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Höllenjob für einen Dämon (German Edition)

Höllenjob für einen Dämon (German Edition)

Titel: Höllenjob für einen Dämon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen B. Kraft
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geschah, den sie doch liebte.
    Mit verzerrtem Gesicht sank Shatan langsam vor ihr in die Knie. Schweiß troff ihm aus allen Poren, seine Halsmuskeln standen wie dicke Taue hervor, hinter seinen zurückgezogenen Lippen konnte sie seine Zähne mahlen sehen. Ein böses Knurren drang aus seinem Mund. Nur Shatans Augen schienen unverändert, suchten Linas Blick, hielten ihn verzweifelt fest.
    Lina streckte die Hand nach Shatan aus, wollte ihn berühren. Lilith kam ihr zuvor. Sie tippte ihm an den Kopf.
    Shatans Miene verzog sich ärgerlich. Plötzlich krümmte er den Rücken. Brüllte.
    Sein Körper wuchs in die Höhe, bis Shatan im Hocken genauso groß wie Lina war. Sein verbliebenes Horn schoss aus der Stirn. Scharf, gebogen und todbringend. Sein Gesicht veränderte sich, wurde länger, kantiger, bis es sich zu einer grotesken Maske verschoben hatte, mit Wülsten oberhalb der Augenbrauen. Aus seinen Fingern wurden bedrohliche Klauen. Seine Muskeln pumpten sich auf. Seine Haut verlor den hellen Braunton. Sie dunkelte nach, bis Shatans ganzer Körper blutrot leuchtete. Shatans Bauch zog sich nach innen, die Rippenmuskeln bildeten sich scharf über der Kante zu seinem Unterleib ab. Seine Kleidung büßte Shatan bei der Verwandlung ein, so dass Lina entsetzt mit ansehen musste, wie er vollkommen nackt als Monster vor ihr aufragte.
    Sie hatte ihn erst kürzlich unbekleidet gesehen. Da war er ihr wundervoll, imposant und stark erschienen. Was sich ihr jedoch nun grotesk entstellt entgegenbäumte, war nicht das Geschlechtsteil eines Mannes, sondern das eines wilden Tieres. Unbändig. Riesig. Angsteinflößend.
    Lina wich zurück. Sie sah, wie er flehend die Hand nach ihr ausstreckte. Ohne die Schachfigur, die noch immer sein zweites Horn ersetzte, oder den Quastenschwanz, der in ihre Richtung zuckte, hätte sie ihren Shatan nicht wiedererkannt.
    Wimmernd taumelte Lina von ihm fort. Sie hörte Liliths kaltes Lachen.
    „Sieh dir deinen Dämon ruhig an. Das ist seine richtige Gestalt. Ein prachtvoller Bursche, nicht wahr?‟
    „Nein. Nein, nein, nein !‟ Lina wollte es nicht wahrhaben. Dieses Wesen sah weit schlimmer aus als der Ghul, der sie auf dem Friedhof angegriffen hatte. Wie konnte sie sich ausgerechnet in so etwas verlieben?
    „L-Lina?‟ Selbst Shatans Stimme klang rau und animalisch.
    Indem er ihren Namen aussprach, fühlte Lina sich beschmutzt. Besudelt. Galle kroch ihre Kehle hinauf, sie musste sich übergeben.
    Aus den Augenwinkeln sah Lina, wie Shatan sich Lilith zuwandte. Sie mochte nicht hinsehen. Er würde ihre Halbschwester in Fetzen reißen, weil sie es gewagt hatte, ihr, Lina, seine Gestalt zu enthüllen. Obwohl sie die Frau aus tiefstem Herzen verabscheute, wünschte sie ihr kein solches Ende.
     
    ***
     
    Töten. Shatan spürte den Wunsch ganz tief in sich drin. An jenem Punkt, den er vor Ewigkeiten verloren glaubte. Shatan konnte Linas Gesichtsausdruck nicht ignorieren. Unglauben, gefolgt von purem Entsetzen. Er hörte, wie sie hinter ihm würgte.
    Der Muskel in seiner Brust, der sich Herz schimpfte, pumpte und arbeitete. Shatan spürte das Blut durch seine Adern pulsieren. Lebte zum ersten Mal seit Ewigkeiten wieder richtig.
    Und trotzdem fühlte Shatan sich miserabel. Er hatte endgültig die letzte Möglichkeit zu dem Einzigen verspielt, was er sich jemals wirklich gewünscht hatte. Eine einzige Nacht mit Lina. Es wäre nicht annähernd genug gewesen, doch bestimmt hätte es ihm dabei geholfen, über ihr jähes Entsetzen bei seinem Anblick hinwegzukommen.
    Die Kälte, die er zuvor immer wieder gespürt hatte, verwandelte sich in ein unsäglich heißes Brennen. Es ging von seinem Herzen aus. Wie Feuer schoss es durch seinen ganzen Leib. Shatan wölbte den Rücken, die Fäuste geballt und stieß einen Schrei aus, der die Vögel aus ihren Nestern trieb.
    Touristen standen mittlerweile in Scharen in der Nähe und verfolgten gebannt das Spektakel. Er knurrte sie an, bis sie vor Angst zurückwichen. Warum sollten sie auch anders reagieren als Lina? Dennoch verschwanden sie nicht. In morbider Faszination beobachteten sie, wie er sein Ziel suchte.
    Nur weil Lilith seine Wut kanalisiert und zum Ausbruch gebracht hatte, was ihm ohne sein zweites Horn selbst nicht möglich gewesen wäre, wusste Lina nun, wie er aussah, wenn er bereit war, jemanden zu vernichten. Er verfluchte sich im Stillen. Er hätte sich von Lina fernhalten sollen.
    Seine glutroten Augen fixierten Lilith. Mit einem Wutschrei stürzte er sich

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