf den ersten Blick so, als hätte sie ein Genie mit einem
Hang zur Hexerei ersonnen, aber wenn man genauer hinsieht,
stellt man fest, daß immer ein logischer Beweggrund
dahintersteckt Er verfolgt mit diesem Schiff eine bestimmte
Absicht, da gehe ich jede Wette ein.«
Sandecker griff zum Gasregler und stellte ihn einen Zacken
höher. »Dann sind wir also noch genauso schlau wie vor zwei
Wochen.«
»Abgesehen davon, daß er sie meiner Meinung nach
versenken will«, sagte Pitt.
Sandecker wirkte nicht überzeugt. »Warum sollte er einen
einwandfreien Ozeandampfer versenken, nachdem er ihn gerade
für ein paar Millionen Dollar hat umrüsten lassen?«
»Dazu fällt mir auch nichts ein«, mußte Pitt zugeben.
»Genau das sollt ihr aber rausfinden. Regelt eure
Angelegenheiten hier, und danach nehmt ihr euch einen NUMAJet und fliegt nach Morgan City. Ich rufe Rudi an und sag' ihm
Bescheid, daß ihr kommt.«
»Wie weit dürfen wir gehen?« fragte Pitt. »Immerhin können
wir uns jetzt nicht mehr darauf berufen, daß wir im
Einvernehmen mit dem INS und den anderen Diensten tätig
sind.«
»Tut, was ihr für nötig haltet, ohne euch dabei umbringen zu
lassen«, erwiderte Sandecker entschieden. »Ich übernehme die
Verantwortung und werde für eure Aktionen geradestehen,
sobald Monroe und Harper dahinterkommen, daß wir uns nicht
einfach haben abwimmeln lassen und brav nach Hause
gegangen sind.«
Pitt musterte Sandecker. »Warum machen Sie das, Admiral?
Warum setzen Sie wegen Qin Shang Ihren Posten als Leiter der
NUMA aufs Spiel?«
Der Admiral schaute Pitt mit verschmitztem Blick an. »Sie
und Al hatten doch sowieso vor, hinter meinem Rücken weiter
Jagd auf Qin Shang zu machen- Habe ich recht?«
Giordino zuckte die Achseln. »Ja, ich glaube schon.«
»In dem Augenblick, als Dirk klein beigegeben hat und auf
Monroes Forderung, sich in ein sicheres Haus zurückzuziehen,
eingegangen ist, wußte ich ganz genau, daß ihr heimlich
abheuern wollt. Ich füge mich lediglich in das Unvermeidliche.«
Pitt kannte Sandecker viel zu lange und zu gut, als daß er das
unwidersprochen hingenommen hätte. »Sie doch nicht, Admiral.
Sie fügen sich nichts und niemandem.«
Sandeckers Augen funkelten einen Moment lang auf. »Wenn
Sie's genau wissen wollen - diese Schlapphüte am
Konferenztisch haben mich einfach angewidert. Ich zähle
darauf, daß ihr zwei und Rudi alle Mittel und Möglichkeiten
nutzt, die der NUMA zur Verfügung stehen, und Qin Shang aus
dem Verkehr zieht, bevor die es schaffen.«
»Da treten wir aber gegen eine ziemlich harte Konkurrenz
an«, sagte Pitt.
»Mag sein«, erwiderte Sandecker, dessen Blick jetzt
entschlossen und unerbittlich wirkte. »Aber die Qin Shang
Maritime übt ihre Geschäfte auf dem Wasser aus, und genau da
sind wir im Vorteil.«
Nachdem die Konferenz beendet war, geleitete Harper Julia in
sein Büro. Als sie Platz genommen hatte, ließ er sich hinter
seinem Schreibtisch nieder. »Julia, ich habe einen schweren
Auftrag für Sie. Selbstverständlich auf rein freiwilliger Basis.
Ich bin mir nicht sicher, ob Sie schon wieder soweit auf dem
Damm sind.«
Julias Interesse war geweckt. »Eine kurze Erklärung, worum
es geht, schadet bestimmt nicht.«
Harper reichte ihr einen Aktenordner. Sie schlug ihn auf und
betrachtete ein Foto von einer Frau, die etwa in ihrem Alter war
und mit ausdrucksloser Miene in die Kamera blickte. Von einer
kleinen Narbe am Kinn einmal abgesehen, hätten sie und Julia
Schwestern sein können. »Das ist Lin Wan Chu. Sie ist auf
einem Bauernhof in der Provinz Jiangsu aufgewachsen und von
zu Hause weggelaufen, als ihr Vater sie mit einem Mann
verheiraten wollte, der ihr Großvater hätte sein können. Sie
arbeitete zunächst als Küchenhilfe in einem Restaurant in der
Hafenstadt Qingdao und stieg schließlich zur Chefköchin auf.
Vor zwei Jahren heuerte sie bei der Qin Shang Maritime an und
fährt seither auf einem Containerschiff namens Sung Lien Star.«
Julia blätterte weiter zu dem Dossier über die Frau und stellte
fest, daß es von der CIA stammte. Harper lehnte sich zurück und
schwieg, während sie den Text durchlas. »Eine gewisse
Ähnlichkeit ist auf jeden Fall
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