Höllenjob für einen Dämon (German Edition)
Dämons. Durch den Aufprall brachen einige Rippen. Shatan schrie auf. Er schmeckte Blut. Sein Brustkorb schmerzte fast so sehr wie damals, als Luzifer ihm sein Herz entrissen hatte. Shatans Schwanz schnellte vor, griff nach seinem Gegner, der ihm jedoch behände auswich.
„Ich lasse nicht zu, dass du sie verletzt.‟
Gavarel lachte nur. Lachte, so wie damals, als Luzifer und ihre Getreuen der dunklen Erde entgegentaumelten. Shatan sah rot. Dieses Mal sollte der Seraph nicht triumphieren! Ein Knurren stieg in Shatan auf. Er biss die Zähne zusammen, dass es knirschte, schlug mit beiden Fäusten blindlings aus und griff sich das Erstbeste, was ihm in die Finger kam - der Brustharnisch. Er krallte sich fest, seine Fingernägel splitterten.
Gavarel warf den Kopf zurück. Sein Lachen klang nun furchteinflößender als jeder Laut, den Luzifer zustande bringen konnte. Der Götterbote packte mit unnachgiebigem Griff Shatans Handgelenke. Er machte einen Ausfallschritt nach hinten, verlagerte sein Gewicht und drehte sich, indem er mit seinen Flügeln Schwung holte.
Der Erdboden glitt unter Shatans Füßen weg. Die Energie der Drehung riss den Dämon mit. Dann lösten sich Gavarels Hände und das nächste, was Shatan spürte, waren viele kleine Glasscherben, die in seine Haut bissen, weil der Engel ihn durch ein Fenster geworfen hatte.
***
Sie rannte um ihr Leben. Da Evangelinas Wohnung im fünften Stock lag, führten ihre Schritte sie automatisch zum Fahrstuhl. Im letzten Moment änderte Lina die Richtung. Der Lift war alt. Benötigte viel zu lange, um anzukommen, geschweige denn loszufahren. Nein. Die Treppe wäre sicherer. Keuchend riss Lina die Feuertür auf und sprang die Stufen hinab.
Shatan kämpfte hinter ihr dafür, dass sie fliehen konnte. Sie hatte den Blick gesehen, den er ihr zugeworfen hatte, nachdem dieser Engel aufgetaucht war. Angst hatte darin gestanden. Als ob er genau wusste, dass der Fremde sie töten wollte.
Während Lina Richtung Ausgang hechtete, wurde ihr bewusst, dass der Eindringling tatsächlich wie ein Engel ausgesehen hatte. Sogar Flügel hatte er auf dem Rücken. Ein Seraph. Wer also konnte ein so mächtiges Wesen beauftragen, sie zu vernichten? Ihr fiel nur ein Name ein. Die Erkenntnis, dass ihr eigener Vater ihren Tod wünschte, ließ Lina beinahe in die Knie gehen.
Aber Er liebt doch alle Menschen! Wieso?
Grübeln konnte sie später noch. Mit einem triumphalen Schrei stieß sie die Tür zum Seitenausgang auf und stürzte ins Freie. Hektisch blickte sie sich um. Sie besaß kein Auto. Und wie immer war weit und breit kein Taxi zu sehen.
„Verdammt nochmal, das kann doch nicht wahr sein!‟
Sie würde wohl oder übel zum Bahnhof laufen müssen. Nicht, dass sie Geld für eine Fahrkarte dabei hatte. Um genau zu sein, lag ihr Geldbeutel in ihrer Wohnung, wo sich gerade zwei riesige Muskelpakete prügelten.
„Verdammt. Verdammt. Verdammt!‟
Mit jedem Fluch wurde ihr die Ausweglosigkeit ihrer Situation bewusster. Hektisch sah Lina sich um. Sie saß in der Falle. Gründlich. Ausweglos. Die einzige Person, die sie beschützen konnte und wollte, war ihre Mutter. Die saß allerdings in der Hölle. Und ihr Diener war gerade anderweitig beschäftigt.
Mit hämmerndem Puls stand Lina wie gelähmt an Ort und Stelle, als direkt neben ihr ein Auto anhielt. Über den harten Bass der Heavy-Metal-Musik, der aus den heruntergekurbelten Fenstern dröhnte, glaubte sie eine Stimme zu hören: „Steig ein, Evangelina! Ich bring dich hier weg.‟
Verwirrt lugte Lina in das Wageninnere. Dort saß eine Frau, die vielleicht ein wenig jünger war als sie selbst. Ihre weinroten Locken wippten im Takt der Musik. Die Fremde trug einen Nasenring - mittig, wie ein Zuchtbulle - und mehrere Piercings in den Augenbrauen. Weil die Frau mit offenem Mund Kaugummi kaute, erkannte Lina, dass in deren Zunge zusätzlich ein Stab steckte. Ihre Kleidung ließ auf eine intensive Karriere als Punkerin schließen. Nie zuvor hatte Lina so viel Leder und Nieten gesehen - von den provokanten Netzstrümpfen unter dem Minirock ganz zu schweigen. Trotz der entstellenden Schmuckstücke wirkte die fremde Frau irgendwie vertraut.
„W-wer bist du?‟
„Stell keine Fragen, Kleine, steig ei-‟, das letzte Wort wurde durch einen ohrenbetäubenden Knall abgewürgt. „Heilige Scheiße! Komm endlich, Mädel!‟
Doch Evangelina hatte sich bereits zu der Ursache des Kraches herumgedreht.
Direkt vor ihnen in der Straße steckte
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