Höllenjob für einen Dämon (German Edition)
Freund.‟ Shatan würde den Seraph nicht auf den Grund seines Erscheinens ansprechen und damit dessen Aufmerksamkeit wieder auf Evangelina lenken.
Stattdessen wollte er versuchen, ihn abzulenken, bis sie hinaus und in Sicherheit war. Freundlich streckte er seine Rechte aus und bot seinem Gegenüber den Handschlag an.
Die Menschen erinnerten sich nicht mehr daran, dass diese Geste ein Zeichen der Brüderlichkeit war. Einem anderen die Herzhand zu reichen, war etwas Besonderes. Wie so Vieles war auch dies im Laufe der Zeit in Vergessenheit geraten.
Gavarel griff zu - fest und stark, wie er nun einmal war. Weder versuchte er damit, Dominanz zu demonstrieren, noch seinen Gegenüber einzuschüchtern. Er begrüßte lediglich einen alten Kameraden. Einen Mann, an dessen Seite er gegen jegliche Unbill gekämpft, der ihm den Rücken freigehalten und gemeinsam mit ihm seinen Herrn beschützt hatte.
Wie es die Riten unter Seraphim üblich machten, glitten nach wenigen Sekunden die Hände der Männer über die Handgelenke des jeweils anderen, bis sie die Unterarme umfassen konnten.
Shatan packte Gavarel und rief: „Lauf!‟
Im nächsten Augenblick sah er aus den Augenwinkeln Evangelina an sich vorbeistürmen.
Gutes Mädchen. Sie tat, was er befohlen hatte.
Gavarel benötigte ungleich länger, um die Situation zu erfassen. Seine Züge verhärteten sich. Ohne die Stimme zu erheben, sagte er mit leidensgeprüftem Blick: „Das hättest du nicht tun sollen, Bruder. Er wird darüber nicht erfreut sein. Dafür kannst du verbannt werden.‟
Herrin der Unterwelt! Fast hätte Shatan laut aufgelacht. Wie konnte es sein, dass der Seraph-Krieger nicht mehr wusste, dass Luzifer und ihr Gefolge den Himmel bereits verloren hatten? Gavarel hatte selbst den Auszug überwacht und die goldenen Tore Gan Edens hinter ihnen verriegelt.
Doch Shatan blieb nicht viel Zeit, darüber nachzudenken. Gavarel zog an seiner Hand und riss den Dämon dadurch nach vorn. Die beiden schweren Männer prallten gegeneinander. Nackte Haut auf Rüstung. Shatan stöhnte unterdrückt. Er musste sich an dem Harnisch des anderen festhalten, um nicht umzufallen, ohne dass dieser auch nur Anzeichen machte, zu schwanken.
Gavarel ließ ihn los, sprintete zur Seite, um Shatan angreifen zu können. Er packte seinen Bidhänder und holte zum Schlag aus. Zum Glück für Shatan war die Decke der Wohnung äußerst niedrig, so dass sich die Klinge tief in den Putz fraß und stecken blieb.
Shatan rollte sich über eine Schulter ab und kam auf die Beine. Von hinten trat er Gavarel in die Kniekehlen, während dieser noch versuchte, sein Schwert zu befreien. Der Seraph jaulte, sprang jedoch sogleich herum und verpasste Shatan einen Kinnhaken.
Dessen Hörner schossen mit brachialer Gewalt hervor. Die dunklen Spitzen leuchteten bedrohlich, ihre Schärfe verhieß Schmerzen für jeden, der damit aufgespießt wurde. Sein Gesicht verschob sich, Wülste bildeten sich oberhalb seiner Augenhöhlen, sein Kiefer verbreiterte sich, bis Shatans Antlitz einer grotesken Fratze glich. Nur seine Körpergröße behielt er bei, da Evangelinas Wohnung andernfalls keinerlei Spielraum zuließ. Nun sah man ihm an, was er wirklich war: ein Dämon Luzifers, verwandelt, um in der Hölle zu dienen. Seine Muskeln wölbten sich, als er nach dem Hals des Seraphs griff und zudrückte, während er gleichzeitig versuchte, seine Hörner durch dessen Harnisch zu treiben.
Gavarel zeigte sich davon unbeeindruckt. Seine Schwingen schossen nach vorn. Ihre scharfen Klingen ritzten in Shatan Oberarme. Blut vermischte sich mit Schweiß. Verbissen rangen die Männer miteinander, wobei der Dämon sein Möglichstes tat, den messerscharfen Federklingen zu entgehen, die Gavarel geschickt gegen ihn einsetzte.
Es gelang Shatan nicht immer, den Flügeln auszuweichen. Zahlreiche Schnitte übersäten bereits nach kurzer Zeit seine Haut. Doch er biss die Zähne zusammen und kämpfte weiter. Er schwitzte, seine Muskeln zitterten, während er sich mit dem Erzboten prügelte. Beide ächzten unter der Wucht der Schläge des anderen.
„Todesdiener! Ich schicke dich ins ewige Vergessen. Er wird dich nicht länger in Seinen Reihen willkommen heißen!‟, knurrte der Engel und setzte seinen Angriff fort.
Muss ihn ablenken, damit Evangelina fliehen kann. Dieser Gedanke rauschte wie eine Endlosschleife durch Shatans Kopf.
Mit einem Brüllen, das die Wände erzittern ließ, donnerte Gavarel beide Fäuste gegen die Brust des
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