Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höllenjob für einen Dämon (German Edition)

Höllenjob für einen Dämon (German Edition)

Titel: Höllenjob für einen Dämon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen B. Kraft
Vom Netzwerk:
hatte versagt. An seiner Herrin, an Evangelina, an seiner Liebe. Shatan, der große Dämon, der sich von niemandem seinen Willen aufzwingen ließ, war von dieser kleinen Frau vernichtet worden.
    Durch ihren Wunsch war das Schlimmstmögliche für ihn wahr geworden. Er hatte erkannt, dass er tatsächlich lieben konnte.
    Die Kälte, die stets von der Stelle ausgegangen war, an der nun sein Herz saß, war nichts anderes gewesen, als ein Zeichen seiner Seele, dass er für diese Frau bestimmt war. Und nun hatte er sie verloren.
    Im doppelten Sinne.
    Evangelina war tot. Sie würde nach Gan Eden fahren, und das Letzte, was sie gesehen hatte, war seine Dämonengestalt. Jene Seite seiner selbst, die nur seine Gegner sehen sollten, nicht seine Freunde, und schon gar nicht seine Liebe.
    Shatan jaulte wie ein verwundetes Tier, drückte seine Nase gegen ihr Gesicht. Lina erkaltete langsam. Jede seiner Bewegungen ging ihr lebloser Leib mit, ohne Reaktion. Ohne Gegenwehr.
    Ein Schatten ragte über Shatan auf. Er hob den Kopf.
    Es war Gavarel. Mit einem zufriedenen Ausdruck auf den Zügen ließ er soeben die Flammen seines Schwertes verlöschen. Seine Aufgabe war erfüllt. Shatan war jetzt unwichtig geworden.
    Normalerweise würde Shatan angesichts dieser Zurschaustellung von Genugtuung in Rage geraten. Er hätte Gavarel angegriffen, ihn niedergestreckt und ebenso zugrunde gerichtet, wie es mit Lina geschehen war. Doch Shatan vermochte nicht einen Muskel zu rühren. In ihm gab es nur noch eine allumfassende Leere. Einsamkeit.
    Behutsam griff Shatan in Linas Haare, umfasste ihren Hinterkopf. Dann senkte er sein Haupt, um der Toten einen Kuss auf die blutleeren Lippen zu hauchen. Voller bitterer Ironie erkannte er, wie sehr er sich getäuscht hatte. Selbst ein Dämon ohne Herz besaß Gefühle, die über Lust hinausgehen konnten.
    „Ich liebe dich auch‟, flüsterte er tonlos.
    Sachte bettete er Linas Leichnam ins Gras.
    Jetzt, da Lina tot war, würde Luzifer ihn bestrafen. Es war ihm egal. Er hatte alles verloren, wofür es sich zu leben lohnte. Sollte sie ihn foltern, seinen Willen brechen. Er würde es hinnehmen.
    Jehoschua und Lilith kamen herbei. Shatan bemerkte gleichgültig, wie mitgenommen die beiden aussahen. Aber sie lebten. Er registrierte ihre ungläubigen Blicke, als sie die Leiche entdeckten.
    Es war Josh, der Gavarel einen Schlag versetzte und fluchte. In Worten, die der Dämon dem Gottessohn niemals zugetraut hätte.
    „Du Vollidiot. Du solltest sie aufhalten. Nicht umbringen!‟
    Gavarel neigte den Kopf, sah den Sohn seines Herren an. Verwirrt runzelte der Engel die Stirn.
    Jähes Begreifen ließ den Schmerz in Shatans Brust zu einer Flammenlohe anschwellen. Lilith und Jehoschua hatten verhindern wollen, dass Lina in die Unterwelt ging.
    „Du wolltest den Höllenthron für dich.‟
    Liliths Augen schwammen in Tränen. Ihre Wunden waren nahezu vollkommen verheilt. Das Erbe ihrer Eltern hatte sie vor Schlimmerem bewahrt.
    Sie nickte und sagte leise: „Ich wollte Mutters Amt übernehmen, und Josh weiter dem Himmel dienen. Es war gut so, wie es war. Lina hat unsere Existenzen bedroht.‟
    Shatan konnte nicht beschreiben, was in ihm vorging. Noch vor einer Woche hätte er Stein und Bein geschworen, dass er in einem solchen Augenblick die Beherrschung verlieren würde. Jetzt saß er nur stumm da und sah die beiden wortlos an.
    Was nützte es zu kämpfen, wenn es nichts gab, wofür es sich zu kämpfen lohnte?
    Hinter den beiden Verrätern und dem verwirrten Erzboten bildete sich eine Öffnung im Boden. Rauch stieg auf, und mit einem Donnerhall erschien Luzifer. Sie erfasste die Situation sofort.
    Wütend stürzte sie sich auf Shatan, den sie offensichtlich für das Geschehen verantwortlich machte. Doch noch bevor sie ihm mit ihren blutroten Fingernägel durch das Gesicht fahren konnte, hielt eine kräftige Männerhand aus dem Nichts sie zurück.
     

22.Kapitel
     
     
    Wer Gott für einen alten Mann mit flauschigem Rauschebart hielt, musste bei dessen Anblick zwangsläufig enttäuscht sein. Hochgewachsen, schlank und mit wallendem hellblondem Haar ragte Jehova über der ganzen Szene auf. Der Leib des Allmächtigen wirkte alles andere als schwach. Seine Schultern unter der langen Robe waren breit und deuteten auf die Stärke hin, die der Gott nicht zu verbergen suchte.
    Shatan hob den Blick und sah seinen ehemaligen Herren ausdruckslos an. Einzig die blassblauen Augen Jehovas wiesen dessen Alter aus. Man sah ihnen an, wie

Weitere Kostenlose Bücher