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Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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wert war. Jetzt ist bloß
noch eine Geisterstadt übrig. Alles andere ist plattgewalzt und
im Sumpf untergebaggert worden.«
Pitt war verdutzt. »Aber wozu graben die einen toten Kanal?
Den Erdaushub hätten sie sich doch genausogut an jeder anderen
Stelle im Flußtal beschaffen können.«
»Darüber wundern sich die Leute hier am Fluß auch«, sagte
der Fischer. »Das Ärgerliche daran ist, daß Freunde von mir, die
seit dreißig Jahren in dem Bayou gefischt haben, nicht mehr dort
hinkönnen. Die Chinesen haben eine Kette quer über ihren
neuen Kanal gespannt und lassen keinen Fischer mehr rein.
Jäger ebenfalls nicht.«
»Nutzen Sie den Kanal mit ihren Kähnen?«
Der Fischer schüttelte den Kopf. »Meinen Sie etwa, die
schippern die illegalen Ausländer über den Kanal? Das können
Sie vergessen. Sämtliche Schleppzüge, die von Sungari aus
flußaufwärts verkehren, fahren nach Nordwesten, in den Bayou
Teche, und machen an einer Anlegestelle bei einer alten,
stillgelegten Zuckerraffinerie halt, etwa fünfzehn Kilometer von
Morgan City entfernt.
Die Qin Shang Maritime hat sie aufgekauft, als sie Sungari
gebaut haben. Den Verladebahnhof neben der Fabrik haben die
Chinesen wieder aufgebaut.«
»Wo führen die Gleise hin?«
»Zur Haupttrasse der Southern Pacific.«
Allmählich wurde Pitt einiges klar. Er saß eine ganze Zeitlang
schweigend da und starrte vor sich hin. Als er das Kielwasser
der Sung Lien Star beobachtet hatte, war ihm eine
ungewöhnliche Unterströmung aufgefallen, wie er sie noch nie
bei einem Frachter gesehen hatte. Er hatte den Eindruck, daß das
Schiff eine höhere Wasserverdrängung hatte, als es vom Bautyp
her hätte haben dürfen. Oder aber es hatte einen doppelten Kiel.
Er konnte sich sogar vorstellen, daß ein anderes Boot, ein UBoot möglicherweise, unter dem Containerschiff hing. »Hat
diese Anlegestelle auch einen Namen?« fragte er schließlich.
»Früher hieß sie mal Bartholomeaux, nach dem Mann, der
1909 die Raffinerie gebaut hat.«
»Ich möchte mir Bartholomeaux gern mal näher ansehen.
Aber dazu müßte ich eine Art Fischerboot mieten, damit ich
kein Aufsehen errege.«
Der alte Fischer blickte Pitt quer über den Tisch an, zuckte
kurz die Achseln und lächelte. »Ich weiß was Besseres. Was ihr
zwei braucht, ist ein Shantyboot.«
»Ein Shantyboot?«
»Manche sagen auch Campboot dazu. Die Leute hier fahren
damit auf den Wasserwegen auf und ab, legen an einem Bayou
in der Nähe einer Ortschaft oder einer Farm an und schippern
weiter, wenn ihnen danach ist. Oft läßt man sie auch an Ort und
Stelle liegen und benutzt sie als Ferienhäuser. Gibt nicht mehr
viele, die ständig drauf wohnen.«
»Demnach muß es sich um eine Art Hausboot handeln«, sagte
Pitt.
»Nur daß ein Hausboot normalerweise nicht aus eigener Kraft
fährt«, versetzte der graubärtige Fischer. »Aber ich habe ein
Boot, auf dem es ganz erträglich ist und das einen guten Motor
hat. Können Sie gern haben, wenn Sie meinen, daß es dafür
geeignet ist. Und da Sie es zum Wohle unseres Landes benutzen
wollen, können Sie es umsonst haben, Hauptsache, Sie bringen
es genauso heil zurück, wie Sie's bekommen haben.«
»Ich glaube, der Mann hat uns ein Angebot gemacht, das wir
nicht ablehnen können«, sagte Giordino, der von der Bar
herübergekommen war und die letzten Sätze mitgehört hatte.
»Vielen Dank«, sagte Pitt. »Wir nehmen an.«
»Ihr findet das Shantyboot etwa eine Meile flußaufwärts an
einer Anlegestelle am linken Ufer. Wheeler's Landing heißt sie.
Unmittelbar daneben sind eine kleine Werft und ein
Lebensmittelladen, der meinem alten Freund und Nachbarn
Doug Wheeler gehört. Bei ihm könnt ihr euch mit Vorräten
eindecken. Ich seh' zu, daß der Tank voll ist. Wenn euch jemand
fragt, sagt ihr einfach, ihr seid Freunde vom Bayou Kid. So
nennen mich die meisten Leute hier in der Gegend. Bloß mein
alter Angelgefährte Tom Straight nicht. Das ist der Barkeeper.
Der spricht mich immer mit meinem richtigen Namen an.«
»Ist der Motor so stark, daß wir flußaufwärts gegen die
Strömung fahren können?« fragte Pitt.
»Ich glaube, für eure Zwecke dürfte er genügen.«
Pitt und Giordino waren ebenso begeistert wie dankbar. »Wir
werden ihr Shantyboot im gleichen Zustand zurückbringen, in
dem wir es vorgefunden haben«, versprach Pitt.
Giordino griff über den Tisch und schüttelte dem alten Fischer
die Hand. »Vermutlich werden Sie nie erfahren, wie vielen
Menschen sie

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