Höllenjob für einen Dämon (German Edition)
hoffen, dass Lina diesmal wenigstens seinem Befehl gefolgt war und das Weite gesucht hatte. Für ihn selbst standen die Chancen schlecht. Nur wenn er das Flammenschwert von Gavarel trennen konnte, bestand der Hauch einer Chance, heil aus der Sache herauszukommen.
Vielleicht verfügte der Seraph über die Kraft, die Gedanken Shatans zu lesen, denn Gavarel drehte die Hüfte und brachte somit das Schwert außer Reichweite.
Shatans Quastenschwanz schoss hervor, wickelte sich um die Beine des Engels und zog. Der Hüne taumelte. Seine Flügel zitterten, um ihn im Gleichgewicht zu halten. Shatan wölbte die Schultern, zog den Kopf ein und stieß zu. Seine Horn und der weiße König durchbrachen den bronzenen Harnisch. Die Spielfigur verfing sich darin. Die Kämpfenden stürzten zu Boden. Die echte Hornspitze drang durch Shatans Gewicht in Gavarels Brust.
Der Engel brüllte. Er stemmte sich mit den Armen gegen den Dämon. Presste von unten nach oben. Eine denkbar ungünstige Position. Dennoch gelang es Gavarel Shatan von sich fortzuschieben.
Im nächsten Moment waren sie wieder auf den Beinen.
Wie Raubtiere umkreisten sie einander, taxierten ihr Gegenüber, um endlich eine Schwachstelle zu finden.
Shatan sah aus den Augenwinkeln, wie Josh zu Lilith rannte. Auch einige Menschen versuchten zu helfen. Andere sanken einfach nur auf die Knie und beteten.
Als ob Er sie erhören würde.
Gottes Sohn kümmerte sich um die Punkerin. Er hob sie auf die Arme und trug sie außer Reichweite der Kämpfenden.
Davon abgelenkt sah Shatan Gavarels Faust eine Sekunde zu spät. Das Krachen, als seine Nase brach, war unüberhörbar. Blut schoss daraus hervor. Shatan schüttelte sich, um seinen Blick zu klären. Ein Tritt des Engels presste ihm den Atem aus den Lungen.
Erneut flog Shatan durch die Luft. Er prallte gegen eine Eiche, die unter dem Aufprall splitterte. Wütend rappelte der Dämon sich auf und wischte feine Holzspäne beiseite. Knurrend packte er den Baumstamm. Er zog, bis das Holz barst. Dann holte er aus und schleuderte den Baum wie ein Geschoss in Gavarels Richtung.
Erneut vollführte der Erzbote die Bewegung, die seinen Körper zurückzog, so dass die Flügel nach vorn schossen. Diesmal riss er sie jedoch gleich wieder vor, um sich selbst über den Stamm hinwegzukatapultieren.
Durch die Druckwelle geschahen zwei Dinge gleichzeitig. Keine davon gefiel Shatan. Der Stamm wurde zu ihm zurückgeschleudert und riss ihn von den Füßen, während Gavarel lachend in der Luft hing. Zeitgleich segelte ein zierlicher Körper mit rotblonden Locken durch die Luft.
Shatans Atem stockte.
Warum war Lina noch hier? Sie sollte doch weglaufen!
Die Druckwelle schleuderte Lina durch die Luft. Wild mit den Armen rudernd versuchte sein Schützling Halt zu finden. Es gelang ihr jedoch nicht. Ihre angstgeweiteten Augen richteten sich auf Shatan, dessen Herzschlag aussetzte.
Die Zeit verlangsamte sich, so dass er hilflos alles mit ansehen musste. Evangelina und Shatan sahen einander an. Verstanden, was gleich geschehen würde.
Einen Moment lang war Shatan vor Angst wie gelähmt. Das durfte nicht sein! Nicht Lina! Aber noch bevor er auch nur die Augen vor dem schrecklichen Anblick schließen konnte, beschleunigte sich die Szene wieder zu einem grässlichen Crescendo.
Wie ein Geschoss raste Linas Körper rückwärts und landete mit einem schmatzenden Geräusch auf der kreuzförmigen Holzkonstruktion. Die Nägel bohrten sich durch ihre Haut, bis die rotgefärbten Bolzen austraten.
Shatan hörte die Knochen ihrer Hände splittern, als sie dumpf gegen das Holz schlugen. Diese Verletzungen hätte die junge Frau womöglich überlebt. Doch der zusätzlich angebrachte Speer, der die tödliche Wunde in der Seite Jesu andeuten sollte, durchstieß Linas Unterleib.
Entsetzt schleuderte Shatan die Überreste des Baumstammes von sich. Er sprang auf. Rannte zu Lina. Als er sie erreichte, sah er gerade noch, wie das Licht ihres Lebens erlosch.
Vorsichtig zog Shatan ihren Körper vom Kreuz. Sie blutete nur wenig, da ihr Herz bereits nicht mehr schlug. Er ließ sich zu Boden sinken, hielt Lina im Arm. Wiegte sich vor und zurück, wisperte unzusammenhängende Worte. All seiner Wut ledig, glitt er in seine menschliche Form. Shatan flehte. Er bettelte. Seine Stimme rau vor Emotionen schämte er sich der Tränen nicht, die ihm über die Wangen liefen und ihr Gesicht benetzten.
„Lina, bitte nicht. Oh bitte, Gott, nein. Sie darf nicht gehen. Nicht so!‟
Er
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