Höllenqual: Lenz’ zehnter Fall (German Edition)
richtige Position gebracht hatte und hinter seinem Kollegen
auf das Haus zuhumpelte. Dort angekommen, legte Hain den Finger auf die Klingel,
trat einen Schritt zurück und sah an der Fassade nach oben.
Zwei Stockwerke,
nach dem Krieg gebaut, hätte mal wieder etwas Pflege nötig. Hinter der
Haustür erklangen laute Schrittgeräusche, so, als würde sich jemand in Holzschuhen
nähern. Dann wurde die Tür geöffnet und die gleiche Frau wie einige Minuten zuvor
erschien. An ihren Füßen erkannten die Polizisten tatsächlich Holzpantinen.
»Ja, bitte?«,
fragte sie, nachdem sie die beiden Besucher zunächst eingehend gemustert hatte.
Hain stellte
sich und Lenz vor, während er kurz seinen Dienstausweis in die Höhe reckte.
»Sie sind
Frau Zimmermann?«
»Ja, gewiss.
Was kann ich für Sie tun, meine Herren?«
»Wir wissen,
dass sich Bernd Ahrens in Ihrem Haus aufhält und würden gern kurz mit ihm sprechen.«
Frau Zimmermann
drehte kurz den Kopf nach hinten, in Richtung des Flurs.
»Ja, ich
weiß jetzt gar nicht, wie ich mit der Situation umgehen soll. Muss ich Sie in unser
Haus lassen?«
»Zur Vermeidung
von Missverständnissen wäre es sicher nicht schlecht.«
»Und wenn
ich mich weigere? Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, aber Bernd Ahrens ist ein
wirklich guter Freund unserer Familie.«
»Wollen
Sie sich vielleicht mit Ihrem Mann besprechen, Frau Ahrens? Wir möchten Ihnen keine
Unannehmlichkeiten machen, aber …«
»Mein Mann
ist nicht zu Hause. Ich erwarte ihn zwar jede Minute, doch ich kann diese Entscheidung
sehr wohl allein treffen.«
»Das ist
schön. Wir wollen Sie allerdings nicht zu etwas …«
Hain brach
erneut seinen Satz ab, weil in ihrem Rücken das kummervolle Gesicht von Bernd Ahrens
sichtbar wurde.
»Lass nur,
Margarethe, es ist wohl besser, wenn ich mit den Herren spreche. Aber das muss nicht
in eurem Haus sein, ich gehe auch mit ihnen auf das Polizeirevier.«
»Guten Abend,
Herr Ahrens«, begrüßte Lenz den Mann, der sich nun neben der Hausherrin aufgestellt
hatte. »Das ist sehr freundlich von Ihnen.«
»Das kommt
doch gar nicht infrage, dass du wie ein Schwerverbrecher auf das Polizeirevier gebracht
wirst«, ließ sie ihn wissen und wandte sich anschließend wieder Lenz und Hain zu.
»Kommen Sie herein, meine Herren, und befragen Sie hier unseren Freund Bernd Ahrens.«
Die Einrichtung
im Haus der Zimmermanns ließ auf eine eher bescheidene Lebensführung schließen.
Die Möbel im Flur sahen verbraucht und abgewohnt aus, die Lampen schienen aus den
Fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts zu stammen, und über allem lag ein schwerer,
süßlicher Geruch.
»Setzen
wir uns doch in die Küche«, bot Margarethe Zimmermann den Männern an und ging voraus,
ohne auf eine Antwort zu warten.
»Wenn es
Ihnen lieber ist, warte ich auch drüben«, schob sie in Richtung der Polizisten hinterher,
nachdem alle in der Wohnküche des Hauses angekommen waren und sich gesetzt hatten.
»Das wäre
sehr nett von Ihnen, ja«, zeigte Lenz sich mit ihrem Vorschlag überaus einverstanden.
»Mir wäre
es, offen gestanden, lieber, wenn du dabeibleiben würdest«, entgegnete Ahrens leise.
»Ich würde mich dann bedeutend wohler fühlen.«
Die Frau
sah die beiden Polizisten abwechselnd an.
»Wie Sie
möchten«, gab der Hauptkommissar nach.
»Dann ist
das ja geklärt. Will jemand etwas trinken?«
Alle verneinten.
»Also, Herr
Ahrens«, begann Hain vorsichtig, »Sie können sich sicher denken, dass uns Ihre Einlage
von heute Nachmittag nicht besonders gefallen hat. Warum haben Sie das gemacht?«
»Weil ich
nicht mit Ihnen sprechen wollte. Es hat mir in diesem Moment gerade ganz und gar
nicht ins Programm gepasst. Außerdem dachte ich nicht, dass Sie von der Polizei
sind, sondern dass mein Arbeitgeber Sie mir auf den Hals gehetzt hat.«
»Es wäre
für uns einfacher gewesen, wenn Sie uns das gesagt hätten.«
»Es war
ein Fehler, den ich einsehe, aber für den ich auch um ihr Verständnis nachsuche.
Wenn ich gewusst hätte, dass Sie von der Polizei sind, hätte ich vermutlich anders
gehandelt.«
Margarethe
Zimmermanns Blick flog während des Gesprächs von einem zum andern, doch sie konnte
mit dem Gehörten natürlich wenig anfangen.
»Können
Sie sich vorstellen, warum wir Sie sprechen wollten, Herr Ahrens?«, wollte Lenz
wissen.
»Nein, offen
gestanden, nicht. Bei Detektiven, die mein Arbeitgeber geschickt hätte, schon, aber
nicht bei der Polizei.«
»Was haben
Sie gemacht, nachdem Sie
Weitere Kostenlose Bücher