Höllenjob für einen Dämon (German Edition)
Ja, es stimmt. Alles. Jehoschua ist dein Halbbruder.‟
„Dann versteh ich Gott nicht. Ich meine, die Bibel predigt von die andere Wange hinhalten , und er schmeißt euch einfach aus dem Himmel?‟
Shatan rieb sich über den Nacken. Wie viel sollte er ihr erzählen, um sie nicht gegen ihre Mutter einzunehmen? Was ihren Vater anging, schien er ja bereits ganze Arbeit geleistet zu haben. Sicher, es sprach der Hass aus ihm. Der Allmächtige hatte ihn genauso verraten wie alle anderen Seraphim, die er mit Luzifer in die Hölle getrieben hatte. Nur weil der alte Mann nicht mit seiner feurigen Gattin hatte Schritt halten können. Shatan seufzte.
„Na schön. Ich wollte es dir eigentlich nicht so deutlich sagen. Aber deine Mutter hat nicht nur verlangt, dass Er eine Wange hinhält. Es war eine ganze Reihe davon. Sie hatte dutzende, ach was, hunderte Liebhaber. Du musst es dir so vorstellen: Luzifer war umgeben von gutaussehenden Männern. Die Versuchung war einfach zu groß. Und ihr Ehemann verbrachte die meiste Zeit damit, sich um seine sogenannten Kinder zu kümmern: die Menschen. Ihr war langweilig.‟
Für einige Herzschläge starrte Evangelina ihn nur sprachlos an. Dann neigte sie den Kopf und zuckte die Achseln. Sie stieß sich vom Schrank ab und ging erneut zum Kühlschrank. Dort holte sie eine Flasche heraus, die jene dunkle Flüssigkeit enthielt, die sie zuvor schon getrunken hatte. Sie deutete auf ihn.
„Magst du auch eine Cola?‟
„Was ist das? Es riecht … übel.‟
Sie lachte und nahm ein zweites Glas aus dem Schrank. Nachdem sie eingeschenkt hatte, hielt sie es ihm hin. „Probieren.‟
Shatan fügte sich. Er schluckte und verzog überrascht das Gesicht. Es bizzelte in seinem Mund und schmeckte wie nichts, was er jemals zuvor gekannt hatte. Interessant.
„Gut, nicht wahr? Ist allerdings das kalorienarme Zeug. Alles andere würde mich nur aufgehen lassen.‟
Er verstand kein Wort. Da es Evangelina aber zu besänftigen schien, wenn sie an der süßen Flüssigkeit nuckelte, tat Shatan ihr den Gefallen, so zu tun, als ob.
„Wo waren wir? Ach ja, meine Eltern. Sie sind also geschieden oder sowas?‟
„Ich habe schon früher von diesem Wort gehört. Scheidung, nicht wahr? In Gan Eden gibt es so etwas nicht, ebenso wenig in der Unterwelt. Deine Eltern leben einfach nicht mehr zusammen.‟
Sie nickte. „Gut, das verstehe ich. Aber warum die Hölle? Hasst Er Mutter so sehr?‟
„Der Allmächtige liebt jedes Wesen. Sogar uns Dämonen. Trotzdem kann Er enttäuscht oder wütend werden. Wir sind alle selbst für unsere Entscheidungen verantwortlich.‟
Schnaubend drängte sie sich an ihm vorbei aus der Küche. Sie ging ins Wohnzimmer und ließ sich dort auf die Sitzgelegenheit fallen.
„Du sprichst vom freien Willen.‟
„Ja.‟
Für einen Moment herrschte angespanntes Schweigen. Vermutlich musste sie über die soeben gehörten Dinge nachdenken. Shatan konnte es ihr nicht verübeln. Er fand es schon erstaunlich, wie schnell sie akzeptierte, von wem sie abstammte. Abgesehen von ihrer kleinen Unpässlichkeit angesichts der Enthüllung über ihren Vater, wirkte sie ruhig. Beinahe in sich gekehrt.
Shatan nutzte die Gelegenheit, sie in Ruhe zu mustern. Evangelina war weder füllig noch schlank. In seinen Augen hatte sie ideale Maße. Er mochte Frauen nicht, die sich zu Tode hungerten und dank der Sünde Eitelkeit in seinen Kesseln landeten. Gut, er gab gerne zu, dass meist auch Drogen eine Rolle dabei spielten. Nichtsdestotrotz bedauerte er, dass viele Menschen ihre Körper derart verschwendeten. Evangelina dagegen strahlte eine natürliche Anmut aus, die er schon lange nicht mehr gesehen hatte. Erneut fragte Shatan sich, ob sie dem Leben in der Unterwelt gewachsen war.
„Warum will meine Mutter mich sehen?‟
Da war sie. Die Frage, die er erhofft und gefürchtet hatte. Wie sollte Shatan Evangelina erklären, dass Luzifer sie mit einem Dämon verheiraten wollte, den Gott zur Verbannung auch noch entstellt und entartet hatte? Die Herrin der Unterwelt mochte in dem Grünhäutigen einen Verbündeten sehen, dem sie ihren Thron überlassen konnte. Was würde Evangelina davon halten?
„Shati?‟
„Shatan‟, verbesserte er automatisch.
Sie wartete. Ihre linke Augenbraue zuckte.
Die Frage stand weiterhin zwischen ihnen. Wahrheit oder nicht? Er selbst vermochte andere zu belügen, ohne Strafe fürchten zu müssen. Einen Vorteil musste es ja haben, ein Höllendiener zu sein. Ein Knurren kroch
Weitere Kostenlose Bücher